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Johann Joachim Winckelmanns Wirken auf Schloss Nöthnitz und in Dresden

Klaus-Werner Haupt

Nach rastlosen Jahren findet Johann Joachim Winckelmann auf dem nahe Dresden gelegenen Schloss Nöthnitz eine Anstellung als Bibliothekar. Die bünausche Bibliothek und die Kunstsammlungen der nahen Residenzstadt ermöglichen Kontakte mit namhaften Gelehrten. In ihrem Kreise erwirbt der Dreißigjährige das Rüstzeug für seine wissenschaftliche Karriere. Sein epochales Werk „Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst“ (1755) lenkt den Blick auf die Kunstsammlungen Augusts III. und ebnet den Weg nach Rom.

Winckelmanns Briefe, von denen mehr als fünfzig aus den sächsischen Jahren überliefert sind, lassen seinen Karrieresprung, aber auch seine persönlichen Nöte vor unseren Augen lebendig werden. Zwei Gastbeiträge über die jüngere Geschichte des Schlosses und die Visionen der Freunde Schloss Nöthnitz e. V. runden den Jubiläumsband ab.

Die alte Frau in der Thomasschule

Die alte Frau in der Thomasschule

Dr. Jürgen Friedel

Auch unsere Thomasschule, die in diesem Jahr ihr 800jähriges Jubiläum feiert, ist von Sagen nicht verschont geblieben.
Schon immer hatte sie an der Westseite des Kirchhofes gelegen. Das alte kleine baufällige Haus brach man 1533 ab. Aus dem Abbruchmaterial erlöste man nur 54 Gulden. Der Neubau war ein ansehnliches mehrgeschossiges Renaissance-Gebäude von 10 Fenstern Breite. 1902 wurde es leider abgerissen. In ihm begab sich, was nun folgt.

Titelkupfer zu der "Neuen Ordnung" der Thomasschule 1723. Johann Gottfrieg Krügner (1684-1769)
Titelkupfer zu der "Neuen Ordnung" der Thomasschule 1723. Johann Gottfrieg Krügner (1684-1769)

Wenn Thomasschüler ansteckend erkrankten, brachte man sie in den sogenannten Rothen Turm. Wieder einmal hatte einer die rote Ruhr. Er kam zusammen mit einem, der am viertägigen Fieber litt.
Sie wurden von einer Frau umsorgt, die auch in diesem Seitengebäude wohnte. Die erste Nacht verlief ohne besondere Vorkommnisse. Am anderen Abend fand der Thomaner, den die rote Ruhr plagte, keine Ruhe. Sein Mitschüler aber schlief schon den Schlaf der Gerechten. Die Glock hatte bereits elf geschlagen, als sich die Stubentüre öffnete und eine alte Frau hereintrat, die aber nicht die Pflegerin war. Sie hatte eine weiße Haube auf dem Kopf, deren Flügel unter dem Kinn zusammengebunden waren. Ein Tuch war um die Schulter gelegt, und sie hatte eine Schürze vorgebunden. Sie ging direkt auf das Bett des Ruhelosen zu, so daß dieser deutlich ihr blasses gelbes Gesicht mit der langen Nase sehen konnte. Er war ganz erschrocken und hielt sich das Bett-Tuch vor die Augen. Die Frauengestalt trat zurück und ging zu dem kleinen Nachttisch. Sie machte ihn ganz ordentlich auf und sah hinein. Das nutzte der Thomaner, um mit seinem Stock, den er neben seinem Bette stehen hatte, der unten wohnenden Pflegerin ein Zeichen zu geben.

Sie kam auch sofort die Treppe herauf. Da wendete sich die alte Frau zur Stubenecke und verschwand.

Der Schüler erzählte der Pflegerin sehr aufgeregt den ganzen Hergang, fiel aber bald in Ohnmacht.

Der schnell herbeigerufene Arzt ließ den Jungen zur Ader, aber kein Tropfen Blut wollte kommen. Nach Tagen erst hatte sich der Patient leidlich erholt.

Auch anderen Personen ist hernach die Alte noch erschienen, oft zur Mittagsstunde, wenn die Wäsche auf den Boden gebracht wurde.
Bald blieb sie länger und schließlich ganz aus.

 

Ob sie nun Euer Haus erwählt hat...?

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