Leipzig-Lese

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Unter den Monden des anbrechenden Lebensabends dehnt sich die Zeit und doch ist ihr Vergehen anders zu spüren als sonst. Jetzt wirken alle Fragen entscheidend, die Endgültigkeit scheint zum Greifen nah und Einsichten beginnen dort, wo alles Denken innehält.

Lyrikband von Berndt Seite

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November

November

Christine Brandt-Borse

Wallendorfer See. Foto: Ursula Drechsel.
Wallendorfer See. Foto: Ursula Drechsel.

Blätter Tau behaftet, trotzen,

verlieren zusehends Farbe und Kraft.

Eigens die Früchte protzen,

verschwenden ihren Saft.


Der Sommer, unwiederbringlich,

Nebel bildet Mauern

fast undurchdringlich.

Die Bäume starr, sie trauern.


Sie kämpfen ums Sein,

wehren sich, bar jeder Macht.

Verneigen sich vor dem scheidenden Sommer, werden klein

dort, wo sich im Lande die Kälte einschleicht, ganz sacht.


Immer noch grau weißer Nebel triumphiert,

umgeht geschickt alle Normen.

Grenzen, Linien werden retuschiert,

es entstehen neue bizarre Formen.


Zweige tragen schwere Last,

der Regen, er dirigiert.

Verwischt und zaubert Konturen, ohne Hast

bis er gegen die kalte Sonne verliert.


Blätter ergeben sich, fallen.

Schatten legen sich über des Sommers gesenkte Lider.

Singvogelrufe verhallen,

wie jedes Jahr die letzten Lieder.


Erhabene Geste des Herbstes am Ende,

Schleier tanzen auf und nieder.

Die Natur ahnt schon die Wende,

immer und immer wieder

Das Kopfbild ist eine Zeichnung der Autorin Christine Brandt-Borse.

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