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Die Liebe in Mythen und Sagen

Florian Russi

Broschüre, 24 Seiten
EUR 2,00

Liebesglück und Liebesleid beschäftigen die Menschen seit Jahrhunderten. Ihren Ausdruck fanden sie in zahlreichen Mythen und Legenden, vom frühen Altertum bis in die frühe Neuzeit.

Sechs Tore, ein Toter und ein Gedenkstein oder das älteste Fußballerdenkmal der Welt

Sechs Tore, ein Toter und ein Gedenkstein oder das älteste Fußballerdenkmal der Welt

Dipl.-Ing. Ing. Jörg Hasse

Skockans Grab auf dem Leipziger Südfriedhof.
Skockans Grab auf dem Leipziger Südfriedhof.

Leidenschaft, Temperament und Übereifer kennzeichnen die Anfangszeit der Leipziger Fußballpioniere. Sie lebten für ihr Spiel, das damals verpönt sogar verboten war. Vor allem sehr junge Menschen, Schüler, Gymnasiasten und Lehrlinge, widmeten sich der neuen Sportart. Neben dem eigenen Spielvergnügen übernahmen sie oft frühzeitig Verantwortung für ihren Verein, denn erfahrene ältere Fuktionäre gab es noch nicht. Die Entwicklung des Regelwerkes der Spieltechnik und -taktik steckten noch in den Kinderschuhen, und so dominierten wohl bei manchem Fußballspiel jugendliches Temperament und Übereifer im Bestreben, ein Tor zu erzielen.

Presseberichte und Aufzeichnungen des Vereins für Ballsport belegen, dass die Menschen im gesamten Land von einem Unglücksfall schockiert waren. 1897 wurde niedergelegt, dass ein Spiel insofern bemerkenswert war, als es das erste und einzige Mal in Deutschland passierte, dass ein Spieler eine Verletzung erlitt, infolge deren er am nächsten Tag verstarb. Der Unglücksfall hat viel Scherereien gemacht. Der Leipziger Ballspielclub hatte am 14. November 1897 ein Freundschaftsspiel mit dem im gesamten Kontinent geschätzten deutschen Fußballclub Prag vereinbart. Da jedoch einige Spieler nicht mitfahren durften, weil das ihre Arbeitgeber verboten, tat sich der Leipziger Ballspielverein mit anderen Vereinen zusammen, und so kam das erste deutsche Städtespiel zustande. Über die Aufstellung der Mannschaft war man sich schnell einig. Weil man auf den als Linksaußen vorgesehenen 20jährigen Johannes Skockan nicht verzichten wollte, musste man noch mit den Eltern sprechen, damit sie ihre Zustimmung gaben. Der Leipziger Elf wäre es sonst nicht gelungen, ihr Städtespiel zu eröffnen. Trotz ihrer 2 : 4 Niederlage hinterließen sie einen guten Eindruck. Dieser ist dem Spieleifer Johannes Skockans zu verdanken. Einer von ihnen, eben Johannes Skockan, wurde verletzt, als er mit dem Knie in den Unterleib getreten wurde. Als die Anderen in der Pause in die Kabine kamen, trafen sie ihn noch lebendig an. Er selbst war der Meinung, dass es sich um eine Verletzung handelt. Während der 2. Halbzeit wurde er nach Prag gebracht, wo die Mannschaft wohnte.

Grabplatte am Denkmal.
Grabplatte am Denkmal.

Gegen Abend verschlimmerte sich sein Zustand so sehr, dass nur diejenigen Spieler zurückfuhren, die am Montag in Leipzig sein mussten. Die übrigen blieben bei ihrem verletzten Kameraden. Johannes Skockan wurde noch am Montag in eine Klinik gebracht, wo er trotz der Bemühungen der Ärzte gegen 13.00 Uhr verstarb. Die Obduktion der Leiche ergab, dass bei dem Tritt in den Unterleib der Dünndarm zerrissen war und Exkremente in den Bauchraum austraten. Die Folge war eine eitrige Bauchfellentzündung, an der Johannes Skockan verstarb. Auf dem damaligen Prager Staatsbahnhof (heute Hauptbahnhof) veranstaltete der Deutsche Fußballclub eine Trauerfeier, an der die deutschen und böhmischen Vereine gemeinsam teilnahmen. Dann wurde der Leichnam von Johannes Skockan, von Leipziger und Prager Sportlern begleitet, nach Leipzig überführt. Am Samstag Vormittag, dem 20. November 1897, wurde auf dem Leipziger Südfriedhof der Fußballpionier bestattet.

Zahlreiche Vertreter der Presse, Mitglieder seines Clubs und Vertreter des Deutschen Fußballclubs nahmen an der Trauerfeier teil. Am Grab sprachen auch die Obmänner beider Vereine. Johannes Skockan, der sein Leben verlor noch ehe es richtig begonnen hatte. Zu seinem Andenken wurde unter Spielern und Fußballclubs gesammelt, um Johannes Skockan ein Denkmal zu setzen. Ein halbes Jahr nach seinem Tod wurde es im Frühjahr 1898 an seiner Grabstätte eingeweiht, noch zweieinhalb Jahre vor der Gründung des Deutschen Fußballverbandes in Leipzig.

 

Es gilt damit als das älteste Fußballerdenkmal der Welt.

Bildnachweis

Alle Fotos: Ursula Drechsel.

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