In der Klostergasse, die heute noch diesen Namen trägt, neben der früheren Post soll sich dann und wann eine Nonne zeigen, die bis an das sogenannte Barfußpförtchen geht und dort verschwindet. Auch wird von einem Mönch erzählt, der an gewissen Tagen des Jahres um Mitternacht in der Neukirche umgeht; später hieß diese Kirche Matthäikirche. Sie wurde im 2. Weltkrieg zerstört.
Ebenso hat von der Nonnenmühle bis zur Barfußmühle sich von Zeit zu Zeit eine weiße Gestalt gezeigt, die im Volk „Federsuse“ genannt wird. Beide Mühlen waren Wassermühlen im Auegebiet von Pleiße und Weißer Elster. Noch heute verkleiden sich zu Fasching Mädchen als "Federsuse".
Zur Zeit des Leipziger Aufstandes von 1830 erschien eine weiße Frau
auf dem Neuen Kirchhof an dem sogenannten Geisterpförtchen. Im
Schrötergässchen, heute Grünewaldstraße, das ungefähr nur 4
Ellen= 4,57 Meter breit war und vom Postplatz zum Windmühlengässchen
führte, soll sich vor mehreren Jahren ebenfalls eine weiße Gestalt
gezeigt haben. Diese ist dem Nachtwächter oftmals auf die Schulter
gesprungen, der sich daran gewöhnte und mit seiner anscheinend
leichten Last auf dem Rücken seinen Dienst bis Mitternacht versah.
Danach verschwand die Gestalt.
Quelle
Gräße, J. G. Th.: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 1 von 1874. Die Sage ist sprachlich bearbeitet und ergänzt von Ursula Brekle.
Bildnachweis
Kopfbild: Spectre d'une dame blanche (montage).
Abb. 1 Die Neue Kirche Leipzig 1749. Kupferstich, Foto_H.-P.Haack.
Abb. 2 Mühlen in Leipzig nach Merian 1650.