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Johann Wolfgang von Goethe

Johann Wolfgang von Goethe

Dipl.-Päd. Ursula Brekle

"Mein Leipzig lob ich mir..."

Vorlesung der Juristenfakultät im Petrinum während der Studienzeit Goethes in Leipzig
Vorlesung der Juristenfakultät im Petrinum während der Studienzeit Goethes in Leipzig


Johann Wolfgang Goethe, damals noch nicht geadelt, studierte ab 03.10.1765 an der Universität Leipzig auf Wunsch seines Vaters Jura. Er schrieb sich im Wintersemester 1765/66 ein und war sicher der berühmteste Student, mit dem sich die Alma mater Lipsiensis schmücken kann. Im Alter von 16 Jahren, gewissermaßen als Teenager, war Goethe von anderen Erlebnissen beeindruckt: von der pulsierenden, eleganten Messestadt mit ihrem reichen Kulturangebot, vom Theater „Komoedienhaus auf der Rannischen Bastei", von der Kunstakademie in der Pleißenburg, die A. F. Oeser leitete und von dessen gebildeten 18jährige Tochte Friederike. Sie wird ihm später, als Goethe lebensbedrohlich erkrankte, beistehen und ihm die Angst vor dem Tode nehmen. Viele Jahre werden beide vertraut korrespondieren und der Freund unterschreibt warmherzig mit "Ihr Freund und Bewunderer Goethe". Bei Oeser nahm er Zeichenunterricht. Mit dem 48jährigen Kunstprofessor wird ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden. Reiten und Fechten waren in seiner Leipziger Zeit Lieblingbeschäftigungen. Imponiert haben Goethe auch die Bier- und Weinlokale der Großstadt, voran der Auerbachs Keller. In unmittelbarer Nähe wohnte er zunächst in der Großen Feuerkugel, einem Haus an der Ecke Grimmaische Straße/Neumarkt, heute steht auf dem Grundstück das Warenhaus Galeria Kaufhof. Das Leipziger Bier schmeckte Goethe nicht, er trank sehr gern Champagner. 14 Tage nach seiner Ankunft schrieb er seinem Freund Johann Jacob Riese: "In Gesellschaften, Concert, Comoedie, bey Gastereyen, Abendessen, Spazierfahrten so viel es um diese Zeit angehet. Ha! Das geht köstlich! Aber auch köstlich kostspielig. Zum Henker, das fühlt mein Beutel." Er nahm an der Tafel des Medizinprofessors Christian Friedrich Ludwig teil und schrieb, Rebhuhn, Gans, Forelle, Hecht und Austern standen auf dem Speiseplan. Er wisse gar nicht mehr, wie das grobe Fleisch von Rind und Hammel schmecke.

Käthchen Schönkopf. Foto: W. Brekle
Käthchen Schönkopf. Foto: W. Brekle
Johann Wolfgang gehörte zur privilegierten Oberschicht, denn der vermögende Vater Johann Caspar Goethe zahlte seinem Sohn 1 200 Gulden im Jahr, das entspricht 1 000 Reichstaler. Vergleichen wir dazu das Einkommen des außerordentlichen Professors für Philosophie Christian Fürchtegott Gellert, der Poetik las: 100 Taler im Jahr. Gellert war auf Zuverdienste als Schriftsteller, auf Vorlesungshonorare und auf die Unterstützung seiner Verehrer angewiesen. Goethe besuchte Gellerts Vorlesungen und sprach sich später  lobend darüber aus. Frühzeitig ging er seinen Interessen nach,  auch andere Poetikvorlesungen und Vorlesungen damals bekannter Naturwissenschaftler frequentierte er. Nur halt mit der Jura - das wurde nichts.

Käthchen Schönkopf, die Wirtstochter vom Brühl, die am Leipziger Goethe-Denkmal auf dem Naschmarkt verewigt ist, war Goethes erste große Liebe. Als sich Käthchen einem anderen Manne zuwandte, raste Goethe vor Eifersucht und die Beziehung war beendet. Er litt  an Liebeskummer und wurde krank. In seinem 1774 geschriebenen Bestseller „Die Leiden des jungen Werthers" klingen diese Liebesqualen und Liebesschmerzen nach. Schließlich kehrte Goethe im Sommer 1768 erschöpft und schwerkrank nach Frankfurt zurück, um sich dort gesund pflegen zu lassen.

Von Mephisto in Rausch versetzte Studenten, Foto: W. Brekle
Von Mephisto in Rausch versetzte Studenten, Foto: W. Brekle

Die gewiss häufigen Besuche des Auerbachs Kellers inmitten einer Schar Studenten hat Goethe zur Gestaltung der Szene „Auerbachs Keller in Leipzig" in seinem Drama Faust I angeregt. Ein Wandbild  zeigt dort seit 1625 Faust, wie er den Weinkeller, auf einem Weinfass reitend, verlässt. Eine Werbung, die bis heute ihre Anziehungskraft behalten hat. Der Dialog der lärmenden und saufenden Studenten beginnt im Drama mit dem häufig zitierten Worten: "Mein Leipzig lob ich mir! Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute." Gelegentlich wird angezweifelt, ob die Worte des verkommenen Studenten Frosch nicht ironisch gemeint wären, aber im Briefverkehr des Johann Wolfgang von Goethe an seine Lebensgefährtin Christiane um 1800 taucht kein böses  Wort über Leipzig auf, im Gegenteil: „ Es wird dir und dem Kind viel  Freude machen Leipzig in dieser schönen Jahreszeit...und besonders die vielerlei Waren werden euch großen Spaß machen. Und ganz ohne Kaufen wird es nicht abgehen, das sehe ich schon im voraus... Bringe nichts als weiße Kleider mit, man sieht fast nichts andres. Ein Hütchen kannst du gleich hier kaufen..." Goethe suchte noch oft die Stadt auf. Mehr noch als das auch heute wieder erlesene Warensortiment sind Auerbachs Hof und Keller durch die Faust-Sage  in aller Welt bekannt geworden. Der Bildhauer Mathieu Molitor schuf 1913 die Skulpturen, die am Eingang zum Keller stehen, Faust und Mephisto und gegenüber die Studenten, die aus ihrem Trancezustand erwachen, in den  der teuflische Spuk sie versenkt hatte. Dem berühmten Fassritt widmet Goethe nur eine Zeile: „Ich hab ihn selbst hinaus zur Kellertür - auf einem Fasse reiten sehn."

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