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Die verlassene Schule bei Tschernobyl - Lost Place

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Am 26. April 1986 kam es im Atomkraftwerk Tschernobyl zu einer der schlimmsten Nuklearkatastrophen. Die freigesetzte Radioaktivität entsprach dem zehnfachen der Atom-Bombe von Hiroshima 1945. Erst drei Tage später wurde die 3 km entfernte Stadt Prypjat evakuiert und alle Bürger mussten ab 14 Uhr "vorübergehend" ihren Wohnort verlassen. Seither ist die Mittelschule der Stadt verwaist.

30 Jahre Leerstand hinterlassen Ihre Spuren. Doch genau die machen den Ort sehenswert. Der Großteil der Mittelschule ist in einem unberührten Verfallszustand. Die Wände verlieren ihre Farbe, die alten Schulbücher erinnern an den einstigen Schulalltag. Das Heft zeigt Klassenräumen, Flure, die Turnhalle und die große Schulaula.

Das Heft bietet in der Mitte ein doppelseitiges Poster.

ISBN: 978-3-86397-121-2

Preis: 3,00 €

Kunst für den Neubau der Universität Leipzig  2

Kunst für den Neubau der Universität Leipzig 2

Prof. Dr. Rudolf Hiller von Gaertringen

Die Regententugenden des Bildhauers Ernst Rietschel

Blick in das Neue Augusteum
Blick in das Neue Augusteum

Ende Mai wurden die vier »Regententugenden« von der Hand Ernst Rietschels (1804-1861), einem der bedeutendsten Bildhauer des Spätklassizismus, im Neuen Augusteum aufgestellt. In antikisierender Gewandung und Haartracht blicken die Personifikationen der >>Frömmigkeit«‚ »Gerechtigkeit«‚ »Milde« und »Weisheit« fortan von Konsolen in Höhe des ers-

ten Obergeschosses ins Foyer hinunter. Nach zweijähriger Restaurierung durch die Diplomrestauratorin Daniela Arnold konnten die lebensgroßen Stuckfiguren wiederhergestellt wer-

den. Die Attribute, welche die Figuren identifizieren, wurden deutlich sichtbar in Metall ergänzt, fragmentierte Gliedmaßen dagegen belassen. Drei Figuren zeigen die hellgraue Fassung der Entstehungszeit.

Die Weisheit
Die Weisheit

Die Personifikation der >>Weisheit<< war als einzige Figur fast intakt: Sie präsentiert sich mit einem aufgeschlagenen Buch in der rechten Hand und einer brennenden Fackel in der Linken. Der >>Gerechtigkeit<< war nur ein Rest ihrer Gesetzestafel geblieben, die sie mit der linken Hand auf ihr Knie stützte und demonstrativ dem Betrachter entgegenhielt. Die Tafel wurde in Metall erneuert. Ihren linken Fuß setzt sie auf einen Würfel, den der Bildhauer Rietschel ursprünglich als prallen Geldbeutel entworfen hatte. Diese - missverständliche - Anspielung auf die Unbestechlichkeit der Justiz wurde von den Auftraggebern jedoch abgelehnt. Der rechte Arm der Figur, der ein geschultertes Schwert umfasste, ist verloren.

Auch der Stab, den die >>Milde<< in ihrer linken Hand hielt, wurde erneuert, die rechte Hand, einst in schützender Gebärde angehoben, fehlt. Die >>Frömmigkeit<< ist an ihrem Kreuz zu erkennen, auf das sie sich mit geneigtem Haupt und niedergeschlagenen Augen mit ihrer Rechten stützt. Der Kopf dieser Figur war verloren und musste anhand eines Abgusses in der Skulpturensammlung in Dresden rekonstruiert werden, ein großer Teil des Kreuzes wurde in Metall ergänzt.

Die Kunstwerke im südlichen Foyer sollen an das historische Augusteum, das Hauptgebäude des 19. Jahrhunderts erinnern. Angefertigt wurden die Figuren 1832 als Gussmodelle für ein Bronze-Denkmal zu Ehren des sächsischen Königs Friedrich August I. des Gerechten (1750-1827), das 1843 im Innenhof des Dresdener Zwingers aufgestellt wurde. Die Gipsmodelle hingegen waren bereits 1836 der Universität Leipzig geschenkt und in der Aula des nach dem König benannten, von Albert Geutebrück und Karl-Friedrich Schinkel entworfenen ersten Universitätshauptgebäudes >>Augusteum<< aufgestellt worden. Nach der Überarbeitung des Baus durch den Universitätsbaumeister Arved Roßbach in den 1890er Jahren zierten sie die Ballustrade der großzügigen Wandelhalle.  

Die Gerechtigkeit
Die Gerechtigkeit

Im Sommer 1968 konnten sie aus dem kriegsbeschädigten‚ aber benutzbaren Gebäude gerettet werden, das wenige Wochen nach der Sprengung der Universitätskirche ebenfalls dem Erdboden gleichgemacht wurde. Verzeichneten bdie Bergungslisten noch alle vier Figuren‚ galten seit 1993 zwei davon als verschollen. Diese wurden 2002 durch den Denkmalpfleger Dr. Alberto Schwarz imehemaligen Reichsgericht entdeckt und anlässlich des 600-jährigen Jubiläums im Jahr 2009 vom Bundesverwaltungsgericht an die Universität zurückgegeben. Die beiden anderen lagerten lange Zeit bei einem Bildhauer in Nossen und wurden 2008 zurückgeholt.

Als Schüler Christian Daniel Rauchs vermittelte Rietschel zwischen der klassizistischen Überlieferung und einer realistischeren, lebensnahen Bildhauerkunst. Für die Universität Leipzig schuf er die Giebelskulpturen des Augusteums (»Die vier Fakultäten«) sowie ferner Reliefs und Bildnisbüsten sächsischer Könige, Gelehrter und Staatsmänner für die Innenraumausstattung.

 

 

Dieser Artikel wurde unter Mitarbeit von Dr. Simone Schulz, Kustodie, erstellt.

Der Bertuch Verlag dankt der Pressestelle der Universität Leipzig, den Artikel aus dem Journal Universität Leipzig 4/2012 übernehmen zu dürfen. 

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