Eine Anzahl Kinder sind emsig mit irgend etwas am Feldrain beschäftigt. Interessiert trete ich näher und erhalte auf meine Frage zur Antwort: „Mir begrahm ä doden Frosch. Schindlersch Walter hält hernachens de Leichenrede.“ Mein Wunsch, zuhören zu dürfen wird gnädig bewilligt unter dem Vorbehalt: „Wenn se uns nich drzwischenquatschen.“
Hier ist Schindlers Rede:
„Liewer Frosch! Mir Ginder un das Freilein dort sin um dich versammelt, weil de geschtorm bist un nich mähr iber Schtock un Schteene hubben gannst. Nu hammer dich in de Ärde neingebuddelt un flanzen dir ä Schtreißchen Bedersilche uff die friehes Grab druff. Ruhe sanft, lieber Frosch! De brauchst nu nich mähr zu friern, wenn dr Winter gommt. Das meeche dir ä Drost sin in dein Grawe drinne. Gee Raubvoochel gann dr ooch nischt mähr duhn, denn dort unten sieht dich ja nich un außerdäm frißtr bloß Lewendches. Also läwe wohl oder vielmähr schlafe scheen in dein Bäddchen un denke immer, wer weeß, wozu‘s gut war, dass de geschtorbm bist. Adjeh.“
* Stötteritz ist ein Stadtteil im Südosten von Leipzig.
Quelle: Der lustige Sachse. 1928
Bildnachweis
Kopfbild aus Wikimedia, gemeinfrei
Abb. im Text:Stötteritzer Wäldchen. Urheber: Poppixx