Bereits Lessing, der wie Goethe an der Leipziger Universität studiert hat, resümierte: „Ich komme nach Leipzig, an einen Ort, wo man die ganze Welt im Kleinen sehen kann."
Geht ein Leipziger „in die Stadt", so meint er das Zentrum innerhalb des Rings. Als Leipzig noch als Festung ausgebaut war, verlief hier die Stadtmauer. Als diese fiel, setzten kluge Räte und Bürgermeister durch, dass viel Raum für Begrünung in parkähnlichen Anlagen blieb. Es entstand der Promenadenring, auf dem ab September 1989 Hunderttausende demonstrierten, denn innerhalb eines Rings, eines Kreises fühlen sich Menschen seit jeher geschützt und geborgen. Im Leipziger Zentrum kann man sich nicht verlaufen, denn selbst der Fremde kommt nach einem Kilometer Fußmarsch an den Rand des Ringes und zurück bald an die Stelle, wo er schon war.
Das soll nicht heißen, die Spaziergänge außerhalb des Rings könnten nicht Attraktives bieten: das Rosenthal oder das Waldstraßenviertel oder zum Südfriedhof. Lassen Sie sich nicht von einem Gedicht von Roda Roda irritieren, sondern wandern Sie selbst:
Nicht mit Unrecht gilt ...
Andrerseits muß man
den Leuten zugutehalten,
dass...
kurz: Man kann verstehen.