Leipzig-Lese

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Leicht und spielerisch, aber auch selbstkritisch und Hilfe suchend sind die Verse dieses Lyrikbändchens. Ina Herrmann-Stietz teilt Stimmungen und Ereignisse, Zweifel und Sinnsuche und lässt den Lesenden sich selbst wiederfinden. So kehrt er zurück ins Land seiner Seele, seiner innersten Träume, kann dort Kraft schöpfen und mit erwachten Hoffnungen wieder ins Leben starten.

Goethe ist nicht zu sprechen

Goethe ist nicht zu sprechen

Heinrich Meyer.
Heinrich Meyer.

Goethe hatte sich wieder einmal am Wein ein wenig übernommen. Sein Freund, der Maler Heinrich Meyer, bewachte ihn treu. Plötzlich klopfte es an der Tür. Meyer sprang auf. Ehe er es aber verhindern konnte, steckte ein fremder Besucher seinen Kopf herein und sah die Bescherung. Es konnte auch nicht mehr helfen, dass Mayer sich mit ausgebreiteten Armen vor seinen Herrn stellte und rief: „Se könne dän Geheimrat nicht spräche, der Geheimrat macht Värsche.“

„Du hättest dem Eindringling ruhig die Wahrheit sagen können“, rügte Goethe am nächsten Tag, als er wieder zu sich gekommen war, „dann hätte er sich vermutlich eher zurückgezogen.“

 

Wenige Tage später:

Goethe arbeitete seit Tagen konzentriert an der Gesamtausgabe seiner Werke letzter Hand und hatte den strengen Befehl gegeben, dass niemand vorgelassen werden sollte, weil er nicht gestört werden wollte. Es klopfte wieder.

Meyer stürzte an die Tür, riss sie auf und rief: „Se könne die Exzellenz heute nich spräche! Exzellenz sein seit drei Tage beim Saufe!“

Quelle

Münchner Lesebogen Nr. 87, Erscheinungsjahr 1950

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