Schwarz, schwarz, schwarz sind alle meine Kleider
Schwarz, schwarz, schwarz ist alles, was ich hab
Darum lieb ich alles, was so schwarz ist
So geht das bekannte Volkslied in der 3. Strophe. Melodie und Text stammen aus Pommern. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts ist es überliefert und wird in vielen Varianten in ganz Deutschland gesungen.
„Ich werde so lange Schwarz tragen, bis es eine dunklere Farbe gibt " Das ist ein szenetypischer Spruch der Goths, so nennen sich die überzeugten Anhänger des Wave-Gotik-Treffens (WGT), das traditionell Pfingsten in Leipzig gefeiert wird. Der Spruch belegt als sichtbares Zeichen nach außen, als Bekenntnis, dass es immer alternative Möglichkeiten des Lebens gibt. Schwarz als Zeichen von innen nach außen bedeutet, dass die Goths ihre Individualität herauskehren und alle aktuellen Modetrends ablehnen. Schwarz dominiert, aber zelebriert werden dabei Ideenreichtum und Vielfalt.
So gibt es
Zeitreisende aus dem Barock, dem Biedermeier oder dem Mittelalter.
Sie beherrschen die Szene beim Viktorianischen Picknick im Clara-Park, das im Vorjahr einen Besucherrekord von ca. 8 000
Menschen verzeichnete. Hier waren mehr Festivalgänger in
farbenfrohen und historischen Gewändern zu sehen. Brach, der
Pressesprecher
der WGT, sagte:
"Das ist immer davon abhängig, wo man sich bewegt. Beim
Viktorianischen Picknick sind alle möglichen Farben zu sehen.
Allgemein ist das Festival über die Jahre heterogener geworden –
auch in der Musik."
Ca. 200 Künstler werden in diesem Jahr für die Festivalteilnehmer musizieren, darunter Bands wie Cradle of Filth, Joachim Witt, Goethes Erben, Jonathan Bree, Das Ich, Fehlfarben und Jungstoetter. Im Programmangebot finden sich auch Lesungen. So wird der bekannte Kriminalbiologe Mark Benecke aus seinen Büchern vortragen und seine Zuhörer fesseln.
Weiter gibt es Leder- oder Latex-Fetischisten oder Cybergoths mit Atemmasken. Schwankende Vampirgestalten versuchen sich an Bedrohlichkeiten zu überbieten. Der Phantasie eines Jules Verne entsprungene Steampunks wirken zuweilen bizarr. Ein Beispiel aus dem Wave-Gotik-Treffen Leipzig 2012 sei genannt: Alexander Schlesier, siehe Abbildung. Und dazwischen immer wieder Goths mit überraschend neuen Outfits.
Als legendär gelten in der schwarzen Szene die Führungen von Alfred E. Otto Pauls auf dem Südfriedhof Leipzig. Das Wissen von Pauls, der von sich selbst sagt: „Ich bin der Südfriedhof.“, scheint unerschöpflich zu sein. Er weiß alles zu den Themen Sterben, Tod, Bestattung und Grabdenkmale, Paul ist ausgewiesener Sepulkralforscher. Deshalb ziehen sich die Führungen, die eigentlich auf zwei Stunden angesetzt sind, drei oder vier Stunden hin. Weitere Informationen: https://www.leipzig-lese.de/index.php?article_id=2...
https://www.wave-gotik-treffen.de/prog/programm.php
Bildnachweis
Mit Ausnahme der Abb. von Alexander Schlesier, stammen alle Fotos von Ursula Drechsel.