Lenore sauste ausn Bätt
Un fuhr in ihre Latschen,
Denn‘s schiener, als wenn eener tät
Vorm Hauseunte graatschen.
De Mudder aus dr Gammer schbrach:
„Was märschde denn am Fänster?“
Leonore rief: „Ich guck‘ mal nach.
Ich gloobe, ‘s gomm Geschbänster.“
„I geene Ahnung, dummes Gind.
Was so ä Mädchen schlabbert!
Im Garten draußen seifzt dr Wind
Un‘s Bodenfänster glabbert.“
„Nee, nee, ach Mudder, ‘s muss wär nahn,
ich färchte mich zu Dode!“
„Nimm doch ä Schlickchen Baldrian
Dort driem von dr Gommode.“
Da blätzlich heert Lenore, dass
Ihr Name wärd gerufen,
Un uff dr Dräbbe raschelt was
Un dabbt sich nuff de Schtufen.
Lenore schleicht zum Gorridor,
Ihr Härz globbt in Egstase,
Gen Himmel schteht dr Zobb ämbor,
Galkweiß is ihre Nase.
„Wär is da draußen vor dr Dier?
Welch schaurich Gast uns nahte?“
„Gomm, sießes Bubbchen, effne mir,
Bin Wilhelm, dei Soldate!“
„Du liechst! Mei Schatz där fiel bei Brag
Im Nahgamf mit ä Färde.
Sei Freind, dr Emil Donnerschlag
Grub sälwer‘n in de Ärde.“
„Ruht ooch mei Balch am Frantischek,
das hat nischt zu bedeiten.
De Seele schwang sich frehlich weg
Zu iberärdschen Freiden.
Drum gomm, mei Lorchen, riechle uff,
Mei Flugzeich wartet unten,
Mir gondeln jetzt in Himmel nuff,
Verlähm dort sälche Schdunden.
Kopfbild: Lénore. Les morts vont vite, Palais des Beaux-Arts de Lille (Nord)
Abb. im Text: Illustration von Frank Kirchbach zu der Ballade "Lenore" von Gottfried August Bürger, auf die Lene Voigt ihre Parodie schrieb.