Wer hätte siech nicht schon einmal gewünscht, das Wetter in seinem Sinne beeinflussen zu können? In unserer Stadt ist das einmal gelungen, aber auch das ist schon sehr lange her . . .
Studenten aus vornehmem Hause haben einst zu Leipzig dieses Experiment gewagt. Ihr Famulus nannte ein Buch der schwarzen Kunst sein eigen. Das nahmen sie auf einen Spaziergang mit ins Connewitzer Holz. Auf einem freien Feld nahe dabei lasen sie darin. Sie fanden, dass man mit gewissen Worten, Beschwörungen und Bewegungen, mit sonderbaren Verrichtungen in der Lage sei, Wetter und Donner sich nach Wunsch zu bestellen.
Da am Himmel kein einziges Wölkchen zu sehen war, meinte einer, dass man's doch einmal versuchen sollte, sich ein Wunschwetter herbei zu zaubern. Die Mehrheit fand den Gedanken gut und war bereit, etwas mit zu tun. Einer zog einen Kreis, der nächste hob eine kleine Grube aus, ein dritter holte Wasser und goss es hinein, der vierte musste es rühren, der fünfte zeichnete Figuren, und der letzte las aus dem Buch im Kreise gehend die vorgeschriebenen Worte vor.
Wie sie das alles so getreu vollführten, verdunkelte sich der Himmel, der eben noch hell gewesen war. Und je mehr sie fortfuhren mit ihrem Zauber, um so schwarzer zeigte sich ein Gewitter an.
Das überwältigte sie derartig, dass sie auf die Knie ?elen und mit erhobenen Händen zu Gott beteten. Sie gelobten feierlich, so etwas zeit ihres Lebens nicht wieder zu tun und allen andern davon abzuraten. Sie hätten aus Fürwitz nur des Teufels Macht probiert und baten um Christi Willen um Vergebung.
Da ist das Gewitter vergangen, und der Himmel wurde wieder so schön und hell, wie er vorher gewesen war. Das Buch aber haben die Studiosi (Studenten), nachdem sie es aufgeblättert und Steine an die Ecken gebunden hatten, in die nahe Pleiße geworfen, wo es vom Wasser bald verdorben ward.