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Ausstellung im Schloss Ettersburg
Weimarer Galerie

Unter dem Motto "Licht und Schatten" fanden sich im Frühjahr sechs Künstler der virtuellen Dauerausstellung "Weimarer Galerie" (http://www.weimarer-galerie.com/) zu der dritten Präsensausstellung des Projektes im Schloss Ettersburg zusammen. Der Katalog zeigt die ausgestellten Werke und gibt einen Einblick in die Vielseitigkeit der von den Künstlern gefertigen Kunstwerke. 

Ich bin auch Schuster

Ich bin auch Schuster

Verfasser unbekannt

Im Jahre 1867 kauft sich Bismarck die Güter Varzin, Wussow, Puddiger, Misdow und Gomitz mit Charlottental. Die nächste Eisenbahnstation war damals Schlawe. Da Bismarck in jener Gegend noch nicht sehr bekannt war, so ereignete sich bei seiner ersten Ankunft folgender scherzhafte Zwischenfall:

Es gehörte zur Unterhaltung der Schlawer Bürger, dass sie nachmittags ihren Spaziergang nach dem Bahnhof machten und die daselbst ankommenden Fremden musterten. So traf es sich, dass ein Schuhmacher aus Schlawe am Bahnhof war, als Bismarck dort ausstieg, dessen hohe Persönlichkeit dem braven Handwerksmeister als etwas Besonderes auffiel.

Bismarck ging einige Male auf dem Bahnsteig auf und ab, setzte sich dann auf eine Bank und zündete sich eine Zigarre an. Den Schuhmachermeister plagte die Neugier, von dem Fremden Näheres zu erfahren, und er setzte sich schüchtern an das andere Ende der Bank, allmählich dem Ankömmling immer näher rückend. Zuletzt fasste er sich ein Herz und fragte den hohen Herrn:

»Sie kommen wohl aus Berlin?« – »Sie haben recht. Wer sind Sie denn aber?« – »Ich bin der Schuhmacher Th. aus Schlawe – und mit wem habe ich die Ehre?« – »Ich bin auch Schuster.« – »Schuster? Ei der Tausend, was Sie sagen! Da haben Sie gewiss eine feine Kundschaft in Berlin?« – »Das will ich meinen, sehr hohe Damen und Herren!«

In demselben Augenblick kam ein Postbeamter in voller Uniform und meldete dem Fremden ehrerbietig: »Exzellenz, die Extrapost steht bereit!« Stotternd wollte sich der Handwerksmeister über seine Dreistigkeit einem so hohen Herrn gegenüber entschuldigen, aber Bismarck ließ ihn nicht zu Worte kommen, sondern klopfte ihm vertraulich auf die Schulter und sagte: »Wenn Sie einmal nach Berlin kommen, so besuchen Sie mich in meiner Werkstatt, Wilhelmstraße Nr. 76. Auf Wiedersehen!«

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