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Mitgelaufen

Christoph Werner

Das Buch „Mitgelaufen“ ist nicht wie andere Bücher über das Leben in der DDR. Hier liegt nicht der Fokus auf Mangelwirtschaft, einer allmächtigen Partei und der Staatssicherheit. Der Autor ist auch kein Opfer des Regimes, dem schreckliches widerfahren ist. Er gehört zu der großen Masse derjenigen, die sich als Rädchen im Mechanismus der DDR-Diktatur gedreht haben. Christoph Werner bricht mit seinem Buch das Schweigen der Mitläufer. Er stellt sich seiner eigenen Vergangenheit und dem Wissen, dass er selbst durch seine Zurückhaltung oder auch lautstarke Zustimmung das alte System lange am Leben erhalten hat. Jahrzehnte nach dem Mauerfall eröffnet er damit vor allem der heranwachsenden Generation, welche die DDR nur noch vom Hörensagen kennt, einen ganz neuen Blickwinkel auf ihre Geschichte.

Ohne Anklage und ohne den Versuch der Rechtfertigung wagt er eine kritische Betrachtung aus dem eigenen Erleben und gewährt Einblicke in eine vergangene Zeit.
Möge der Leser nicht mit dem Zeigefinger auf ihn zeigen, sondern sich fragen, wie oft er heute selbst dem Mainstream folgt oder mutig zu sich selbst und seiner Meinung steht.

Der Ursprung von Leipzig und seinen Linden

Der Ursprung von Leipzig und seinen Linden

Die Stadt Leipzig soll nach einigen ihren Namen daher haben, daß ein gewisser Lybonothes, ein Kriegsfürst jenes Arminius, der den Varus schlug, hier sein stetiges Hoflager gehalten und im Schlosse Aldenburg, nahe dem Ranstädtischen Tore gelegen, da wo die Pleiße und Parte zusammenkommen, residiert haben: nach diesem habe es erst den Namen Libonitz, aus dem dann durch Zusammenziehung Lyptz ward, geführt. Weil aber dieses Wörtchen in wendischer Sprache einen Lindenbusch bedeutet, so haben andere, wie er pirnaische Mönch und Erasmus Stella, berichtet, daß an dem Orte, wo jetzt die Stadt liege, ursprünglich ein Dorf gewesen und hier unter einem schönen Lindenbaum mit weit ausgebreiteten Ästen ein Abgott der Sorben/Wenden namens Flyns gestanden habe, so von schrecklicher Gestalt war, nämlich ein toter Körper mit einem langen Mantel behangen, in seiner Hand einen Stab mit einem brennenden Blasfeur, auf der linken Schulter einen aufgerichteten Löwen haltend und auf einem hohen Steine stehend, der sei hochgeehrt worden, da sie meinten, der Löwe solle sie von den Toten auferwecken. Solchen Abgott hat der heilige Bonifatius im Jahre 728, als er unter den Sorben das Christentum gepredigt, abgeschafft und mit Hilfe frommer Männer, die er von Mainz hat kommen lassen und die in seiner Abwesenheit das Volk im christlichen Glauben erhalten sollten, errichtet.

Eine Linde   Foto: W. Brekle
Eine Linde Foto: W. Brekle

Dieses Kloster, so neben Rochlitz in diesem Lande das erste gewesen, war dem heiligen Jakobus geweiht, und Stella erzählt, daß es an dem Zusammenfluß der Pleiße und Parte gestanden habe und zu seiner Zeit noch einige Mauern davon zu sehen gewesen seien. Ob nun wohl die Heiden, nachdem der heilige Bonifatius und seine Jünger Ludgerus, Rupertus und Gallus den Rücken gewendet, alles wieder zerstört haben, ist der Ort gleichwohl von Tage zu Tage gewachsen und von Markgraf Konrad mit Mauern umgeben worden. Seitdem ist der Brauch aufgekommen, daß, wo Kirchen aufgerichtet wurden, man auch gemeiniglich eine oder zwei Linden daneben pflanzte und aufzog, wie auf allen alten Kirchhöfen zu sehen und man selbigen Baum fast für heilig und es für eine Sünde hielt, wenn man solchen im geringsten beschädigte. Von solchen Pflanzungen ist auch das Dorf Lindenau bei Leipzig entstanden. Überhaupt war die Linde das Zeichen der Freien und Edlen, die Eiche aber das der Knechte.

 

Quelle: Gräße, Johann Georg Theodor: Der Sagenschatz des Königreiches Sachsen. Dresden 1874

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