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Friedrich W. Kantzenbach

Erfundenes Glück

Der Autor beschäftigt sich auf lyrischem Weg mit den essentiellen Dingen des Lebens. Er reflektiert seine reichen literarischen Begegnungen und verarbeitet Reiseerlebnisse und persönliche Bekanntschaften mit Menschen, die ihn beeindruckten. Zunehmend durchdringen die Themen Krankheit, Tod und Vergänglichkeit seine Texte.

 

Sünde ?

Sünde ?

Edwin (Pseudonym: Bliemchen) Bormann

Mendebrunnen auf dem Augustusplatz. Foto: Archiv U.u.H. Drechsel.
Mendebrunnen auf dem Augustusplatz. Foto: Archiv U.u.H. Drechsel.

Wer singt: Mein Leipzig lob' ich mir!

Dem spendet lauten Beifall ihr.

Doch wenn die Tonart anders klingt,

Wenn einer mal die Pritsche schwingt,

Der Schelmheit Narrenpritsche bloß -

Hui, dann ist gleich der Teufel los.

Dann ruft gleich jeder außer sich:

„Nee heernse, nee, so simmer nich!"

 

Es denkt so mancher wackre Mann:

Daß einer sächsisch schreiben kann,

Find' ich im höchsten Grade roh!

Wir reden ja doch gar nicht so! -

Der gute Kerl, er ahnt es nicht,

Wie's klingt, wenn er drei Worte spricht!

Er hat kein Ohr dafür, und war

Doch mein Modell schon manches Jahr.

 

Ist's Sünde denn das Sächsisch-Reden?

Dann müßt zuerst ihr euch befehden,

Die ihr, ohn' daß ihr's wißt wie weit

In Sprach' und Tonfall Sachsen seid. -

jed' sächsisch Herz, jed' sächs'scher Mund

Gibt sächsisch seine Weisheit kund;

Drum laßt das Schimpfen künftig bleiben,

Tut einer auch mal sächsisch schreiben.

 

Hauptsache ist und bleibt allzeit,

Daß nach wie vor ihr „helle" seid.

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