Der junge Johann Wolfgang von Goethe verliebte sich im Herbst 1770 heftig in die Pfarrerstochter Friederike Elisabeth Brion (1752-1813), die er in Sessenheim kennenlernte. Über den tiefen Eindruck, den das hübsche und lebensfrohe Mädchen hinterließ, schrieb er später: „...da ging fürwahr an diesem ländlichen Himmel ein allerliebster Stern auf. [...] Schlank und leicht, als wenn sie nichts an sich zu tragen hätte, schritt sie, und beinahe schien für die gewaltigen blonden Zöpfe des niedlichen Köpfchens der Hals zu zart. Aus heiteren blauen Augen blickte sie sehr deutlich umher, und das artige Stumpfnäschen forschte so frei in die Luft, als wenn es in der Welt keine Sorge geben könnte; der Strohhut hing am Arm, und so hatte ich das Vergnügen, sie beim ersten Blick auf einmal in ihrer ganzen Anmut und Lieblichkeit zu sehn und zu erkennen."
Goethe verfasste im Zuge dieser Liebesromanze eine Reihe von Gedichten, die er Sesenheimer Lieder nannte. Davon wurde Das Heidenröslein zum Volkslied, von vielen Komponisten vertont, am bekanntesten ist die Vertonung von Franz Schubert geworden.
Die Liebesbeziehung hielt nur kurz. Im Frühsommer 1771 trennte sich Goethe, Friederike aber verfiel in Liebeskummer. Sie hat nie geheiratet.
Die Inschrift auf ihrem Grabstein lautet: „Ein Stral der Dichtersone fiel auf sie, so reich, daß er Unsterblichkeit ihr lieh!"
Ursula Brekle
Sah ein Knab ein Röslein stehn,
Röslein auf der Heiden,
War so jung und morgenschön,
Lief er schnell, es nah zu sehn,
Sah's mit vielen Freuden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.
Knabe sprach: „Ich breche dich,
Röslein auf der Heiden!"
Röslein sprach: „Ich steche dich,
Dass du ewig denkst an mich,
Und ich will's nicht leiden."
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.