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Strandgut
Ein Inseltagebuch

Berndt Seite

Die Ostsee ist ein Sehnsuchtsort, an dem man seine Gedanken mit dem Meer schweifen lassen kann. Beim Anblick der Wellenbewegungen kommen Erinnerungen an das Auf und Ab des Lebens auf. In eindrucks- und stimmungsvollen Bildern beschreibt Berndt Seite in seinem Tagebuch philosophische Reflexionen in Rückblick auf sein privates und poltisches Leben. Das raue und derbe Klima der Ostsee, die verschiedenen Jahreszeiten am Meer haben dabei ihren ganz eigenen Charme und helfen ihm, alte Dinge abzustreifen und wieder zu sich selbst zu finden.

Nicolai auf Werthers Grabe

Nicolai auf Werthers Grabe

Dipl.-Päd. Ursula Brekle

Werther, Originalzeichnung von Daniel Chodowiecki (1726-1801)
Werther, Originalzeichnung von Daniel Chodowiecki (1726-1801)

Der Publizist, Kritiker und Verfasser satirischer Werke, Friedrich Nicolai, gehört zu den bedeutendsten Repräsentanten der Berliner Aufklärung. Mit Goethe und Schiller trug er Konflikte aus, weil er nicht in der Lage war, auf die politischen und ideengeschichtlichen Veränderungen seiner Zeit flexibel zu reagieren. Nicolai neigte zur brüsken Ablehnung neuer literarischer Perspektiven und Denkarten. So schrieb er eine Parodie auf „Die Leiden des jungen Werthers", den Bestseller von Johann Wolfgang von Goethe.

Dieser Briefroman soll nach seinem Erscheinen 1774 zahlreiche unglücklich verliebte Jünglinge zum eigenen Selbstmord angeregt haben. Er war unter Goethes Werken das erste und beliebteste Objekt der Parodisten. Nicolai betitelte seine Parodie „Die Freuden des jungen Werthers" und machte das Original verächtlich. Auf dem Höhepunkt war die Pistole Werthers mit Hühnerblut geladen und deshalb war der Schuss nicht tödlich. Dann reichen sich Werther und Lotte die Hände zum Lebensbund. Goethe rächte sich, nicht minder brüsk, mit einem Spottgedicht mit der Überschrift

„Nicolai auf Werthers Grabe":

Ein junger Mensch - ich weiß nicht wie -

Verstarb an Hypochondrie,

Und ward dann auch begraben.

Da kam ein schöner Geist vorbei,

Der hatte seinen Stuhlgang frei,

Wie ihn so Leute haben.

Der setzt sich nieder auf das Grab

Und legt sein reinlich Häu?ein ab,

Schaut mit Behagen seinen Dreck,

Geht wohleratmend wieder weg,

Und spricht zu sich bedächtiglich:

„Der gute Mensch, er dauert mich,

Wie hat er sich verdorben!

Hätt' er geschissen so wie ich,

Er wäre nicht gestorben!"

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