1. Die Beethoven-Skulptur von Max Klinger
"Der Beethoven entstand genau so in allen Details wie er jetzt ist, nur in anderen Proportionen und anderem Material bereits 1885 in Paris, und der dort fast ganz fertig gemachte und gemalte (stramm farbige) Entwurf wurde 1887 oder 1888 auf der Berliner großen Kunstausstellung refusiert. Zu dieser Zeit existierte der Victor Hugo und der Denker von Rodin noch gar nicht. Die Idee kam mir eines schönen Abends in Paris am Klavier, und so farbig bestimmt und deutlich, wie nur ganz wenige Sachen: die Haltung, die Faust, das rote Gewand, der Adler, der Sessel, die Falten - sogar die Goldlehnen."
Zitieren wir weiter aus Leserzuschriften Leipziger Bürger, die am Donnerstag, den 07. Januar 2016 in der Leipziger Volkszeitung veröffentlicht worden sind:
Kitschiges Monstrum ist eine Beleidigung Beethovens
Wer ist bloß auf die Idee gekommen, dieses kitschige Monstrum aufzustellen?
Kitsch ist - Zitat aus Meyers Lexikon - ein Produkt des häufig bewusst fehlgeleiteten ästhetischen Geschmacks... Dr. Ch. M. 04277 Leipzig
Junge Bildhauer hätten es besser gemacht
Schauerlich, was einem da angeboten wird. Unten ein Maskenbild, oben ein sicher von seiner Taubheit zutiefst ergriffenes Beethoven-Monstrum. Da braucht man nicht nur an die
eindrucksvolle Arbeit Klingers erinnern, sondern auch an die vielen begabten Bildhauer, die einst im ostdeutschen Raum wirkten: Seitz, Arnold, Balden, Förster, Göbel. Und an die vielen begabten jungen Bildhauer Mitteldeutschlands. Ihnen hätte man auf jeden Fall zugetraut, etwas zu schaffen, was diesem großen Komponisten gerecht wird. Und Museumsdirektor Schmidt posiert ohne die geringste Geste der Scham vor diesem Machwerk. H. R., 04275 Leipzig
Skulptur erinnert an Geisterbahn-Requisite
Herr Lüpertz ist so von sich eingenommen, dass er nicht verstehen kann, dass andere seine„ Kunst " nicht bejubeln wollen. Wie viele solcher „Kunstwerke " sollen die Stadt noch „beglücken"? Der ehemalige Oberbürgermeister Hinrich Lehmann-Grube hat noch untertrieben, wenn er das Denkmal „schlecht" findet. Als ich dieses Werk sah, dachte ich mehr an eine Requisite aus der Geisterbahn. Wer ist neben dem Kulturbürgermeister noch dafür verantwortlich, dass den Bürgern solche „Kulturgüter" im öffentlichen Raum zugemutet werden. Mit dem unmöglichen Richard-Wagner-Denkmal hat es angefangen. Ich hoffe, in Zukunft von solchen Pseudo-Kunstwerken verschont zu bleiben. K.-H. B., 04155 Leipzig
Künstler soll Denkmal lieber in Bonn ausstellen
Wenn man die Beethoven-Skulptur sieht, dann kann man doch nur mit dem Kopf schütteln. Eine Schande für Leipzig und erst recht eine Schande, diesen „Müll" neben dem Beethoven eines Max Klinger zu stellen. Herr Lüpertz soll diesen Müll mit in Bonn ausstellen oder mit nach Düsseldorf nehmen, dort findet man vielleicht Geschmack an solchen Dingen. Dr. L. M., 04103 Leipzig
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Ihnen, liebe Leser, bleibt es überlassen, die Eingangsfrage zu beantworten.
„Nachdem es einem Herrn Balkenhol erlaubt worden ist, auf dem erhabenen Sockel Max Klingers seine Zutat zu Richard Wagner zu postieren, ist uns nun in der Katharinenstraße eine bunte Bronze vor Augen gesetzt, die - nach Meinung des Verfertigers Lüpertz - Ludwig van Beethoven angemessen sei. Dem Dilettantismus wird gestattet, Genies auf das ihm zugängliche Mittelmaß herabzusetzen. Nach unserem Empfinden steht es der würdigen Stadt Leipzig, einer Stadt der Hochkultur, schlecht zu Gesicht, Unzumutbares sich zuzumuten. "
Das Schreiben wurde von den Schriftstellern Werner Heiduczek, Peter Gosse und Helmut Richter unterzeichnet. (vergl. dazu Peter Gosse: http://www.leipzig-lese.de/index.php?article_id=653,
Helmut Richter: http://www.leipzig-lese.de/index.php?article_id=595 .)
Weiterhin unterschrieben der Maler, Grafiker und Bildhauer Gerhard Kurt Müller, die bildenden Künstler Günter Richter und Baldwin Zettl. Weitere Unterzeichner sind die Literaturwissenschaftler Horst Nalewski und Klaus Schumann, die Komponisten Ottomar Treibmann und Siegfried Thiele, der Grafik-Designer Gert Wunderlich, der Mathematiker und Autor Herbert Kästner.
Bildnachweis
Der Bertuch Verlag dankt den Fotografen Ursula und Hans Drechsel, die die Bilder aus ihrem Archiv zur Verfügung gestellt haben.
Quellen
Leipziger Volkszeitungen vom 19.12.2015, 07.01.2016 und 21.01.2016
Leipziger Blätter. Sonderausgabe Max Klinger. 2007
Vogel, Julius: Max Klinger und seine Vaterstadt Leipzig. Leipzig 1923
Wega Mathieu, Stella: Max Klinger. Frankfurt a. M. 1976
https://www.dhm.de/lemo/biografie/max-klinger
http://www.artnet.de/k%C3%BCnstler/markus-l%C3%BCpertz/2
http://www.zeit.de/2015/16/markus-luepertz-bildhauer-interview