Friedrich II., auch der „Alte Fritz" oder „Friedrich der Große" genannt, wurde am 24. Januar 1712 in Berlin geboren. Am 24. Januar 2012 jährte sich sein 300. Geburtstag. Sein Name, den er nach dem Großvater erhielt und der „dem Hause Glücks bringend gewesen ist", bedeutet „der an Frieden Reiche", und das war Friedrich II. wirklich nicht.
Er gilt als ein aufgeklärter Monarch, der absolutistisch herrschte.
Friedrichs Verhältnis zum Kurfürstentum Sachsen war getrübt. Böse Zungen behaupten, Friedrich konnte ein Vorkommnis bei einem Besuch im Kurfürstentum Sachsen nicht vergessen, zu dem August der Starke Friedrich Wilhelm I., den Vater, und Friedrich, den Kronprinzen, 1730 eingeladen hatte. Friedrich sah dort eine andere Welt: „Prachtentfaltung, rauschende Feste, schöne Frauen, Kunstliebe, Musik, Theater, Ballett, geistreiche Gespräche... der Kronprinz glänzt mit Flötenspiel und Konversation; einen glücklichen Brief an die Schwester Wilhelmine unterschreibt er mit mehr Eitelkeit als Kunst der Rechtschreibung als 'Frèdèric Pfilosophe'."(1) Wie dann der österreichische Gesandte von Seckendorff zwar diplomatisch, aber deutlich genug, nach Wien meldete, ist es in der Nacht darauf zum Vorkommnis gekommen: Gräfin Formora führte den Kronprinzen in die Liebe ein. Ob der Prinz sich dabei „inficierte" oder erst kurz vor seiner Hochzeit am gleichen Ort, er hatte sich eine Geschlechtskrankheit zugezogen, die seine Kinderlosigkeit zur Folge hatte. Sein Groll gegen die Sachsen währte lebenslang.
Für Friedrich hält das Jahr 1730 eine weitere Katastrophe bereit. Der Vater, der sich eine ganz andere Vorstellung von einem Kronprinzen machte, hält seinen ältesten Sohn für ganz und gar verstockt und missraten. Der jähzornige Vater reagiert mit Wut, Gewalt und Prügel und demütigt den Sohn wiederholt in der Öffentlichkeit. Als Friedrich es nicht mehr aushält, schmiedet er mit seinem Freund Hans Hermann von Katte einen Fluchtplan, der misslingt. Der grobe und gefühlskalte Vater sorgt selbst dafür, dass Katte vor den Augen des Kronprinzen, der arrestiert ist, am 6. November enthauptet wird. Friedrich wird ohnmächtig. Danach war er nicht gebrochen, aber eine widersprüchliche Persönlichkeit.
Der Philosoph Voltaire, der viele Jahre mit Friedrich befreundet war und sich drei Jahre als Gast im Schloss Sanssouci aufhielt, urteilt offenbar zu Recht: „Der Fürst wirft seinen Philosophenmantel ab und ergreift den Degen, sobald er eine Provinz erblickt, die ihm gefällt." (2)
Der Fürst Friedrich führt zwei blutige Schlesische Kriege und vergrößert Preußen durch Eroberungen.
Und das reiche und strategisch wichtige Kurfürstentum Sachsen muss ihm auch gefallen haben.
Durch seinen Spion am sächsischen Hof, den Rat Menzel, erhielt Friedrich 1756 Abschriften der Pariser und Petersburger Verträge, welche die Allianz zwischen Österreich, Russland, Frankreich und Sachsen dokumentierten. Aus Sorge vor dieser Übermacht ließ Friedrich im August 1756 seine Truppen ohne Kriegserklärung überfallartig in das Kurfürstentum Sachsen einmarschieren. Der dritte Krieg, der Siebenjährige Krieg genannt, hatte begonnen. Die sächsische Armee, wie so oft auf der Seite der Verlierer, wurde bei Pirna eingeschlossen und geschlagen. Sie stand unter der Führung von Graf Rutowski, einem Sohn August des Starken und Halbbruder des Kurfürsten von Sachsen und Königs von Polen August III. Am 9. September besetzte die preußische Armee kampflos Dresden. In Dresden marodierten die preußischen Truppen als Besatzer und schlugen alles kurz und klein. Auch Schloss Hubertusburg wurde von der preußischen Soldateska bis auf den letzten Nagel geplündert. Sie war völlig verständnislos gegenüber den Empfindungen der Sachsen, die nun zu Untertanen wurden. Friedrich hatte den strategischen Vorteil, denn das Elbsandsteingebirge und das Erzgebirge waren natürliche Schutzwälle zur österreichischen Provinz Böhmen. Wirtschaftlich wurde Sachsen ausgeplündert, damit die Kriegskassen Friedrichs gefüllt werden. Kontributionsgelder, Soldateneinquartierungen und andere Dienstleistungen, die dem Militär zu erbringen waren, begleiteten die Sachsen über alle Kriegsjahre hinweg. Verpflegungsgüter wie Mehl, Weizen, Roggen, Gerste und Hafer, auch Schlachtvieh waren der preußischen Armee kostenlos zuzuführen. Die Untertanen stöhnten und litten unter den Kriegslasten. Und wehe, wer nicht gehorsam war. In den sächsischen Gemeindebüchern sind ungezählte Eintragungen nachweisbar: „Execution gehat." Das gehörte zur Straf- und Einschüchterungsstrategie der Preußen. Junge, wehrfähige Männer wurden mit Zwang rekrutiert.
Der in Sachsen sprichwörtliche Ausspruch Friedrich II. ist überliefert: „Sachsen ist wie ein Mehlsack. Man kann immer wieder drauf schlagen und es kommt immer noch was heraus..."
Im siebenten Jahr des Krieges gerieten die Preußen an den Rand einer Niederlage, aber das Blatt wendete sich für Preußen. Die Österreicher und Russen zogen nach der Schlacht bei Kunnersdorf, für Friedrich eine schlimme, katastrophale Niederlage, nach Osten ab. Überraschend stirbt Zarin Elisabeth im Januar 1762. Der Nachfolger Peter III. bewundert den Preußenkönig und wechselt die Fronten. Friedrich bezeichnete dies als „das Mirakel des Hauses Brandenburg".
Preußen war zur europäischen Großmacht aufgestiegen.
Über zwei Jahrzehnte verbleiben dem König noch, aber einen Krieg zettelt er nicht mehr an.
In seinem Potsdamer Schloss Sanssouci lebte Friedrich seine musischen Interessen aus. Es galt der Grundsatz des Königs: „Nichts gibt einem Reich mehr Glanz, als wenn die Künste unter seinem Schutz erblühen." Wer hämisch auf die Marschmusik der preußischen Arme verweist, wird enttäuscht, Friedrich spielte virtuos die Querflöte und komponierte selbst. Aus seiner Feder sind 121 Flötensonaten, vier Konzerte, auch Arien, Opern und Sinfonien überliefert. Er versammelte große Musiker seiner Zeit um sich, so war Carl Philipp Emanuel Bach, der zweite Sohn des berühmten Johann Sebastian, von 1740 bis 1768 als Cembalist in Friedrichs Hofkapelle angestellt. Der greise Johann Sebastian Bach folgte 1747 einer Einladung des Königs nach Sanssouci. Er wollte auch seine Schwiegertochter kennen lernen und seinen ersten Enkel sehen. Als „der alte Bach" ankam, legte der König die Flöte zur Seite und bezeugt ihm damit seinen Respekt. Johann Nikolaus Forkel, Musikwissenschaftler, schildert die Begegnung: „ Der König hatte um diese Zeit alle Abende ein Kammerkonzert, worin er meistens einige Konzerte auf der Flöte blies. Eines Abends wurde ihm, als er eben seine Flöte zurecht machte und seine Musiker schon versammelt waren, durch einen Offizier der geschriebene Rapport vom ankommenden Fremden gebracht. Mit der Flöte in der Hand übersah er das Papier, drehte sich aber sogleich gegen die versammelten Kapellisten und sagte mit einer Art von Unruhe: Meine Herren, der alte Bach ist gekommen. Die Flöte wurde hierauf weggelegt, und der alte Bach, der in der Wohnung seines Sohnes abgetreten war, sogleich auf das Schloss beordert." (3) Zunächst musste der Thomaskantor aus Leipzig, der als Orgelsachverständiger hoch geschätzt war und virtuos die Orgel spielte, die verschiedenen Silbermannschen Fortepianos bespielen und beurteilen. Bach bat den König, ihm ein Fugenthema vorzugeben, das er aus dem Stegreif dreistimmig spielte. Friedrich bewunderte die Kunst des greisen Bach und verlangte, das Thema sechsstimmig zu spielen. Das gelang Bach aber nicht: „ Ich merkte aber gar bald, dass wegen des Mangels nötiger Vorbereitung, die Ausführung nicht also geraten wollte, als ein so treffliches Thema erforderte." Diese Widmung steht auf dem Werk. „ Ich fasste danach den Entschluss, und machte mich sogleich anheischig, dieses recht Königliche Thema vollkommen auszuarbeiten und sodann der Welt bekannt zu machen." So entstand die Komposition „Das musikalische Opfer", die später auch unter dem Titel „Preußische Fuge" bekannt wurde. Sie wird heute noch in den großen Konzertsälen der Welt von berühmten Pianisten interpretiert.
Als Friedrich gesundheitlich nicht mehr in der Lage war zu musizieren und seine Flöten für immer einpacken musste, soll er zu Franz Benda, Erster Geiger und Konzertmeister der Hofkapelle, gesagt haben: „Mein lieber Benda, ich habe meinen besten Freund verloren."
Der vereinsamte König, im Volk der Alte Fritz genannt, stirbt am17. August 1786 in Potsdam. Sein ausdrücklicher Wunsch war es, in einer Gruft auf der Terrasse zu Sanssouci beerdigt zu werden, die schon zu seinen Lebzeiten angelegt worden war - in der Nähe seiner geliebten verstorbenen Hunde. Er verfügte, bei Nacht mit kleinstem Gefolge und beim Schein von Laternen beigesetzt zu werden, ohne jeden Pomp.
Das entsprach seinem philosophischen Anspruch.
Seine Nachfolger erfüllten sein Vermächtnis nicht, sondern setzten ihn in der Garnisonskirche zu Potsdam bei. Im und nach dem 2. Weltkrieg wurde sein Sarg zweimal umgesetzt, zuletzt in die Kapelle der Burg Hohenzollern. Erst am 17. August 1991, also 205 Jahre später, wurde der Sarg nach Friedrichs Vorgaben in die von ihm bestimmte Gruft gesenkt. Heute bedeckt eine einfache Grabplatte die Gruft. Besucher legen Blumen und Kartoffeln nieder, um ihn zu ehren. Diese Sitte geht auf eine Circular-Ordre von Friedrich zurück, die 1756 den Kartoffelanbau anordnete. In dieser heißt es, an „sämmtliche Land- und Steuer-Räthe, Magisträte und Beamte" gerichtet, unter anderem:
„Es ist Uns in höchster Person in Unsern und anderrn Provintzien die Anpflanzung der sogenannten Tartoffeln, als ein nützliches und so wohl für Menschen, als Vieh auf sehr vielfache Art dienliches Erd Gewächse, ernstlich anbefohlen..." (4)
Friedrich hatte erkannt, dass die neue "Frucht" eine entscheidende Abhilfe für die immer wieder auftretenden großen Hungersnöte versprach.
Im Kurfürstentum Sachsen und hier zuerst im Vogtland hatten die Bauern bereits 1716 mit dem Anbau der Kartoffeln im großen Stil begonnen.
Literatur:
(1) Krockow, Christian Graf von: Friedrich der Große. Ein Lebensbild. München 1993
(2) Oeuvres de Frédéric le Grand, hrsg. von Johann David Erdmann Preuss, 30 Bde., Berlin 1846-1856
(3) Forkel, Johann N., Ueber Johann Sebastian Bachs Leben, Kunst und Kunstwerke, Leipzig 1802
(4) Sammlung der in dem souverainen Herzogthum Schlesien und dessen incorporirten Grafschaft Glatz in Finantz-, Justiz-, Criminal-, geistlichen-, Consistorial-, Kirchen-Sachen etc. publicirten Edicte ... - Breslau : Korn, 1759
Die Werke Friedrichs des Großen. In deutscher Übersetzung, hrsg. von Gustav Berthold Volz, 10 Bde., Berlin: Hobbing, 1913
Ausgewählte Werke Friedrichs des Großen. Hrsg. Max von Boehn. Berlin 1921
Friedrich der Große: Eine Lebensgeschichte, Bände 1-2. hrsg von Johann David Erdmann Preuss. Berlin 1832