Zum Gedenken an den deutschen Schriftsteller, Publizisten und Antimilitaristen Erich Mühsam, der am 6.
April 1878 in Berlin als Sohn jüdischer Eltern geboren wurde. Am 10. Juli 1934 wurde er im KZ
Oranienburg ermordet. Seine Ehefrau Zenzl Mühsam beschrieb die Leiche ihres Mannes nach
der Übergabe:
„Der Sarg wurde geöffnet. Vor mir lag mein Mann. Das Gesicht war
bleich, aber ganz, ganz ruhig. Ein Streifen am Hals zeigte mir die
Spuren des Strickes. […] Mein Schwager Hans sagte: ‚Entschuldige,
mein Bruder, ich bin ein alter Arzt‘, zog ihm das Hemd aus, der
Rücken war vollkommen verprügelt, und getötet war er durch eine
Giftinjektion und tot aufgehängt im Abort.“
Ursula Brekle
Von deutschen Dichtern lies am meisten
die, die soviel wie
Mühsam leisten.
Der ist ein großer Schweinehund,
dem je der Sinn für Heine
schwund.
Wer dichten will, der thäte gut,
er macht’ es so, wie‘s
Goethe thut.
Wird noch vom Dichterwert geschwätzt?
Oh nein! Jetzt wird
das Schwert gewetzt.
Es wird sogar schon sehr gewetzt
und
sich damit zur Wehr gesetzt.
»Juchhe!« rief Karl, »juchhe, der Falter!
Er sitzt auf
meinem Federhalter.«
Mein kleines Mädchen reibt sich leise das Aug’, wenn ich nach Leipzig reise.
Sie würden mir eine große Freude bereiten,
wenn Sie meinen
Hund von der Räude befreiten.
Dass man mir doch den Käse nenne,
den ich nicht mit der
Neese kenne.
Der Knabe stiehlt am Baume fleißig,
schon hat er eine
Pflaume bei sich.
Der Sänger singt am Weiher leise,
doch singt er etwas
leierweise.
Mit einem starken Schweden ringen,
ist nicht so leicht wie
Reden schwingen.
Ich bürste in dem Rosenhain
den Rock mir und die Hosen rein.
Ich sing mein Lied und wander’ so,
bald bin ich hier, bald
anderswo.
Man soll sich nicht in Häuschen laben,
wo die Bewohner
Läuschen haben.
Nach Blut ist nicht mein Degen geil –
ich huste drauf im
Gegenteil.
Den Menschen vieles gibt das Leben.
Doch nicht ein jeder
liebt das Geben.
Eh’ du auf andre willst mit Waffen schießen,
musst du erst
selber was zu schaffen wissen.