Nee, das geht mer driewer niewer,
Was mer uns jetzt bieden dut,
So ä alwernes Gelawre
Bringt mich fermlich noch in Wut.
Werd wohl eener engel‘sch dichten,
Hat er nich derzu ooch‘s Zeig?
Awer unsre scheene Sprache,
Die, denkt jeder, gann er gleich.
Schreibt da eens: „An eene Milchfrau“*,
Habt‘r so was je geheert?!
Nee, das geht mer driewer niewer,
´S hat mich gradezu embeert!
Ihr meent, wenn‘r ee fer ei sagt
Un fer au da sagt‘r oo,
Hält mer eich fer richt‘ge Sachsen.
Nee, ´s is lange noch nich so.
Basst jetzt uff, was ich eich sage,
Schreibt‘s eich hinder eire Ohr‘n,
Oder lasst mich säch‘schen Verschen
Ginft‘g uns liewer ungeschor‘n.
Wisst‘r, wer de nich von kleen uff
Unsre Sprache gennt, der errt
Lern‘n muss der un Biecher wälzen,
Bis er‘sch endlich weise werd.
Nämlich, wo de alden Deitschen
Schon gesagt ham ei un au,
Da nur heest‘s jetzt hier u Lande
er un oo, merkt‘s eich genau.
Awer wo se frieher sagten
Ü und i, da sprechen mir
au und ei nu äben grade,
Scht‘rsch, grade so wie ihr.
Wenn‘r zählt, sprecht eens un zweee,
Dann gommt awer dreie dran,
Und wer „meene“ sagt statt meine,
Na, der zeigt äm, was er gann!
Kleeder macht der Schneidermeester,
Reesen, doch zerreissen sprich,
Steene hamer viel in Sachsen,
Geene „Schweene“ ham mer nich!
Laufen dun mir nich, mir loofen,
Un fer auch da sagt‘ mer ooch,
„Soofen“ awer dut gee Sachse,
Un fer Bauch spricht geener „Booch“.
Seefe braucht mer, Feife roocht mer,
Niemand „schnoobt“ sich – mit Verloob,
Awer leicht verwechseln gannste
Eechenloob und Eegenlob.
So, nu wisst‘rsch! Wenn‘r widder
Säch‘sche Versche machen dut.
Schießt nich widder solche Becke,
´S bringt mich werklich sonst in Wut!
* Fliegende Blätter 1893, Nr. 2498, 1. Beiblatt
Quelle
Leipzig in Geschichten und Bildern. Leipzig 1928. Dr. Johannes Pöschel.
Bildnachweis
Titel: Gruss aus LEIPZIG, KARL TAUCHNITZBRÜCKE U. REICHSGERICHT; Kartennummer: 4436; Signatur: Erw.Spindler - aus Wikimedia, gemeinfrei.