Das Schillerdenkmal steht in der Lenné-Anlage, nahe der Schillerstraße in der Innenstadt Leipzigs.
Die Büste Friedrich Schillers auf der hohen Stele zeigt sein Abbild. An der Stele lehnen zwei lebensgroße nackte Figuren, die die Trauer und die Erhabenheit darstellen. Schiller schaut mit hohlem, dämonisch anmutendem Blick nach Westen zur Deutschen Bank. Nun, der Grund, weshalb er sich 1785 zum ersten Mal und für längere Zeit in Leipzig aufhielt, war Geldnot. Der Dichter fand dank der finanziellen Hilfe des betuchten Leipziger Bürgers Gottfried Körner die zum weiteren Schaffen notwendige Ruhe und Zeit zur Besinnung. Schiller folgte der Einladung seiner Bewunderer als Dichter der Dramen "Die Räuber", "Kabale und Liebe" und "Fiesco". Diese Leipziger um Gottfried Körner wollten ihn aufnehmen in ihren Kreis. Er schrieb dann in einem Bauernhaus in Leipzig-Gohlis die Ode "An die Freude", die vertont in Beethovens 9. Sinfonie Weltruhm erlangte. (Vergleiche: http://www.leipzig-lese.de/index.php?article_id=614.)
Relativ spät nach Schillers Tod (9. Mai 1805) wurde das Schillerdenkmal in Leipzig geweiht. Kurz nach der Weihe am 9. Mai 1914 brach der 1. Weltkrieg aus und stürzte Europa in eine Katastrophe. Vielleicht deshalb ging dann ein Brief empörter Leipziger Bürger unter, der an die Stadtverordneten Leipzigs gerichtet war:
„Ein paar gemeinere Gestalten konnten unsere allverehrten Stadtväter unseren edlen Schiller wohl nicht...an die Seite seines Denkmals stellen, als wie der Adam und die Eva, die da nackend sich der Jugend zeigen. Pfui Teufel noch einmal..."
Dem Betrachter des Schillerdenkmales fällt sofort die Ähnlichkeit des Stiles und des Materials mit dem „Klingerwürfel" auf, der als Postament für das Wagner-Denkmal in der Fleischergasse dient. Die Leipziger lieben den „Klingerwürfel" und die abgebildeten nackten Rheintöchter. Stilistisch zwischen Jugendstil und Expressionismus angesiedelt sind beide Denkmale aus weißem Marmor gehauen. Allein „M.K." (Autograph für Max Klinger[1857-1920]) war es nicht; dieser notierte: „Schmiemann und ich freuen uns jeden Tag." Über einen angelieferten Marmorblock. Und August Schmiemann aus Leipzig-Plagwitz war es, der nach dem Entwurf von Johannes Hartmann den 4,5 Meter hohen Marmorblock bearbeitete und gestaltete. Hartmann und Schmiemann waren beide Schüler Klingers; Hartmann hat dann im Jahre 1924 den Klingerwürfel nach den Plänen des Meisters überarbeitet. Daher rührt wohl die auffällige stilistische Ähnlichkeit.
(Vergleiche dazu http://www.leipzig-lese.de/index.php?article_id=279.)
Der Bildhauer Johannes Hartmann, geboren 1869 in Leipzig, gestorben 1952 in Naumburg, heiratete nach dem Tode Max Klingers dessen Witwe Gertrud, geb. Bock. Er schuf das Grabmal für Max Klinger auf Klingers Weinberg in Großjena. Berühmt berüchtigt wurde er dann in seiner Rolle als Betreuer des Nachlasses des vermögenden Max Klingers, der als Alleinerbin seine kurz vor dem Tod geheiratete Ehefrau eingesetzt hatte. Die Geschwister Klingers und die leibliche Tochter Desirée gingen leer aus. Sie strengten mehrere Prozesse an. Bedauerlich ist, dass die hinterlassenen Werke von Johannes Hartmann in Vergessenheit geraten sind und nicht adäquat gewürdigt werden.
Zu seinen Werken zählen (Auswahl):
1896: zwei Karyatiden am Portal des Augusteums der Universität
1901: Robert-Schumann-Denkmal auf dem Hauptmarkt in Zwickau
1909: Brunnen „Badendes Mädchen" unter den Arkaden des Alten Rathauses[
1916: Wappenhalterfiguren links und rechts der Statuen über dem Haupteingang der Deutschen Bücherei
Brunnen in Taucha
Quellen:
Marx, Werner: Leipzig. Literarische Spaziergänge. Leipzig 2001
Leipziger Blätter. Sonderausgabe Max Klinger. 2007
Vogel, Julius: Max Klinger und seine Vaterstadt Leipzig. Leipzig 1923
Wega Mathieu, Stella: Max Klinger. Frankfurt a. M. 1976