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Die verlassene Schule bei Tschernobyl - Lost Place

Nic

Am 26. April 1986 kam es im Atomkraftwerk Tschernobyl zu einer der schlimmsten Nuklearkatastrophen. Die freigesetzte Radioaktivität entsprach dem zehnfachen der Atom-Bombe von Hiroshima 1945. Erst drei Tage später wurde die 3 km entfernte Stadt Prypjat evakuiert und alle Bürger mussten ab 14 Uhr "vorübergehend" ihren Wohnort verlassen. Seither ist die Mittelschule der Stadt verwaist.

30 Jahre Leerstand hinterlassen Ihre Spuren. Doch genau die machen den Ort sehenswert. Der Großteil der Mittelschule ist in einem unberührten Verfallszustand. Die Wände verlieren ihre Farbe, die alten Schulbücher erinnern an den einstigen Schulalltag. Das Heft zeigt Klassenräumen, Flure, die Turnhalle und die große Schulaula.

Das Heft bietet in der Mitte ein doppelseitiges Poster.

ISBN: 978-3-86397-121-2

Preis: 3,00 €

Der 9. Oktober - ein besonderer Feiertag in Leipzig

Der 9. Oktober - ein besonderer Feiertag in Leipzig

Dipl.-Päd. Ursula Brekle

Noch im Januar 1989 verkündete Erich Honecker vollmundig, „die Mauer" würde „noch in 50 oder 100 Jahren" stehen. Ein Indiz dafür, dass die Regierenden nicht begreifen konnten (oder wollten?), welche Fragen und Probleme den Bürgern ihres Staates auf den Nägeln brannten.

Denn der schleichende Verfall der Macht des Staatsapparates war auszumachen. So formierten sich 800 Leipziger Bürgerrechtler zu einer Gegendemonstration zum offiziellen Luxemburg-Liebknecht-Gedenken im Januar 1989. Sie liefen vom Alten Markt durch die Stadt. Dabei wurden 10 000 Flugblätter verteilt, 12 Demonstranten wurden verhaftet. Als dieses durch die Westmedien publik wurde, war es auf der in Wien laufenden KSZE-Konferenz Thema und drohte zum Eklat zu werden. Die Leipziger Inhaftierten kamen nach 10 Tagen frei ohne weitere Androhungen von Sanktionen. Und das war dann auch ein kleiner Probelauf und ein Sieg der sich formierenden Bürgerbewegung. Die Fälschung der Kommunalwahlen im Mai, ihre Aufdeckung durch die Bürger und die Proteste stärkten die Opposition gegen die Staatsmacht. Ein weiterer Markstein auf dem Weg zur entscheidenden Schlacht war das Straßenmusikfestival in Leipzig im Juni 1989, das von der Staatsmacht nicht genehmigt worden war und dennoch stattfand. Hier solidarisierte sich das zuhörende Volk auf der Straße mit den Musikanten, als diese auf LKWs gewaltsam verladen und verhaftet worden sind.

Die Ausmaße des wirtschaftlichen Verfalls in der DDR wurden immer deutlicher: Der Zustand der Industrieanlagen, die Bausubstanz in den Städten, der Zustand der Straßen, Luft- und Wasserverschmutzung sind die Nachweise. Und Versorgungsmängel sind das Ergebnis der verfehlten Wirtschaftspolitik. Die DDR-Medien greifen diese Zustände nur sehr zaghaft auf.

Der wachsende Druck durch die Ausreisewelle verstärkt das Desaster. Die ungarische Regierung öffnete in der Nacht zum 11. September 89 die Grenze zu Österreich, die für DDR-Bürger das „Weglaufen“ ermöglichte.
Am 30. September 1989 verkündet der bundesdeutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher in Prag die Ausreiseerlaubnis für ca. 6 000 DDR-Flüchtlingen. Sein Halbsatz, der Rest ging im Jubel unter, ging in die Geschichte ein: „Wir sind heute zu ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute ihre Ausreise...“

Die Bürgerbewegung, die erstarkte, forderte freie und geheime Wahlen, Reise- und Meinungsfreiheit, die Zulassung des „Neuen Forums“ als Oppositionspartei.

Das alles schuf eine explosive Atmosphäre, die sich in der Friedlichen Revolution entlud.

 Präsident George H. W. Bush und Michail Gorbatschow in Helsinki 1990.
Präsident George H. W. Bush und Michail Gorbatschow in Helsinki 1990.

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<p "="">Die Friedliche Revolution wurde möglich durch eine glückliche Fügung:
Am 1. März 1985 trat Michail Gorbatschow mit 54 Jahren das Amt als Generalsekretär des Zentralkomitees der KPdSU an, der einzig führenden Partei in der Sowjetunion. Er versuchte, mit Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) die dringend notwendigen Reformen in der SU einzuleiten. In den Abrüstungsverhandlungen mit den USA, mit einem Vertrag beendet er letztlich den Kalten Krieg; dafür erhält er 1990 den Friedensnobelpreis. Honecker und die Regierenden der DDR lehnten jegliche Reformen ab. Das Volk ging auf die Straßen und wehrt sich, fordert demokratische Rechte ein. Das Volk skandierte „Gorbi, Gorbi“ und appellierte damit auch an ihn: „Keine Gewalt“. Gorbatschow hatte die Größe, die Freiheit der Demonstrierenden nicht zu beenden. In der Folge kam es zur deutschen Einheit. Gorbatschow hat die Welt nachhaltig verändert, steht aber heute in seinem Land als eine tragische Figur da. Auf ihn trifft das Bibelwort zu, wonach der Prophet nichts im eigenen Lande gilt (Matthäus 13,57).

Nikolaikirche, Foto: Archiv W. Brekle
Nikolaikirche, Foto: Archiv W. Brekle

Den eigentlichen Schub erhielt die Widerstandsbewegung eben durch die inzwischen legendär gewordenen Friedensgebete, von den Pfarrern Christoph Wonneberger initiiert, später von Christian Führer weitergeführt, seit Anfang der 80er Jahren gepflegt, jeweils an den Montagen 17.00 Uhr. An der sich anschließenden Demonstration nahmen am 25. September 1989 bereits 5 000 Menschen teil, die vom Karl-Marx-Platz (heute Augustusplatz) über den Georgiring zum Friedrich-Engels-Ring zogen. Trotz der Diffamierung der Demonstranten in den Zeitungen als „ rowdyhafte Elemente" mit ihrer „antisozialistischen Hetzkampagne" (oder gerade deshalb?) formierten sich am 2. Oktober mehr als 20 000 Menschen, die um den Ring zogen und in Sprechchören demokratische Rechte und Freiheiten einforderten. Die Losungen „Neues Forum zulassen!" und „Wir bleiben hier" müssen den Herrschenden wie Drohungen geklungen haben, denn nun wurde klar, das Abschieben der Oppositionellen in den Westen wird nicht mehr funktionieren. Erstmals zogen die Massen an der „Runden Ecke", dem Gebäude der Staatssicherheit, vorbei. Die Angst, die bewusst von der Staatssicherheit verbreitet worden war, verlor an Schrecken. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Elektrostäbe ein, die Kampfgruppen zogen bedrohlich auf. Es gab 20 Verhaftungen. Die meisten wurden am Abend wieder frei gelassen.

Montagsdemonstration in Leipzig (Dt. BA, Fr. Gahlbeck)
Montagsdemonstration in Leipzig (Dt. BA, Fr. Gahlbeck)

Am 9. Oktober 1989 war die Stadt Leipzig abgeriegelt, von Soldaten der NVA und von Polizeikräften und Kampfgruppen belagert. An strategischen Punkten standen Panzerspähwagen. Nicht nur den Leipzigern war klar: Heute fällt die Entscheidung. Der Rest ist Geschichte: 70 000 zogen um den Ring und sorgten für ein Fanal zum Widerstand im ganzen Land. Die Losung „Wir sind das Volk" traf die Herrschenden ins Mark. Und „Keine Gewalt" sorgte zusammen mit dem Aufruf der Leipziger Sechs, verlesen von Kurt Masur, für den friedlichen Verlauf.

An diesem Tag begann der rasante Verfall der Macht der SED-Partei und des Staatsapparates.

In der Folge fiel die Mauer am 9. November und im März 1990 entschied sich das Volk für den Weg in die Einheit Deutschlands.

Die Kerzen, die bei den entscheidenden Demonstrationen um den Ring als Symbole von Hoffnung und Frieden von den Menschen getragen worden sind, veranlassten die Verantwortlichen der Stadt Leipzig, schon am 20. Jahrestag der Friedlichen Revolution mit einem Lichtfest zusammen mit allen Bürgern zu feiern. Der historische Innenstadtring und die Kirchen werden am Jahrestag ab 19.00 Uhr in eine eindrucksvolle künstlerische Lichtinstallation verwandelt. Neben dem Gedenkgottesdienst in der Nikolaikirche um 17.00 Uhr und der Gedenkveranstaltung im Gewandhaus finden zahlreiche andere Veranstaltungen statt.

Leipzig feiert jedes Jahr den 9. Oktober als historisches Datum.

Vergleiche dazu: https://www.leipzig-lese.de/index.php?article_id=1...

Quellen
Jetzt oder nie - Demoktatie! Leipziger Herbst '89. Leipzig 1989
Martin Jankowski: Rabet oder das Verschwinden einer Himmelsrichtung. München 1999
Arnd Brummer (Hg.): Vom Gebet zur Demo. Frankfurt am Main 2009
Ausstellung "Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution" in der Gedenkstätte der Runden Ecke Leipzig, geöffnet bis 30. April 2010

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