Leipzig-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Leipzig-Lese
Unser Leseangebot

Gerhard Klein

Dresden-Skizzen

Gerhard Klein stellt in seinen liebevollen Zeichnungen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt Dresden dar und stellt sie in kurzen Beschreibungen vor. 

Historische Stätten der Chemie in Leipzig, Großbothen, Freiberg und Wolfen

Historische Stätten der Chemie in Leipzig, Großbothen, Freiberg und Wolfen

Prof. Dr. habil. Konrad Krause

Das ehemalige "Landwirtschaftliche Institut" um 1879 Quelle: Archiv der Fakultät für Chemie und Mineralogie
Das ehemalige "Landwirtschaftliche Institut" um 1879 Quelle: Archiv der Fakultät für Chemie und Mineralogie

Der Gebäudekomplex in der Brüderstraße 34, in dem nach dem Auszug Ostwalds in die Linnéstraße 2 seit 1897 das  „Laboratorium für Angewandte Chemie" unter Prof. Ernst Beckmann (1853 - 1923) untergebracht war, gehört heute zur Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie - man vergleiche dazu den Beitrag des Autors "Chemische Laboratorien an der Universität Leipzig". Nach dem 2. Weltkrieg ging von diesem Haus der Wiederaufbau der chemischen und  der pharmazeutischen Fachrichtungen aus. Es war das einzige Gebäude der Chemie, das den 2. Weltkrieg nahezu unversehrt überstand, denn auch das Ostwaldsche „Physikalisch- Chemische Institut" in der Linnéstraße 2 wurde bis auf  den wieder aufgebauten Nordflügel, in dem heute das „Wilhelm Ostwald Institut für Physikalische und Theoretische Chemie" untergebracht ist, stark zerstört.

Das "Laboratorium für angewandte Chemie"(1902 Einweihung eines Hörsaals) Quelle: Archiv der Fakultät für Chemie und Mineralogie
Das "Laboratorium für angewandte Chemie"(1902 Einweihung eines Hörsaals) Quelle: Archiv der Fakultät für Chemie und Mineralogie
Die hier vorgestellten Stätten der Chemie erlangten durch Gelehrte wie die Professoren Kolbe, Wiedemann, Wislicenus, Hantzsch, Paal, Ostwald, Beckmann und viele andere im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts eine weltweite Geltung. Die Leipziger Chemie kann zudem auf berühmte Doktoranden wie Constantin Fahlberg, Theodor Curtius, Julius Tröger, Paul Walden, Hans Bucherer, Alwin Mittasch, Carl Bosch und Friedrich Bergius verweisen, die beide 1931 den Nobelpreis für Chemie bekamen. Clemens Winkler, der an der Universität Leipzig promoviert wurde und der später Professor an der Bergakademie Freiberg war, entdeckte dort das Element Germanium, was eine wissenschaftliche Großtat und
zugleich eine wichtige Bestätigung für die Gültigkeit der theoretischen Grundlagen des Periodensystems der Elemente war. Durch das Wirken der späteren Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald, Henricus van´t Hoff, Svante Arrhenius und Walther Nernst, deren wissenschaftliche Laufbahnen in verschiedener Weise eng mit der Universität Leipzig verbunden sind, wurde sie zur Wiege der Physikalischen Chemie. Mehr als 50 direkte Schüler Ostwalds haben später als Professoren den Ruhm dieses Ortes in alle Welt getragen und durch ihr weiterführendes Werk vermehrt.
Der Gebäudekomplex Brüderstraße 34-"Historische Stätte der Chemie" Foto: K.Krause
Der Gebäudekomplex Brüderstraße 34-"Historische Stätte der Chemie" Foto: K.Krause
Um solche herausragenden Forschungsleistungen nicht dem Vergessen preiszugeben, würdigt seit 1999 die Gesellschaft Deutscher Chemiker, das ist eine berufliche Vereinigung von nahezu 29.000 Mitgliedern, mit ihrem Programm „Historische Stätten der Chemie" wissenschaftliche Leistungen von exzellentem Rang. Bisher wurden in Deutschland neun Stätten ausgewählt, die diese Ehrung bekommen haben. Das sind: 1. Institut für Makromolekulare Chemie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg als Wirkungsstätte von Hermann Staudinger im Jahr 1999, 2. Institut für Kernchemie der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz im Jahr 2002 zur Erinnerung an die Arbeiten von Lise Meitner, Otto Hahn und Fritz Straßmann, 3. Liebig-Museum Gießen zur Erinnerung an die Wirkungsstätte von Justus von Liebig im Jahr 2002, 4. Altes Chemisches Institut der Technischen Universität Bergakademie Freiberg zur Ehrung von Clemens Winkler (1838 - 1904) anlässlich seines 100. Todestages im Jahr 2004,  5. Landsitz „Haus Energie" in Großbothen zur Ehrung von Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald im Jahr 2005, 6. Altes Chemisches Institut der Philipps-Universität Marburg zur Ehrung von Hans Meerwein sowie der späteren Nobelpreisträger Hans Fischer, Adolf Butenandt, Otto Hahn, Karl Ziegler und Georg Wittig im Jahr 2006, 7. Max-Planck-Institut für Kohleforschung zur Ehrung der Wirkungsstätte von Karl Ziegler, der 1963 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, im Jahr 2008 sowie 8. Altes Chemisches Institut der Universität Leipzig als Wirkungsstätte von Ernst Beckmann, Wilhelm Ostwald und anderer Chemiker, die hier führend tätig gewesen sind. Anläßlich einer Festveranstaltung an der Universität Leipzig wurde am 15. Mai 2009 am Haus Brüderstraße 34 eine Tafel angebracht.
Rückseite der Brüderstraße 34 - rechts der 2009 vollendete Labor-Kubus Foto: K. Krause
Rückseite der Brüderstraße 34 - rechts der 2009 vollendete Labor-Kubus Foto: K. Krause

Als 9. Historische Stätte der Chemie wurde kürzlich in einer Festveranstaltung am 27. August 2010  das „Industrie- und Filmmuseum Wolfen" im Chemiepark Wolfen - Bitterfeld ausgezeichnet. Die Filmfabrik Wolfen nahm 1910 die Produktion von Kinofilm auf; sie entwickelte sich später zur größten Filmfabrik Europas, eine Leistung, die durch fotochemische Forschungen und personelle Förderungen an der Universität Leipzig mitbestimmt war. In Wolfen wurde 1936 der erste Mehrschichtenfarbfim (Agfa-Neu) der Welt produziert. Unvergessen sind spätere Kino - Farbfilme wie „Immensee", „Münchhausen" oder „Die Große Freiheit Nr. 7 ", die solchen Forschergeist in alle Welt getragen haben. Bereits seit 1943 produzierte man in Wolfen Magnetbänder. Gleichermaßen bedeutsam sind die Forschungen auf dem Gebiet spinnbarer Fasern sowie für technische Anwendungen. Mit den Wirkungsstätten in Großbothen und in der Brüderstraße 34 in Leipzig wurden in ihrem Jubiläumsjahr 2009 geschichtliche Leistungen an der Universität Leipzig, darüber hinaus in Freiberg und Wolfen herausgestellt. Diese Ehrungen heben chemische Innovationen im „mitteldeutsch - sächsischen Kulturraum" heraus, in dem die Universität Leipzig starke Impulse in Forschung und Lehre entwickelt hat

  

Weitere Beiträge dieser Rubrik

Anzeige:
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen