Leipzig-Lese

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Familie Stauffenberg: Hitlers Rache

Ursula Brekle

Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg war als Ehefrau von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der Schlüsselfigur im Widerstand gegen Hitler, von Anfang an in die Widerstandspläne ihres Mannes einbezogen. Sie bewies Mut und Stärke, obwohl sie nach der Ermordung ihres Mannes im Gefängnis und im KZ leben musste. Auch durch den Verlust von Angehö-rigen durchlebte sie eine leidvolle Zeit. Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 drohte Himmler:
„Die Familie Stauffenberg wird ausgelöscht bis ins letzte Glied.“
Vor Ihnen liegt die spannungsreiche Geschichte, die beweist, dass es Himmler nicht gelungen ist, die Drohung wahrzumachen. Die jüngste Tochter von fünf Geschwistern Konstanze wurde noch während der mütterlichen Haft geboren. Sie berichtete vom 90. Geburtstag ihrer Mutter Nina, auf dem über 40 Nachkommen zusammengekommen waren. Die Nationalsozialisten haben trotz Hinrichtungen und perfider Sippenhaft nicht gewonnen.

Der Kobold vom Matthäikirchhof

Der Kobold vom Matthäikirchhof

Dr. Jürgen Friedel

Das 17. Jahrhundert hatte nicht nur Unbill für Leipzig übrig, wie es besonders schlimm in den Jahrzehnten des Dreißigjährigen Kriegs über unsere Stadt hereinbrach. Die Stadt erholte sich wieder und fand zu neuer Größe.

Kobolde von Christian Rohlfs 1922
Kobolde von Christian Rohlfs 1922


Ein Leipziger Bürger mit Namen Scheibe hatte ein Haus am Matthäikirchhof. Einst wollte er eine getäfelte Wand neu weißen lassen. Man entfernte das Holz und fand dahinter viele zugeputzte Löcher in der Wand. Als man das erste öffnete, ?el ein ganzer Haufen Messer von sehr alter Form heraus. Einige waren schon rostig, andere noch blank und scharf. Welche waren sehr schmal und lang wie zum Aufspießen von Lerchen, wieder andere mit Achatsteinen besetzt, und ein Teil hatte elfenbeinerne Griffe. Als man, nun neugierig geworden, im Keller grub, fand man viele runde Töpfe, die mit Kindergebeinen gefüllt waren, worüber großes Grausen herrschte.

Seit dieser Zeit trieb ein Kobold im Haus sein Unwesen. Er warf in der Stube mit Gegenständen nach den Leuten, schabernackte unentwegt, ohne allerdings jemanden zu verletzen. Auch gesprochen hat er nie, auch nicht als der Hausherr ihn fragte: „Alle guten Geister loben Gott den Herrn. Was tust du? Gib ein Zeichen von dir, Putz!" Die Antwort war, dass er etwas an den Kopf geworfen bekam. Einmal hat jemand auf den Kobold laut gelästert und geflucht, dass er ein dummes Viech sei und zu nichts tauge. Im nächsten Moment hatte dieser vorlaute Mensch eine derartige Maulschelle mit einem Pantoffel erhalten, dass ihm die gesamte Gesichtshälfte geschwollen ist und auch ganz schön geschmerzt hat.

Matthäikirchhof vor 1909
Matthäikirchhof vor 1909

Mal meinte man, der Kobold säße im Schrank. Doch der war immer fest verschlossen. Dann wieder schien es, als schlage er in der Kammer alles kurz und klein. Aber beim Hineinsehen fand man alles in bester Ordnung. Wenn es nachts im Hause dunkel war, trieb's der Kobold besonders schlimm. Deshalb ließ man immerfort das Licht brennen. Gern zupfte er die Leute im Bett an den Ohren oder zog ihnen einfach das Deckbett weg. Aber es kam ihm nicht in den Sinn, das Licht auszublasen.

 

So nach und nach fanden sich die Leute mit dem Wesen des Kobolds ab. „Ach sieh, da kommst du wieder", pflegten sie zu sagen, wenn er seine Spielchen trieb.

Fledermaus
Fledermaus

Einmal nahm er sich ein Gefäß voller Fledermäuse, das ganz fest verschlossen war. Er nahm die Flederwische heraus und warf sie gegen den Hauswirt. Dieser dachte nicht darran, dass es seine sein könnten, und sprach: „Na sieh, was machst du nun wieder! Hast du Flederwische in der Nachbarschaft gestohlen? Oh wirf sie nur immer her, ich habe sie von Nöten." Da hat ihm der Kobold vor Zorn ein paar Dinge auf den Buckel losgezählt, dass er sich vor Schmerzen krümmte.

So ging es noch Jahre weiter, wobei er aber nie den Kindern etwas zu Leide tat. Nur deren Stühlchen, Strümpfchen und Kleider warf er gern nach dem Hausherrn. Schließlich war er offenbar des Koboldens müde und wurde nicht mehr gespürt.

Beim nächsten Hausherrn war er wieder eine Weile da, nachdem dieser auch im Keller gegraben hatte, um nach einem Schatz zu suchen.

Drum überlegt Euch gut, ob Ihr im Keller graben müsst.
Bildnachweis: Alle Abbildungen stammen aus Wikimedia Commons, sie sind gemeinfrei.

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