Sie war eine der ersten Ärztinnen in Deutschland, genauer, die erste Frau, die 1880 in Leipzig ein medizinisches Staatsexamen ablegen durfte. Sie war Ärztin, die im modernen Sinne universitär ausgebildet und approbiert war.
Wie vom Namen her zu erkennen ist, wurde sie am 16. Dezember 1855 in Hallifort bei London geboren. Sie war das jüngste Kind des weitgereisten Ingenieurs und Publizisten William Bridges Adams und seiner dritten Ehefrau Ellen. Das Elternhaus war durch unkonventionelle gesellschaftskritische Positionen geprägt. Musische Begabungen und Ideenreichtum der Eltern bestimmten die Familienatmosphäre. Hope zog nach ihrem College-Abschluss 1873 mit ihrer Mutter nach Dresden, um ihre Deutschkenntnisse zu vervollkommnen. 1876 entschloss sich Hope in Leipzig Medizin zu studieren. Sie konnte sich aber nur als Gasthörerin einschreiben. Einzige Mitstudentin war Marie von Oertel aus Odessa, die aber nach zwei Jahren nach Bern in die damals liberale Schweiz wechselte, weil dort die Möglichkeit zu Examen und Promotion bestand.
Eigentlich war die Leipziger Medizinische Fakultät in den 1870er Jahren durchaus dem Frauenstudium gegenüber aufgeschlossen und wollte sogar Frauen immatrikulieren. Das verhinderte jedoch ein Senatsbeschluss der Universität Leipzig. Das Hauptproblem war, dass Mädchen kein Abitur vorweisen konnten, weil sie nicht das Gymnasium besuchen durften. Erst 10 bis 15 Jahre später gab es einzelne Kurse und separate Prüfungen zum Ablegen des Abiturs. Kleiner Einschub: Deshalb gründete der ADF Ostern 1894 in Leipzig „Realgymnasialkurse für Mädchen“. Hier sammelte Dr. Käthe Windscheid am Anfang 10 Schülerinnen um sich, gab zusammen mit anderen Lehrern im Studierzimmer ihres Vaters Unterricht und sorgte für das Ablegen der Abitur- Prüfungen. Reguläre Gymnasialklassen für Mädchen waren 1893 zuerst in Karlsruhe und Berlin eingerichtet worden.
Zurück zu Hope: Hope und Marie von Oertel schafften es als erste Frauen, das Physikum an der Uni Leipzig ablegen zu können. Offiziell gab es das gar nicht. Für das Praktikum Gynäkologie und Chirurgie musste Hope nach Dresden ausweichen.
Eine gewaltige Hürde war natürlich das Staatsexamen. Weder die Intervention des britischen Konsuls noch die Fürsprache der Kaiserin Augusta bewirkten die Zulassung. Wenn Hope 1880 in Leipzig diese Prüfungen ablegen durfte, verdankte sie es allein der Kulanz der beteiligten Professoren, die ihr das Zeugnis ausstellten. Die Approbation wurde jedoch nicht erteilt, auch ihr Promotionsgesuch wurde abgelehnt. Sie wich wieder aus, diesmal nach Dublin, wo sie die englische Zulassung als Ärztin erhielt. Es sollte noch 20 Jahre dauern, ehe das Leipziger Examen anerkannt wurde und Hope endlich die deutsche Approbation erhielt und Erlaubnis zum Führen des Doktortitels.
Bereits 1881 kehrte sie nach Deutschland zurück, heiratete einen Kommilitonen Otto Walther. Das Ehepaar ließ sich in Frankfurt /Main nieder und arbeitete in einer Gemeinschaftspraxis als praktische Ärzte. Die Unterschriften auf Rezepte, Totenscheine usw. musste aber Otto Walther leisten. Das Ehepaar hatte zwei Kinder.
In Leipzig hatte Hope die führenden Frauen des ADF kennen gelernt und besuchte auch Veranstaltungen. Ein Leben lang eng blieb sie eng befreundet mit Clara Eißner, später Clara Zetkin, deren Söhne zeitweilig bei ihr lebten. Hope engagierte sich als Friedensaktivistin und trat für die Gleichberechtigung der Frauen ein. Dabei pflegte sie Kontakte zu Lenin und persönlich Kontakte zu August Bebel und Karl Liebknecht, letztere gingen in ihrem Haus aus und ein.
Als Hope an Tuberkulose erkrankte, ging das Ehepaar in den Schwarzwald, eröffnete ein Lungensanatorium. Dort lernte sie den Münchner Arzt Carl Lehmann kennen, verliebte sich in den 10 Jahre jüngeren Mann, ließ sich scheiden und heiratete Carl Lehmann 1896. Sie zog nach München, wo sie mit ihrem zweiten Mann in einer gemeinsamen Praxis arbeitete. Hier war sie gut vernetzt mit der Münchner Frauenbewegung um Anita Augspurg und Lida Heymann, die sich für das Frauenwahlrecht stark engagierten.
Bereits 1896 hatte Hope ihre wichtigste Schrift, ein umfangreiches Buch herausgegeben mit dem Titel Das Frauenbuch. Ein ärztlicher Ratgeber für die Frau in der Familie und bei Frauenkrankheiten. Die Autorin informierte darin über Hygiene, Sexualität, Verhütung und Kinderpflege. Durch Hopes Engagement für die Geburtenkontrolle und für eine Liberalisierung des Abtreibungsverbotes geriet sie 1914 in Verdacht, illegale Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt zu haben. Sie wurde angezeigt und es wurde ein Prozess gegen sie geführt, der sie stark belastet hat. Sie war gesundheitlich angeschlagen. Sie wurde letztlich frei gesprochen.
Als ihr geliebter Ehemann Carl im April 1915 plötzlich starb, brach Hope physisch und psychisch zusammen. Sie erholte sich nicht, sondern folgte ihm am 10. Oktober 1916 ins Grab.
(Adressen in Leipzig:
1876-1880: Sidonienstraße 39/40 (heute: Paul-Gruner-Straße),
Nürnberger Straße 55 und Sternwartenstraße 26)
Nach
dieser außergewöhnlichen Frau sind in München und in Leipzig
Straßen benannt.
In Leipzig: Adamsweg seit 2009 in Leipzig-Probstheida. (Da keine Vornamen verwendet werden, nicht als Ehrung von Hope Bridges Adams Lehmann erkennbar.)
Hope Bridges Adams-Lehmann wurde in Leipzig in mehreren Ausstellungen geehrt, u. a. im Karl-Sudhoff-Instituts für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften.
Bildnachweis
Beide Abb. sind Wikimedia entnommen, sie sind gemeinfrei.
Für das Lichtbild Hope
Bridges Adams Lehmann 1898:
Source
Prof. Dr. Marita Krauss
Author Unknown