„Leipzig ruft dem Beschauer keine altertümliche Zeit zurück; es ist eine neue, kurz vergangene, von Handelstätigkeit, Wohlhabenheit, Reichtum zeugende Epoche, die sich uns in diesen Denkmalen ankündigt." Die Stadt „mit ihren schönen, hohen und untereinander gleichen Gebäuden" machte auf Goethe „einen sehr guten Eindruck". Sie habe in stillen Momenten etwas „Imposantes". So fasste schon Johann Wolfgang von Goethe, der in Leipzig studiert hatte und später die Stadt noch oft besuchte, seinen Eindruck über Leipzig in „Dichtung und Wahrheit" zusammen. Fast möchte man sagen, dem ist nichts hinzuzufügen.
Wohin der „Beschauer" auch blickt, innerhalb des Promenadenrings der Stadt steht jedes zweite Gebäude unter Denkmalschutz. Das denkmalreichste Wohnensemble der Stadt ist jedoch das Waldstraßenviertel als Beispiel für die glanzvolle Zeit des Leipziger Historismus.
Das gründerzeitliche Plagwitz gehört gemäß der UNESCO-Liste zu den größten Industriedenkmälern europäischer Städte.
Zur Rettung dieser einmaligen Bausubstanz trug zweifelsfrei die Wiedervereinigung Deutschlands bei und damit die Übernahme des bundesdeutschen Rechts. Ab 1992 setzte eine rege Bautätigkeit ein. Fast alle wertvollen Kulturdenkmale wurden instand gesetzt, die Baulücken geschlossen. Das war Rettung in größter Not. Denn im Januar 1990 hatte der Vorsitzende der Bezirksleitung des Kulturbundes, Peter Heldt, auf der 1. Leipziger Volksbaukonferenz festgestellt: „Leipzig ist geprägt vom Verfall seiner historischen Bausubstanz, des Lebensraumes seiner Bürger. Ein Verfall, der die Zerstörung des zweiten Weltkrieges weit übertrifft." Die DDR war nicht zuletzt an diesen Missständen gescheitert.
Wenn Leipziger Bürger gefragt werden, warum die Initialzündung für die Aufstände im Herbst 1989 von Leipzig ausging, führen sie auch das Leid über den Verfall ihrer wunderschönen Stadt an.