Bei
der Rübenerntetechnik setzte sich das 3-reihige, 2-phasige Köpflade-
und Rodeladeverfahren wegen der besseren Qualität des geernteten
Rübenblattes durch. Dafür stehen die traktorgezogenen Maschinen
Köpflader E732/734 und Rodelader E765. Mit diesen Maschinen wurde
zwar die handarbeitslose Rübenernte realisiert, erreichten aber
nicht die erforderliche Leistungsfähigkeit. Deshalb wurden 6-reihige
selbstfahrende Maschinen für die 2-Phasenernte bei Zuckerrüben
entwickelt (Köpflader E740, Rodelader E770), aber nicht in die Serie
überführt. Der Mangel an Produktionskapazität und die Orientierung
auf eine arbeitsteilige Fertigung der Erntetechnik im Rahmen des RGW
führte zu einer Neuentwicklung dieser 2-phasigen, 6-reihigen
Erntetechnik , wobei die Erfahrungen des E740 und E770
berücksichtigt, jedoch wegen der 20-fach größeren
Zuckerrübenanbaufläche in der Sowjetunion die Prämissen anders
gesetzt wurden, nicht immer im Interesse der Forderungen unserer
Landwirtschaft.
Der VEB Bodenbearbeitungsgeräte Leipzig war aus dem traditionsreichen Landmaschinenunternehmen „Rud. Sack“ in Leipzig Plagwitz im Ergebnis der Wirren des 2. Weltkrieges hervorgegangen. Wie die meisten Maschinenbauunternehmen war auch „Rud. Sack“ in die Kriegsproduktion eingebunden und hatte eine Vielzahl von Kriegsgefangenen und Fremdarbeitern in seinem Werk eingesetzt (insgesamt 2851 aus 15 Ländern nach Betriebsakte Nr. 561 des Betriebsarchivs). Aus diesem Grund wurde das Werk nach Einmarsch der Amerikaner in Leipzig sofort stillgelegt und 3500 Beschäftigten gekündigt.
Um das Chaos in Leipzig lindern zu helfen, hat das Werk am 28. Mai mit 124 Beschäftigten wieder begonnen zu produzieren. In 1. Linie waren es Waren des sofortigen Bedarfs wie z. B. Kartoffelreiben, Handhacken, Brotbüchsen und Handwagen, die aus den Materialresten gefertigt wurden. Aber auch im Bereich Landmaschinen begann eine zögerliche Produktion. Auf dem Land fand die Gesellschaft schneller zurück in ein normaleres Leben. Es gab wenig Zerstörung in den Dörfern und die Felder mussten bearbeitet werden. Dazu waren zunächst Ersatz- und Verschleißteile (Pflugschare) notwendig. Diese wurden vom Unternehmen „Rud. Sack“ bereitgestellt- auch im Tausch mit Lebensmitteln für die Angestellten das Werkes. Bis Ende 1945 wurden bereits wieder produziert: 33.000 Gespannpflüge, 860 Gespanndrillmaschinen und 2000 Rübenroder sowie 150 Traktorpflüge.
Im Juli 1945 erfolgte gem. dem Potsdamer Abkommen die Eingliederung Sachsens in die sowjetische Besatzungszone und stellte somit die Weichen für die künftige Entwicklung. Im Ergebnis des Volksentscheides in Sachsen am 30. 06. 1946 wurde das Unternehmen „Rud Sack“ als Rüstungsbetrieb enteignet und in die Treuhandschaft des Landes Sachsen überführt.
1946 begann die Demontage des Betriebes durch die Sowjets auf Beschluss der Alleierten, um auf diese Weise eine Wiedergutmachung für die ungeheueren Kriegsschäden zu erreichen. Insgesamt wurden 60% der Anlagen des Betriebes, dabei meist die hochwertigsten, abtransportiert. Mit dem Rest war der Neustart entsprechend schwierig.
Einen großen Einfluss auf die Entwicklung des Werkes hatte die Durchführung der Bodenreform ab 1945 in der sowjetischen Besatzungszone. Die Neubauern benötigten Maschinen und Geräte für Kleinbauern, so dass entsprechende Geräte für Zugtiere bereitgestellt werden mussten. Dazu war ein Griff in das Angebot erfolgreicher Landmaschinen der 20-iger und 30-iger Jahre des Unternehmens möglich. Erst mit der Bildung der Maschinen und Ausleihstationen (MAS) ab 1948 wurden verstärkt Geräte für Traktoren bereitgestellt, aber immer noch auf der Grundlage von Konstruktionen der alten Firma „Rud Sack“. Produziert wurden vorrangig verschiedene Pflüge, Unkrautstriegeln, Vielfachgeräte, Drillmaschinen und Rübenroder für Gespanne und Traktoren.
Am 01.Juli 1948 wurde die Firma „Rud. Sack“ in die Firma „Leipziger Bodenbearbeitungsgeräte Fabrik, vormals Rud. Sack Volkseigener Betrieb“ (VEB BBG Leipzig) überführt. Der „Sonderbau von Landmaschinen Dr. Hans Sack“ am Ritterschlösschen in Leipzig Leutzsch blieb noch bis 18. Januar 1950 in Privatbesitz. Dieser Betrieb der Sackfamilie war der Entwicklungsbetrieb für „Rud. Sack“ und lieferte Konstruktionsunterlagen u.a. von modernsten Kartoffel- und Rübenerntemaschinen, die als Reparationsleistungen gegenüber der Sowjetunion abgerechnet wurden. Administrativ wurde BBG in die Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) der Land-, Bau- und Holzbearbeitungsmaschinen eingegliedert.
Erzeugnisentwicklung:
Mit
der Bildung des Volkseigenen Betriebes waren die Weichen für die
zentralistische Planwirtschaft gestellt. Entsprechend den
volkswirtschaftlichen Erfordernissen wurden die Strukturen der
Landmaschinenindustrie mehr oder weniger sinnvoll angepasst. Die
Bildung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG)
erforderte neue leistungsstärkere Traktoren und folglich zugeordnete
Maschinen und Geräte. Zur Durchsetzung der Forderungen unter
einheitlicher Führung wurde 1958 die VVB Landmaschinen- und
Traktorenbau gegründet. Diese Zeit charakterisiert die höchste
Vielseitigkeit der Produktion bei BBG, indem zu Beginn auf die
„Sackschen“ Geräte zurückgegriffen, weiter- und neuentwickelt
und entsprechend für die neuen Zugmittel modifiziert und erweitert
wurden. Durch die einheitliche Leitung war die Passfähigkeit von
Zugtraktor und Gerät bzw. Maschine garantiert. Es wurden
produziert:
Bodenbearbeitungstechnik:
Anhänge- und später
auch Anbau- sowie Drehpflüge mit unterschiedlichen
Pflugkörperformen, Grubber, Eggen, Unkrautstriegeln, Walzen,
Scheibeneggen,
Scheibenpflüge jeweils für die
Kettentraktoren
aus der Sowjetunion und Radtraktoren aus DDR Fertigung wie
„Brockenhexe“, „Aktivist“, „Pionier“, „Famulus“
sowie Geräteträger „RS09“.
Pfanzenschutztechnik:
Anbausprüh-
und Stäubemaschinen für den Geräteträger RS09, Aufsattelmaschinen
für
Traktoren zum Spritzen und Stäuben für den Ackerbau und
den Obstbau sowie
Hochdruckspritzen, jeweils gestaltet als
Baukastensystem.
Hackfruchterntetechnik:
Zweireihige
Kartoffelerntemaschine E737(erstmals mit Siebketten und
Höhenförderer) im
Parallelverfahren, dreireihiger
Längsschwadköpfroder E710 und Lader für geköpftes
Rübenblatt
und gerodete Zuckerrüben (T173-T175). Damit war die handarbeitslose
Kartoffel-
und Zuckerrübenernte erstmals möglich. Das war 1958
der DDR einen Nationalpreis wert.
Obst und
Gemüsetechnik:
Pflanzmaschinen, Gemüseernte-Förderbänder,
motorisierte Erdsiebe, Häcksler für den
Baumverschnitt,
Tiefladeanhänger für den Plantagenbetrieb sowie Zwiebelputz- und
Sortiermaschinen
In
den 1960-iger Jahren begannen im Rahmen des 1949 gegründeten Rates
für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) Entscheidungen zu wirken,
deren Auswirkungen gravierend für BBG waren. Es wurden solch
erfolgreiche Produktlinien wie die der Pfanzenschutztechnik an die
Volksrepublik Ungarn (Debrecen) und die Obst- und Gemüsetechnik an
die Volksrepublik Bulgarien vergeben. Darüber hinaus wurde die
Kartoffelerntetechnik komplett in das „Weimarwerk“ (ehem.
Rüstungswerk in Weimar) verlagert. Obwohl das hinsichtlich des hohen
Know-hows der abgegebenen Produktlinien ein erheblicher Verlust war,
so wurden auf diese Weise Kapazitäten für größere Serien
geschaffen, um andere Länder, in 1. Linie die des RGW zu beliefern.
Allerdings war die Versorgung unserer Landwirtschaft mit den
entsprechenden Importmaschinen hinsichtlich Menge und Qualität nicht
immer befriedigend.
Die Konzentration und Spezialisierung der
Landwirtschaft [LPG‘s
schlossen sich zu Kooperativen Abteilungen Pfanzenproduktion (KAP)mit
durchschnittlich 4.200ha zusammen] führte zwangsläufig zu
Forderungen nach leistungsstarken Zugtraktoren und hoch effektiver
Verfahren in der Feldwirtschaft.
Für den im Traktorenwerk Schönebeck produzierten ZT300 wurde eine Baukastenreihe von Pflügen (B200-B201) einschließlich Nachbearbeitung mit unterschiedlichen Pflugkörpern und das Saatbettbereitungsgerätesystem (B620) sowie Scheibeneggen (B402) entwickelt und produziert, deren erfolgreiche Arbeit noch heute im Original oder modifiziert auf den Feldern zu sehen ist.
Für den Traktor K700 (ehem. Raketenschlepper aus der Sowjetunion) mit 270-300PS wurde die Aufsattelpflugreihe B550-B552 und Aufsattelschälpflug B540 entwickelt und produziert. Besonderheit waren Gelenke im Rahmen zur Anpassung an das Bodenprofil wegen der hohen Pflugkörperanzahl (8-12 Stck.).
Saatbettmaschine "SABEMA"
Skizze zur "SABEMA"
Zur Senkung des Aufwandes bei der Bearbeitung schwerer, insbesondere trockener Böden wurden auf der Grundlage eines Patentes der TU-Dresden Forschungsmuster einer Saatbettbereitungsmaschine „SABEMA“ entwickelt und gebaut, bei denen sich der Traktor als Energiequelle über die reaktiven Bodenbearbeitungswerkzeuge abstützt. Dadurch kommt es zu keinen verdichteten Radspuren im Boden, wobei die Fortbewegung durch die reaktiven Werkzeuge bewerkstelligt wird. Eine Serienreife konnte bis 1989 nicht erreicht werden.
Ab 1972 wurde die größte arbeitsteilige Produktion im Rahmen des RGW auf dem Gebiet des Landmaschinenbaues mit dem selbstfahrenden Rübenrodeladers KC-6 begonnen. Das Fahrgestell einschließlich Antrieb und automatische Reihenlenkung wurde in Ternopol (Ukraine), die Rodebaugruppe bei BBG, Kabine und Querförderer im Landmaschinenbau Döbeln, die Steilförderer im Landmaschinenbau Torgau und die Störstellenanzeige in der VR Bulgarien gefertigt. Die Endmontage erfolgte in Ternopol. Der 6- reihige selbstfahrende Köpfer wurde komplett aus der CSSR zugeliefert. Insgesamt wurden bis 1992 64.231 Stck. Rodebaugruppen geliefert. Von dieser Menge erhielt die DDR Landwirtschaft nur 5% als Finalerzeugnisse.
Produzierte Rübenerntemaschinen [Stck.] bis zum Jahr:
Jahr |
E710; E710/4 |
E732; E733; E734 |
E765 |
KC-6; KC-6B |
1963 |
4.618 |
|
|
|
1973 |
|
6.696 |
|
|
1972 |
|
|
5.720 |
|
1992 |
|
|
|
64.231 |
Eine ähnliche Situation wie bei der Rübenernte hatte sich in der Applikationstechnik für Agrochemikalien ergeben. Die traktorgebundenen Maschinen wurden im Rahmen der Arbeitsteilung im RGW an Ungarn vergeben. Die Leistungsfähigkeit dieser Maschinen konnte zwar die Landwirtschaftsbetriebe befriedigen, jedoch die in der DDR gebildeten Agrochemischen Zentren waren Dienstleistungsbetriebe der Landwirtschaft und hatten höhere Anforderungen an die Applikationstechnik insbesondere an die Leistungsfähigkeit, was nur durch selbstfahrende Applikationsmaschinen zu realisieren war. So wurde bei BBG ein Selbstfahrer D700 (Arbeitsbreite bis 36m) mit verschiedenen Aufsätzen für das Spritzen, Stäuben, die Kopf und Grunddüngung mit der dazugehörigen Transport- und Beschickungstechnik T013/14 in Kooperation entwickelt.
Auch
dieses Projekt scheiterte an der erforderlichen Produktionskapazität
und wurde nur als kooperative Produktion auf der Basis des Lkw W50
von Ludwigsfelde (mit Landwirtschaftsbereifung) unter Zulieferung von
Spritzaufsätzen aus Debrecen (Ungarn) und Düngungsaufsätzen vom
Landmaschinenbau Güstrow mit Kompromissen an die Qualität
gelöst.
Eingebunden in staatliche administrative Planung
hatte der VEB BBG auch militärische Entwicklungsaufgaben im Rahmen
der „Lieferverordnung“ (LVO) für die Warschauer Vertragsstaaten
zu erfüllen. Damit wurden Kapazitäten des Betriebes artfremd
gebunden. Es waren automatische Verlegeeinrichtungen für
Panzerabwehrminen auf der Basis eines Transportpanzers zu entwickeln
und bereitzustellen. BBG war für das Anbaugerät am Transportpanzer
zum Einbringen der Minen in den Boden, das WTZ Automobilbau in Karl
Marx Stadt für die Magazine zur Aufnahme der Minen im
Transportpanzer und als Finalist Bumar Labedy in Gliwice mit der
Bereitstellung des Transportpanzers verantwortlich. Bis zur Wende
1989 wurden 2 Fertigungsmuster an den Finalisten geliefert.
In
der Planwirtschaft wurde auf der Grundlage des Perspektivplanes, der
unter Mitwirkung der entsprechenden Forschungsinstitute und des
verantwortlichen Industriebetriebes erarbeitet wurde, die Entwicklung
aufgenommen. Aus dem Perspektivplan wurden Forderungen an das zu
entwickelnde Erzeugnis abgeleitet und in einem Pflichtenheft fixiert.
Danach erfolgten bei Bedarf Grundsatzuntersuchungen im
Forschungsstadium an Universitäten und Instituten der Akademie der
Landwirtschaftswissenschaften, oder wie die Regel die 1. Konstruktion
im Entwicklungsbetrieb. Nach dem Bau des 1.Exemplars im Musterbau
folgten Erprobungen in Verantwortung des Entwicklungsbetriebes unter
Praxisbedingungen auf der betriebseigenen Erprobungsstelle in
Kooperation mit den Landwirtschaftsbetrieben. Aus den Erkenntnissen
des 1. Musters erfolgte die Überarbeitung der
Konstruktionsdokumentation, jetzt auch unter Einbeziehung von
Spezialisten der Betriebsfestigkeit („Institut f.
Landmaschinentechnik“ Leipzig), der Formgestaltung und den
Fertigungstechnologen aus dem eigenen Betrieb. Die Überarbeitung der
Muster wurde so lange durchgeführt, bis die Praxiserprobungen den
Pfichtenheftvorgaben genügten. Parallel zu diesen Aktivitäten
erfolgte eine technologische Vorbereitung der Serienproduktion
einschließlich der Kostruktion und Herstellung der Fertigungsmittel.
Nach erfolgter staatlicher Prüfung des neu entwickelten Erzeugnisses
durch die „Zentrale Prüfstelle für Landwirtschaft“ (ZPL) konnte
bei positivem Ergebnis die Serienproduktion anlaufen.
Das gesamte
Procedere war eine gesetzlich vorgeschriebene Verfahrensweise.
Das führte zwangsläufig zu nur einem verfügbarem
Produkt und nahm dem Kunden die Wahlmöglichkeit zu
Konkurrenzerzeugnissen mit möglichen anderen Gebrauchswerten für
seine spezifischen Bedingungen.
Strukturentwicklung des VEB BBG:
Nichts ist so beständig wie die Veränderungen der Struktur der Landmaschinenindustrie. In den 60-iger Jahren wurden kleinere Betriebe wie der VEB Gerätebau Taucha und der VEB Möbelfabrik Colmnitz als Betriebsteile zum VEB BBG zugeordnet. 1970 wurden 5 Landmaschinenkombinate, darunter das „VEB Weimarkombinat“ mit den Betrieben „Weimarwerk“, „BBG Leipzig“, „Landmaschinenbau Rotes Banner“ Döbeln und das „Institut für Landmaschinentechnik“ Leipzig anstelle der aufgelösten VVB gegründet. 1978 erfolgte bereits die nächste Umstrukturierung zum Großkombinat „Fortschritt“. In ihm wurden alle Landmaschinenbetriebe der DDR sowie das Handelskombinat „agrotechnik“ und das Außenhandelsunternehmen „Fortschritt Landmaschinen“ zusammengefasst. Zum Betriebsverband BBG gehörten nun auch der Landmaschinenbau „Rotes Banner“ Döbeln, „Plastanza“ Leipzig, „Zahnradfabrik“ Leipzig, „Metallwaren“ Lengefeld und ab 1985 der „Landmaschinenbau Bernburg“. 1983 wurden die Betriebe „Ralle“ in Großvoigtsberg und „Mohn“ in Großschirma der Struktur von BBG zugeordnet. Anhand dieses Firmenkonglomerats ist ersichtlich, dass das Fertigungsprogramm von BBG nicht nur Landmaschinen enthielt. Es wurden Küchenherde, Christbaumständer, Liegestühle, Handwagen, Grabegabeln und vieles mehr als „Konsumgüter“ gem. staatlicher Vorgaben gefertigt. Der durch die Planungs- und Leitungsbürokratie in einem Großbetrieb bedingt hohe Aufwand für die einfachen Produkte ließ diese Produktion mehr als unwirtschaftlich werden.
Technologische Entwicklung des VEB BBG:
Zur
Verbesserung der Planungs- und Leitungsaufgaben wurden ab 1971 die
Rechenanlage R-300 und zu Beginn der 80-ger Jahre der „ESER“
Rechner eingeführt.
Die Lage von BBG in dem Wohngebiet Plagwitz
setzte Grenzen zur baulichen Erweiterung des Werkes. Versuche, das
Werk außerhalb der Stadt anzusiedeln scheiterten einfach an der
Finanzschwäche des Landmaschinenbaues. So entstanden einzig eine
neue Zuschnitthalle und ein Sozialgebäude auf nicht genutzten
Werksflächen.
Vertrieb:
Unter sozialistischen Bedingungen wurde nicht nur die Entwicklung und Produktion „planmäßig“ durchgeführt sondern auch der Vertrieb erfolgte zentralistisch nach dem Verteilprinziep über den Vermarktungsbetrieb „agrotechnik“ des Kombinates „Fortschritt“ und für den Export über das zentralen Außenhandelsunternehmen „Fortschritt Landmaschinen“. Die Versorgung der DDR Landwirtschaft und der Export im Rahmen des RGW war ja noch mit dem planungstechnischem Verständnis abzuwickeln und wurde wegen der arbeitsteiligen Prozesse untereinander im gegenseitigen Interesse der Beteiligten durchgeführt. Anders jedoch, wenn Maschinen für kapitalistische Länder verkauft werden sollten. Es fehlte nicht an Angeboten seitens des Betriebes BBG. Leider wurden die administrativen Planungsmethoden der DDR einer marktgerechten Handelstätigkeit nicht gerecht. Kurzfristige Lieferanfragen konnten wegen der erforderlichen langfristigen Bestellzeiten für Material und Investitionsgüter sowie für die Bereitstellung von Produktionskapazitäten nur schwerlich befriedigt werden. Besonders hinderlich war die Trennung von Produktionsbetrieb und Außenhandelsunternehmen insbesondere für den Export in das „NSW“ (nicht sozialistisches Wirtschaftsgebiet). Dennoch ungeachtet wurden Maschinen und Geräte in die damalige Bundesrepublik, Frankreich, Iran, Algerien, Tunesien, Ägypten, Angola, Sambia, Mocambique, Sambia, Äthiopien, Chile, Nikaragua, Kuba, Burma und Indonesien geliefert. Ihr Anteil an den Gesamtlieferungen von BBG betrug selten 5%. Im Gegensatz dazu wurden etwa ab 1972 (Anlauf der KC-6 Produktion) 60 % in die Länder des RGW geliefert. Der Rest des Lieferumfanges diente der „Befriedigung“ der DDR Landwirtschaft.
Wende:
Die zunehmenden Widersprüche in der von der DDR Regierung propagierten Wirtschafts- und Sozialpolitik führte zwangsläufig zum Kollaps der Gesellschaft. Der Zusammenbruch der zentralistischen Planwirtschaft führte zum Verlust der Absatzmärkte in den RGW Ländern. Die Strukturen der Kombinate und Großbetriebe wurden aufgelöst. Eine Neuorientierung auf dem freien Markt war mit der Größe des Betriebes nicht möglich. Es folgte eine Teilung des Unternehmens in für die Marktwirtschaft entwicklungsfähige Bereiche und in solche, die liquidiert werden mussten. Dazu gehörte auch die Auflösung der Sozialstruktur des Betriebes wie KITA, Poliklinik, Kulturhaus u.Ä.. Die Reihe der Neu- und Umstrukturierungen beginnt mit 150 Mitarbeitern von ehemals 2100 im Werk Leipzig. Die Strukturveränderungen führte auch zu einer Verlagerung des Betriebes aus dem Wohngebiet Leipzig-Plagwitz auf ein Gelände außerhalb der Stadt nach Großzschocher. Damit hat sich zu mindestens seitens der Immobilien ein Kreis geschlossen. Die Flächen liegen in der Flur des ehem. Versuchsgutes zur Zeit von Rudolph Sack, dem Firmengründer des traditionellen Unternehmens. Nach mehreren fehlgeschlagenen Privatisierungen ist jetzt die BBG GmbH & Co.KG in den Familienbetrieb der Amazone Gruppe eingegliedert und produziert sehr erfolgreich Bodenbearbeitungsgeräte und Spritzmaschinen.
Entwicklung der Beschäftigten im VEB BBG Leipzig
Mai 1945 |
124 |
|
Dez. 1947 |
1.209 |
|
Dez. 1949 |
1.800 |
|
Dez. 1950 |
2.300 |
|
Bis 1989 im Schnitt
|
3.400 Stammwerk mit zugeordneten Produktonsbereich
4.000 maximal einschl. zugeordneter Betriebe |
|
Juni 1991 |
2.239 |
Stammbetrieb |
Aug. 1992 |
1.372 |
Stammbetrieb |
Okt. 1993 |
150 |
Neugründung |
Literatur
Manfred
Rüstig: Mensch und Werk
Schriftenreihe zur Entwicklung der
Industrie in der Stadt Leipzig
Landmaschinenbau in
Leipzig
Jürgen Lucius Archiv
Bildnachweis
Archiv der BBG AG, liquidiert, übergegangen in das Archiv Jürgen Lucius