Wilhelm von Ryssel (1634 – 1703)
Wilhelm von Ryssel wurde am 3. Dezmber 1634 als Sohn von Heinrich von Ryssel dem Jüngeren und Rosina Böckel in Leipzig geboren.
Der Vater hatte das florierende Gold- und Silberhandelsunternehmen aus den Niederlanden nach Leipzig verlegt. In Leipzig kam er als Vorsteher des Hospitals St. Johannis zu Ehren. Er ebnete den Weg für seinen Sohn, der die Geschäfte erfolgreich weiterführte. Als Mitglied des Stadtrates und Vorsteher der Richterstube übernahm Wilhelm von Ryssel wichtige Ämter und setzte seine Karriere als Baumeister der Stadt Leipzig und als Mühleninspektor fort. 1655 hatte er Ursula von Beren geheiratet. Aus der Ehe gingen zwei Söhne und vier Töchter hervor. Wilhelm von Ryssel starb 1703. Er erhielt eine repräsentative Grabstätte in der Universitätskirche St. Pauli.
Das imposante Epitaph für Wilhelm von Ryssel gehört zu den großen Holzbildwerken in der Universitätskirche.
Über
einen barocken Sarkophag erhebt sich ein eindrucksvolles großes
Kreuz, das von einem Ehrentuch gekrönt ist. Darunter verbirgt sich
das Familienwappen. Links zeigt ein stehender Engel auf die Inschrift
SPES MEA CHRISTUS, übersetzt „Meine Hoffnung ist Christus“. Die
linke Hand des Engels hält ein Banner, auf dem einige Verdienste und
Lebensdaten des Verstorbenen stehen. Vis-á-vis rechts auf dem
Sarkophag sitzt ein nackter, kahlköpfiger, bärtiger alter Mann mit
Flügeln und einer Sense, der die Allegorie der Zeit verkörpert.
Diese ernsten Themen werden durch eine Anzahl spielerischer
und dekorativer Putten durchbrochen.
Im
Vergleich zu anderen Epitaphien wird hier eine abstraktere
Formensprache gewählt. So fehlen ein Porträt des Verstorbenen und
Verweise auf biblische Begebenheiten. Das Epitaph wirkt wie ein
Emblem.
Daniel Eulenbeck (1570 – 1587)
Daniel
Eulenbeck wurde am 25. April 1570 in Dresden als Sohn des
kurfürstlich-sächsischen Hofrates Wolfgang Eulenbeck geboren. Seine
Mutter Ursula, geb. von Sode, war in 1. Ehe in Leipzig verheiratet
gewesen, ehe sie als Witwe die 2. Ehe mit Wolfgang Eulenbeck einging.
Daniel
Eulenbeck wurde von Privatlehrern unterrichtet. Im Wintersemester
1584/85 begann er an der Universität Leipzig ein Studium. Bereits
1587 verstarb er im 18. Lebensjahr als Student infolge eines
tragischen Unfalles. Auf der Hochzeit seines Freundes Sigismund von
Bila stürzte er unglücklich. Berichtet wurde: „...als er um eilff
Uhr nach Hause gehen wollte, die Treppe rückwärts herunter
geschlagen, daß er sprach-loß gelegen. Folgenden Tages den 26.
Oktober ist er gestorben.“
Als
einziger Sohn der einflussreichen Eltern konnte er in der
Universitätskirche St. Pauli beerdigt werden. Die Eltern errichteten
eine Reihe von Denkmalen für ihren Sohn, wovon nur das aus Holz
gefertigte Gemälde-Epitaph erhalten blieb. Die beiden anderen
Denkmale wurden bei der Sprengung der Universitätskirche 1968
vernichtet.
Im Zentrum des im Stile der Spätrenaissance gestalteten Gemälde-Epitaphs steht die Auferstehung Christi. Jan de Perre, der wie sein Vater zu den bedeutendsten Malern in seiner Zeit gehörte, schuf dieses prachtvolle Gemälde. Valentin Silbermann, ein renommierter Bildschnitzer, gestaltete die plastische Schnitzrahmung, die mit Masken, Voluten und farbigen Beschlagwerk verziert ist.
Die Porträts der Predella zeigen die Familie: den verstorbenen Sohn Daniel, mit einem Kreuz gekennzeichnet, Vater Wolfgang, Mutter Ursula und die jüngere Schwester des verstorbenen Daniel Katharina.