Leipzig-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Leipzig-Lese
Unser Leseangebot

Krabat

Florian Russi | Andreas Werner

Krabat ist die bekannteste Sagenfigur aus der Oberlausitz. Das Müllerhandwerk und das Zaubern hatte er vom "schwarzen Müller" erlernt, von dem man gemunkelte, dass er mit dem Teufel im Pakt stand. Irgendwann musste es zum Machtkampf zwischen Meister und Schüler kommen.

Die Hauptwirkungsstätte Krabats war die Mühle in Schwarzkollm, einem Dorf, das heute zu Hoyerswerda gehört. Die Mühle besteht noch und hat nach umfänglicher Restaurierung nichts von ihrer Romantik und Magie verloren. Seit 2012 finden hier die Krabat-Festspiele statt.

NACHRUF

NACHRUF

Gertrud Kolmar

Trauer. Foto: Ursula Brekle.
Trauer. Foto: Ursula Brekle.

Ich werde sterben, wie die Vielen sterben;

Durch dieses Leben wird die Harke gehen

Und meinen Namen in die Scholle kerben.

Ich werde leicht und still und ohne Erben

Mit müden Augen kahle Wolken sehn.

 

Den Kopf so neigen, so die Arme strecken

Und tot sein, ganz vergangen sein, ein Nichts.

Und Bettler klammern noch die Wanderstecken

Wie Zauberruten, stehn an Straßenecken,

In leerem Hut das Gold des Abendlichts.

 

Das ihre mageren Finger doch nicht halten,

Dafür der Händler nie Kartoffeln tauscht.

Ich aber liege satt und warm im Kalten,

Und Zorn und Gram und Lust und Händefalten

Sind Meer, davon die große Muschel rauscht…

 

Ich war. Und werde Staub, den Füßen trampeln,

Ich weiß es, Ihr. Ihr starbet lang und seid.

Die Krämer rechnen und die Narren hampeln;

Ihr wartet schweigend unter roten Ampeln

So sanft und unerbittlich wie das Leid.

 

Den Arm noch festgekrallt am Henkerkarren,

Und einem strahlt das Messer in der Brust.

Da raffen Diebe, und da peitschen Narren,

Und ich bin Staub, den tausend Füße scharren,

Ich bin – und habe doch von euch gewußt.

 

Und hab auf diesem Antlitz euch getragen;

Der schwache Spiegel ward es, der euch fing,

Der hin gestürzt, erblindet und zerschlagen.

Ach ich. Was bin ich euren ewigen Tagen

Als Blick, als Sandkorn, rinnend und gering?

 

Die weiche Krume Lehm, die ihr geknetet

Und noch zur Form mit harten Händen zwingt.

Ihr. Die ihr ernst aus euren Nischen tretet,

Was wißt ihr von dem Herzen, das euch betet,

Was von dem Mund, der eure Glorie singt?

Bildnachweis

 

Kopfbild: Berlin, Bahnhof Grunewald, Mahnmal Gleis 17. Urheber: Axel Mauruszat

 

Bild im Text: Trauer. Urheberin: Ursula Brekle

Weitere Beiträge dieser Rubrik

In Leipzig nichts Neues
von Andreas Köllner
MEHR
Der Tod ist groß
von Rainer Maria Rilke
MEHR
O Welt im Ei
von Joachim Ringelnatz
MEHR
Frühzeitiger Frühling
von Johann Wolfgang von Goethe
MEHR
Spätherbstnebel
von Heinrich Heine
MEHR
Anzeige:
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen