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Der Traum des Mauerseglers

Berndt Seites Gedichte schätzen die Kraft des Moments. Sie tauchen in ihn ein, entdecken Höhen und Abgründe und legen dabei Vers für Vers frei, wie wir durch das Leben gehen, wer wir sein wollen und wer wir – manchmal wider Willen – dabei werden.

Es sind Gedichte, die träumen, schimpfen und scherzen, sie führen uns von leisen Beobachtungen hin zu den ersten Fragen, die damit ringen, womöglich zu den letzten zu gehören.

Der Ritter mit der eisernen Kette

Der Ritter mit der eisernen Kette

Dr. Jürgen Friedel

Der Ritter Georg von Blanck besaß bis 1579 das Rittergut Wahren. Heute steht dort das Gutshaus von 1753. Ritter Georg war ein harter Mann. Seine Untertanen in Wahren und der Umgebung hatten ein schweres Los. Er presste aus ihnen das letzte heraus: sie mussten ohne Bezahlung für ihn arbeiten, hohe Abgaben leisten und nur das Bier kaufen, das er brauen ließ. So finanzierte er das verschwenderische Leben für sich und seine Familie. Dazu war er noch überaus jähzornig.

Während des Kirchenbaus in Wahren forderte er einen Maurer auf, zu ihm auf den Gutshof zu kommen und dort zu arbeiten. Nun gehörte aber dieser Mann nicht zu des Ritters Untertanen, und so weigerte er sich: „Herr, ich bin hier angestellt, die Kirche unseres Herrn zu bauen. Ihr habt mir nichts zu befehlen.“ Der Ritter brauste auf: „Was fällt dir ein?! Hier bestimme ich, was geschieht!“ Ein Wort gab das andere. Beide wurden laut. „Wenn du nicht sofort machst, was ich will . . .“ Der Maurer aber beharrte auf seinem Recht. Das reizte den Ritter aufs Blut. Er zog sein Schwert und erschlug den rechtschaffenen Mann.

Die Untat kam vors Gericht beim Bischof von Merseburg, der der oberste Lehnsherr hier war.

Grafik von Hans Schröter
Grafik von Hans Schröter


Er verurteilte den Ritter von Blanck, bis an sein Lebensende als Zeichen seiner Schuld eine Eisenkette auf dem Leib zu tragen, so dass ein jeder ihn als einen schuldig Verurteilten erkennen konnte.

In der Kirche von Wahren ist der Grabstein des Ritters zu sehen. Man erkennt einen gedrungenen, kräftigen Mann mit Plattenpanzer und Schwert. Die Gesichtszüge sind finster. Die eiserne Kette ist nicht mit dargestellt.

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