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Berndt Seite wirft einen Blick in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Nicht nur seine eigene, sonderen auch auf Blick auf die Menschheit als Ganzes.

Die Gewandhaus-Kapellmeister von 1945 bis heute

Die Gewandhaus-Kapellmeister von 1945 bis heute

Dipl.-Päd. Ursula Brekle

Herbert Albert (*26. Dezember 1903 in Bad Lausick; † 15. September 1973 in Bad Reichenhall)
wirkte als Dirigent in Baden-Baden, Stuttgart und Breslau ehe er Gewandhaus-Kapellmeister von 1946 bis 1948 in Leipzig wurde. Danach ging er nach Graz und Mannheim. Über seinen Lebensweg ist wenig bekannt.

Konwitschny, Franz Prof. Dr.: Dirigent, Kapellmeister des Gewandhausorchesters Leipzig (1)
Konwitschny, Franz Prof. Dr.: Dirigent, Kapellmeister des Gewandhausorchesters Leipzig (1)

Franz Konwitschny (* 14. August 1901 in Fulnek, Nordmähren; † 28. Juli 1962 in Belgrad) hatte schon als junger Mann Kontakt zum Gewandhausorchester. Er studierte von 1923 bis 1925 am Konservatorium der Musik in Leipzig. In dieser Zeit war er als Geiger und Bratscher aushilfsweise im Gewandhausorchester beschäftigt, was eine prägende Wirkung auf ihn hatte.

Vor dem 2. Weltkrieg war er als Musiker und später als Dirigent in Wien, Stuttgart, Freiburg und Frankfurt am Main tätig. Konwitschny setzte seine Karriere nach 1945 unbeschadet fort, obwohl er Mitglied der NSDAP war. 1946 berief ihn die Stadt Hannover als musikalischen Oberleiter von Oper und Konzert (bis 1949). 1949 nahm er den Ruf der Stadt Leipzig an und wirkte bis 1962 als Gewandhauskapellmeister in Leipzig. Er wurde mehrfach mit Preisen und Titeln ausgezeichnet. Am 14. August 1961 wurde er Ehrenmitglied des Gewandhausorchesters.

Franz Konwitschny verstarb während einer Konzertreise am 28. Juli 1962 in Belgrad. Er erlag einem Herzinfarkt und wurde in einem Ehrengrab auf dem Leipziger Südfriedhof beigesetzt.

Konwitschny machte sich einen Namen als Dirigent der Opern von Richard Wagner und von Konzerten mit Werken von Ludwig van Beethoven, Richard Strauss, Max Reger und Anton Bruckner.

Vaclav Neumann (* 29. September 1920 in Prag; † 2. September 1995 in Wien) arbeitete zunächst als Erster Geiger im berühmten Smetana-Quartett, danach war er Dirigent in Karlsbad und Brünn. Dann ging er in die DDR als Dirigent an der Komischen Oper in Berlin.

Von 1964 bis 1968 wirkte Neumann als Gewandhauskapellmeister in Leipzig. Aus Protest gegen den Einmarsch der Armeen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei, Niederschlagung des Prager Frühlings, legte er sein Amt in Leipzig nieder. Er ging zurück in sein Heimatland und wurde erster Dirigent der Tschechischen Philharmonie. Dies blieb er bis 1990.

Er galt auch in Leipzig als hervorragender Interpret der Werke vonLeos Janacek, Gustav Mahler und Antonin Dvorak. Er setzte durch, neuere tschechische Komponisten aufzuführen.

Kurt Masur (2)
Kurt Masur (2)

Kurt Masur (* 18. Juli 1927 in Brieg, Niederschlesien; † 19. Dezember 2015 in Greenwich, USA) trat sein Amt als Gewandhauskapellmeister in Leipzig 1970 an und prägte fast 30 Jahre bis 1997 das Musikleben in Leipzig. Engagiert und durchsetzungsfähig setzte er sich für den Neubau des dritten Gewandhauses ein, das 1981 eröffnet worden ist. Durch die Zerstörung des zweiten Gewandhauses in einem Luftangriff 1944 konzertierte das Gewandhaus viele Jahre in der Kongresshalle. Neben seinem vielfältigen musikalischen Wirken ist er auch für sein politisches Engagement am 9. Oktober 1989, dem Tag der entscheidenden Leipziger Montagsdemonstration in Leipzig, bekannt geworden. Er gehörte zu den sechs prominenten Leipzigern, die den Aufruf „Keine Gewalt!“ verfassten. Er trug ihn im Stadtfunk vor. Viele Leipziger erkannten seine Stimme. Masur selbst wehrte stets jede Überhöhungen seiner Rolle im Herbst 1989 zugunsten der historischen Wahrheit ab und sprach vom „Wunder in Leipzig", das die Leipziger Bürger mit ihrem Ruf nach Demokratie und ihrem Mut vollbracht haben.

Erneut setzte er sich 1991 mit seinem vollen Engagement für den Erhalt und die Wiederherstellung des Leipziger Mendelssohn-Hauses ein, was ihm als Vorsitzender der Internationalen Mendelssohn-Stiftung. e. V. wiederum gelang. Er wurde Präsident der Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung.

Masurs war bekannt für sein reiches Repertoire. Zu seinen bekanntesten Aufnahmen zählen die Werke von Bruckner, Liszt, Mendelssohn Bartholdy, Prokofjew und Tschaikowski, sowie alle Sinfonien von Beethoven.

Für seine Verdienste wurde Masur viele Male geehrt, angefangen bei mehreren Nationalpreisen der DDR bis hin zum Großen Verdienstkreuz (mit Stern und Schulterband) im vereinten Deutschland, zahlreiche Ehrendoktorwürden von Leipzig über Yale bis zum Royal College of Music kamen hinzu.

Kurt Masur wurde in seiner Wahlheimat Leipzig auf dem Südfriedhof in einem Ehrengrab beigesetzt.

Vergleiche https://www.leipzig-lese.de/index.php?article_id=736

https://www.leipzig-lese.de/index.php?article_id=8...

Herbert Blomstedt (3)
Herbert Blomstedt (3)

Herbert Blomstedt ( *11. Juli 1927 in Springfield, USA) wurde als Sohn schwedischer Eltern in den USA geboren. Er erhielt seine musikalische Ausbildung und seine ersten Engagements aber in Schweden. Er ist dort Mitglied der Königlich-Schwedischen Musikakademie.

Als Dirigent großer Orchester war er in Dresden und San Francisco tätig. Danach arbeitete er als Chefdirigent des NDR Sinfonieorchesters.

Von 1998 bis 2005 leitete er als Nachfolger von Kurt Masur das Gewandhausorchester Leipzig. Danach blieb er dem Orchester verbunden und übernahm Gastdirigate.

Gastdirigate führten ihn in die ganze Welt, so nach Boston, Chikago, Los Angeles und Wien und immer wieder nach Deutschland. Er erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunterdas Große Bundesverdienstkreuz. Zahlreiche Universitäten zeichneten ihn mit der Ehrendoktorwürde aus.

Er lebt in Luzern und ist bekennender Siebenten-Tags-Adventist.

Riccardo Chailly (*20. Februar 1953 in Mailand) stammt aus Italien. Seine musikalische Ausbildung erhielt er zunächst von seinem Vater und dann trat er in das Konservatorium ein. Er belegte Meisterkurse in Perugia und an der Accademia Musicale Chigiana in Sienna. Im Alter von 21 Jahren holte ihn der große Dirigent Claudio Abbado als Assistent und zweiten Dirigenten an die Scala. Danach war er an vielen großen Opernhäusern in der Welt tätig. Ab 1982 war er Chefdirigent des Radio-Symphonie-Orchesters Berlin und ab 1988 Chefdirigent des Concertgebouw in Amsterdam.

2005 trat Riccardo Chailly das Amt des Kapellmeisters im Gewandhaus zu Leipzig an und gleichzeitig wurde er Generalmusikdirektor der Oper Leipzig. 2008 legte er das Amt als Generalmusikdirektor nieder, weil Differenzen durch den Leitungswechsel an der Oper entstanden waren. Er verlängerte aber seinen Vertrag als Gewandhauskapellmeister bis 2015. 2013 verlängerte er seinen Vertrag als Gewandhauskapellmeister erneut, diesmal bis 2020. Er beendete jedoch diesen Vertrag kurzfristig, nach dem Tod von Kurt Masur, mit der Saison 2015/2016. Selbst sein Abschiedskonzert im Gewandhaus sagte er aus Krankheitsgründen ab. Das war alles bisschen viel für den Rat der Stadt Leipzig und den Musikliebhabern des Gewandhauses, die eigentlich im Umgang mit exaltierten Künstlern geübt waren. Einen geschmeidigen Übergang zu seinem Nachfolger hätte man sich wünschen können.

Andris Nelsons wurde als neuer Gewandhauskapellmeister ab der Spielzeit 2017/18 auf der Pressekonferenz im Gewandhaus Leipzig am 9. September 2015 vorgestellt (4)
Andris Nelsons wurde als neuer Gewandhauskapellmeister ab der Spielzeit 2017/18 auf der Pressekonferenz im Gewandhaus Leipzig am 9. September 2015 vorgestellt (4)

Anfang 2018 ist dann Andris Nelsons ((*18. November 1978 in Riga) in das Amt des Gewandhauskapellmeisters Leipzig eingeführt worden. Und das ist für das Gewandhaus ein Glücksfall. Er kommt aus Lettland, wo er eine solide musikalische Ausbildung erhielt. Wie einer seiner Vorgänger, Arthur Nikisch, ist er gleichzeitig Chefdirigent und Musikdirektor des Boston Symphonie Orchestras.

Seither hat er sich in die Herzen der Musikfreunde und der Gewandhaus-Anhänger dirigiert. Dem Letten geht es um den guten Klang und um Emotionen. Und damit rennt er im Orchester und bei den Musikliebhabern offene Türen ein. Nicht selten wird er mit Jubel und standing ovation gefeiert.

Er zeigt außerdem noch eine Gabe: Er hat ein liebenswürdiges Wesen und ist verbindlich. Damit wickelt er manche Musikkritiker um seinen kleinen Finger. Auf die Frage von Peter Korfmacher, ob Nelsons die Rekordmarke von Carl Reinecke anstrebt, der 35 Jahre im Amt war, antwortete der Gewandhauskapellmeister: „Im Moment bin ich so euphorisch über das, was mit dem Orchester alles möglich ist, über die Stadt und das Publikum, dass ich mir denke: 35 Jahre? Warum nicht?“*

Wir freuen uns auf die vielen Jahre und die vielen hochkarätigen Konzerte!

*Zitiert aus der LVZ vom 31. Oktober 2019. Artikel von Peter Korfmacher: „Etwas besonders Wertvolles“

Bildnachweis

Kopfbild Gewandhaus Leipzig: Wolfgang Brekle

Bild 1 Franz Konwitschny: Bundesarchiv, Bild 183-12295-0001 / Quaschinsky, Hans-Günter / CC-BY-SA 3.0

Bild 2 Kurt Masur: aus Wikimedia, gemeinfrei

Bild 3 Herbert Blomstedt und Bild 4 Andris Nelsons: aus Wikimedia, Urheber: Alexander Böhm


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