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Wir wünschen unseren Lesern ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und für das Neue Jahr Gesundheit, Glück und Energie.

Stille Nacht, heilige Nacht... und Leipzig

Stille Nacht, heilige Nacht... und Leipzig

Dipl.-Päd. Ursula Brekle

Was hat dieses wohl schönste Weihnachtslied aus dem deutschen Sprachraum mit Leipzig zu tun?

Notaph Gustav Schreck 1897. Bild: via Wikimedia Commons gemeinfrei.
Notaph Gustav Schreck 1897. Bild: via Wikimedia Commons gemeinfrei.

 

Das wohl schönste Weihnachtslied aus dem deutschen Sprachraum war 1818 entstanden.

Kirchenfenster zum Gedächtnis an Franz Xaver Gruber in der Stille-Nacht-Kapelle, Oberndorf.
Kirchenfenster zum Gedächtnis an Franz Xaver Gruber in der Stille-Nacht-Kapelle, Oberndorf.

Der Hilfspriester Josef Mohr (1792-1848) aus Oberndorf bei Salzburg und der in dieser Gemeinde wirkende Dorfschullehrer und Organist Franz Xaver Gruber (1787-1863) führten das Weihnachtslied zu Heiligabend 1818 in der Kirche St. Nikola zum ersten Mal auf. Mohr übernahm die Tenorstimme und Gruber die Bassstimme, die Schlussverse wiederholten die Sänger des Kirchenchores. Mohr hatte den Liedtext bereits 1816 geschrieben. Er bat Gruber, eine Melodie dazu zu komponieren, was vor Weihnachten 1818 geschah. Aus zwei Urkunden kennen wir die exakte Entstehungsgeschichte des Liedes. Einerseits durch die Quelle der Authentische Veranlassung und andererseits durch das älteste erhaltene Autograph von Joseph Mohr von 1823. Über die Motivation der beiden Schöpfer gibt es verschiedene Versionen. Eine Legende berichtet, dass die Orgel dieser Kirche wegen zu hoher Feuchtigkeit nicht bespielbar war. Deshalb komponierte Gruber eine Gitarrenbegleitung, die noch heute in der Urfassung von „Stille Nacht" gespielt wird. Als der Orgelbauer Carl Mauracher (1787-1844), der aus Fügen im Tiroler Zillertal stammte, für die Oberndorfer Kirche eine neue Orgel einbaute, hörte er das Lied und nahm es mit nach Fügen, wo es die Ur-Rainer Sänger übernahmen, die das Weihnachtslied mit dem Kirchenchor sangen. Von 1824 bis 1839 reisten die Ur-Rainer als Sängergruppe meist im Winter durch Europa, auch nach Deutschland (Hamburg,Berlin). Sie konnten durch Empfehlungsschreiben an Königs- und Fürstenhöfen auftreten.

Hotel de Pologne, Großer Ballsaal 2010. Foto: Appaloosa via Wikimedia Commons.
Hotel de Pologne, Großer Ballsaal 2010. Foto: Appaloosa via Wikimedia Commons.


In der Kirche zu Fügen lernten die Gebrüder Strasser „Stille Nacht“ kennen. Sie kamen aus Laimach im Zillertal. Dort betrieben sie ein Handschuhgeschäft und bereisten als Händler einschlägige Märkte in Mitteldeutschland, so kamen sie auch in die Messe- und Buchstadt Leipzig, nachweislich zur Weihnachtszeit 1831. Damit sich ihre Waren gut verkauften, traten die Geschwister Strasser als Volkssänger auf. Sie trugen im Rahmen von Konzerten „ächte Tyroler Liedern" vor, unter anderem das Lied „Stille Nacht ". Zu den Geschwistern gehörten Anna (geb. 1802), Joseph (geb. 1807), Amalie (geb. 1809) und Carolin (geb. 1813). Der Bruder Alexander war 1831 verstorben.

„Stille Nacht“ soll dem Organisten einer katholischen Kirchgemeinde und Lehrer Franz Alscher in Leipzig besonders aufgefallen sein. Die Geschwister Strasser haben dann das Lied 1831 in der Christmette des katholischen Gottesdienstes in der Hofkapelle der Pleißenburg gesungen. Die Aufführung hinterließ einen tiefen Eindruck. Vor allem diese Melodie gewann die Aufmerksamkeit des Publikums. Ein unbekannter Verfasser schrieb im Jahr 1832 im „Leipziger Tageblatt", die Geschwister Strasser sollten das eindrucksvolle Weihnachtslied im bevorstehenden Weihnachtskonzert am 15. Dezember 1832 im Saal des „Hotel de Pologne" in Leipzig wieder aufführen. Obwohl das Lied nicht auf dem Programmzettel stand, sangen es die Geschwister Strasser. Denn 14 Tage danach erschien im „Leipziger Tageblatt" ein Bericht über dieses Konzert, darin wird ausdrücklich der Vortrag des Liedes der Geschwister Strasser erwähnt, die der Bitte entsprochen hätten. Es war ein großer Erfolg. Damit war das Weihnachtslied weiten Kreisen der Leipziger Bürger bekannt. Überliefert ist, dass der Leipziger Verleger und Buchhändler August Robert Friese (1805-1848) dieses Konzert besuchte. Wer die Melodie dann nach dem Gehör auf ein Notenblatt aufschrieb, ist nicht mehr bekannt. Quellen beweisen aber, dass der Erstdruck des Liedes 1833 in Dresden auf einem Flugblatt erfolgte, gemeinsam mit drei anderen „ächten Tyroler Liedern", verlegt von A. R. Friese. Wer das Lied komponiert und wer den Text verfasst hatte, war in dieser Zeit schon nicht mehr in Erinnerung. Es wurde als Tiroler Volkslied bezeichnet. In der Liedersammlung mit dem Titel „Vier ächte Tiroler Lieder" ist „Stille Nacht" enthalten, erschienen um 1840, verlegt und vertrieben ebenfalls von August Robert Friese.

Jubiläumskarte. Bild: via Wikimedia Commons gemeinfrei.
Jubiläumskarte. Bild: via Wikimedia Commons gemeinfrei.

Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. - ein Schwager der beiden sächsischen Könige Friedrich August II. und Johann - liebte dieses Weihnachtslied und ließ es alljährlich in der Weihnachtszeit im Berliner Dom singen, was zur Verbreitung wesentlich beitrug. Dem König von Preußen ist es zu danken, dass die Autoren , die in dieser Zeit noch lebten, damals in Deutschland bekannt geworden sind. Er ließ nachhaken, nachforschten und konnte so die Autoren ermitteln.

In Oberndorf bei Salzburg geschaffen, über die Zillertaler Nationalsängern verbreitet, trat das Lied seinen unvergleichlichen Siegeszug über Leipzig und Dresden durch die deutschen Länder und um die ganze Welt an. Heute gibt es Übersetzungen in alle wichtigen Weltsprachen, insgesamt in mehr als 300 Sprachen und Dialekten. Ursprünglich wurde das Lied einstimmig für Gitarrenbegleitung geschrieben. Wir kennen aber heute oft nur die mehrstimmige Chorfassung. Diese heutige Fassung hat der Thomaskantor Gustav Schreck (sein originales Wohnhaus steht heute noch an Lurgensteins Steg gegenüber der Thomaskirche) geschrieben und mit dem Thomanerchor uraufgeführt. In Sachsen darf dieses Weihnachtslied in den Aufführungen des Thomanerchores und des Dresdner Kreuzchores in der Advents- und Weihnachtszeit nicht fehlen, ebenso wie in den erzgebirgischen und vogtländischen Christmetten. Mit Stolz können wir Sachsen auf einen starken Impuls zur Verbreitung des wohl schönsten Weihnachtsliedes verweisen: Das Lied ging in der Schriftform von der Buchstadt Leipzig und von einem ihrer weltberühmten Verlage aus, wenn das Lied auch in Österreich entstanden war.

Die österreichische UNESCO-Kommission hat „Stille Nacht" in die nationale Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Inzwischen ist es auch in der Gesamtliste des Internationalen UNESCO-Kulturerbes verzeichnet. Wir können davon ausgehen, dass die Mitglieder der Kommission, die zu entscheiden hat, die drei Strophen (es gibt auch eine längere Version) auswendig kennen und positiv entschieden haben.

Das Lied ist in Amerika so verwurzelt und bekannt, dass viele Amerikaner fest daran glauben, das Weihnachtslied sei ein originales amerikanisches Lied.


Gebräuchliche Fassung

Stille Nacht, heilige Nacht!
Alles schläft, einsam wacht
Nur das traute, hochheilige Paar.
Holder Knabe im lockigen Haar,
Schlaf in himmlischer Ruh,
Schlaf in himmlischer Ruh


Stille Nacht, heilige Nacht!
Gottes Sohn, o wie lacht
Lieb aus deinem göttlichen Mund,
Da uns schlägt die rettende Stund,
Christ, in deiner Geburt,
Christ, in deiner Geburt.


Stille Nacht, heilige Nacht!
Hirten erst kundgemacht,
Durch der Engel Halleluja.
Tönt es laut von fern und nah:
Christ, der Retter ist da,
Christ, der Retter ist da!

Quellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Stille Nacht, heilige Na...

Friedrich Haarhaus: Stille Nacht, Heilige Nacht: Wissenswertes zu den schönsten Advents- und Weihnachtsliedern. St. Benno-Verlag, Leipzig 2005.

Wolfgang Herbst: Stille Nacht, heilige Nacht. Die Erfolgsgeschichte eines Weihnachtsliedes. Atlantis Musikbuch, Zürich/Mainz 2002.

Dr. phil. Albert Prinz von Sachsen Herzog zu Sachsen Markgraf von Meißen: Weihnachten in Sachsen. BVB Bayrische Verlagsanstalt Bamberg.

Die Autorin dankt Herrn Dipl.-Ing. Ing. Jörg Hasse für den wichtigen Hinweis auf die heute verbreitete Fassung von Thomaskantor Gustav Schreck.

Die Autorin dankt Herrn Dr. Martin Geisler für die Hinweise auf die richtige Verortung der Fotos von U. Drechsel und auf die Geschwister Strasser, zu der auch drei Mädchen gehörten, Anna, Amalia und Caroline.

Die Autorin dankt der Fotografin Ursula Drechsel für die Fotos, die in der Kirche Stille-Nacht-Kapelle in Oberndorf aufgenommen worden sind: (Kopfbild) und das Kirchenfenster im Gedenken an Franz Xaver Gruber.

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