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Johann Joachim Winckelmanns Wirken auf Schloss Nöthnitz und in Dresden

Klaus-Werner Haupt

Nach rastlosen Jahren findet Johann Joachim Winckelmann auf dem nahe Dresden gelegenen Schloss Nöthnitz eine Anstellung als Bibliothekar. Die bünausche Bibliothek und die Kunstsammlungen der nahen Residenzstadt ermöglichen Kontakte mit namhaften Gelehrten. In ihrem Kreise erwirbt der Dreißigjährige das Rüstzeug für seine wissenschaftliche Karriere. Sein epochales Werk „Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst“ (1755) lenkt den Blick auf die Kunstsammlungen Augusts III. und ebnet den Weg nach Rom.

Winckelmanns Briefe, von denen mehr als fünfzig aus den sächsischen Jahren überliefert sind, lassen seinen Karrieresprung, aber auch seine persönlichen Nöte vor unseren Augen lebendig werden. Zwei Gastbeiträge über die jüngere Geschichte des Schlosses und die Visionen der Freunde Schloss Nöthnitz e. V. runden den Jubiläumsband ab.

Das Hochzeitswehr

Das Hochzeitswehr

Venedig, Basilica di San Marco  Zeichnung: Ewald Markus Schmidt
Venedig, Basilica di San Marco Zeichnung: Ewald Markus Schmidt
Etwa im Jahr 1500 trat ein junger reicher Kaufmannssohn aus Leipzig eine Reise nach Italien an. Er wollte sich in den großen Handelsstädten am Mittelmeer umsehen und sein Wissen erweitern. Er sah viel Neues, lernte viel und verbrachte einige Monate im sonnigen Süden.
Die Handelsmetropole Venedig gehörte damals schon zum Pflichtprogramm. Dort genoss er die Kahnfahrten in den Lagunen. Aber auch ein sehr schönes Mädchen gefiel dem Deutschen. Er verlobte sich mit ihr.
Als der Vater den Sohn heim rief, damit er im elterlichen Geschäft tätig werden sollte, versprach der Deutsche der schönen Venezianerin, sie sehr bald nachzuholen.
Es verging die Zeit, nach Wochen und Monaten wurden die Briefe immer seltener, die Kaufleute aus Venedig mitbrachten.Der junge Kaufmann hatte sich zu Hause in die Arbeit gestürzt und als der Vater die Tochter eines reichen Handelsfreundes als Braut vorschlug, fügte sich der Sohn. Kein Wort war gefallen von der schönen Verlobten aus dem Süden. Bald fühlte sich der Bräutigam in der neuen Familie wohl. Die Vorbereitungen zur Hochzeit wurden getroffen.
Die Verlobte erfuhr in Venedig von Kaufleuten, die die Briefe gebracht hatten, von diesen Vorbereitungen. Liebeskummer erfasste sie, sie erkrankte und wurde schwermütig.
Seerosen
Seerosen
In Leipzig feierte man inzwischen eine prachtvolle Hochzeit. Der ganze Reichtum der beiden Familien wurde zelebriert. Viele Gäste kamen und feierten mit. Als das Fest zu Ende ging, beschloss man, auf dem Fluss, der Elster hieß, in die Stadt zurück zu fahren.
Das Boot des Brautpaares war prächtig geschmückt. Der frisch vermählte Ehemann steuerte selbst sein Boot. Es kamen Erinnerungen an die schöne Zeit in Venedig auf. Er dachte an das geliebte Mädchen, mit dem er verlobt war. Er blickte auf und glaubte, sie vor sich schweben zu sehen. Sie trug einen Totenkranz im Haar, war unendlich traurig und winkte ihm zu.
In diesem Moment erreichte das Boot das Wehr. Die Strömung des Wassers riss das Boot mit sich. Da half keine Steuerkunst mehr.
Mitfahrende Hochzeitsgäste konnten sich an das nahe Ufer retten. Das junge Paar aber ertrank in den Fluten.
Monate später brachten Kaufleute die Nachricht, dass am Tage des Unglückes auf der Elster die Verlobte in Italien gestorben war.
Im Volksmund wird erzählt, dass alljährlich zur Unglückszeit zwei wunderschöne Wasserrosen dort am Wehr aufblühen, aber nur zwei. Sie verströmen ihren lieblichen Duft, um für alle Zeiten an jene Stelle zu erinnern, wo jenes unglückliche Ereignis stattfand.
Die alte Sage ist neu erzählt von Ursula Brekle.

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