Das Grab von Kurt Masur auf dem Südfriedhof Leipzig, aufgenommen von Ursula Drechsel am 28. Juni 2017. Konnten die Witwe und die Familie noch nicht überzeugt werden, dass es in Leipzig professionelle Friedhofsgärtner gibt? Nicht nur die Bürger Leipzigs warten auf einen Grabstein.
Der langjährige Gewandhausdirektor Dr. phil. Karl Zumpe wurde am 20.05.1924 in Zwickau geboren, am 15.11.2001 starb er in Leipzig. Er sammelte über viele Jahre Anekdoten und Vorkommnisse im Umfeld des Gewandhausorchesters und ihrer Kapellmeister. Diese wurden in dem kleinen Büchlein "Leipziger Gewandhaus Allerlei" veröffentlicht, aus dem wir die folgenden Anekdoten im Andenken an Kurt Masur zitieren. Masur wurde vor 90 Jahren am 18. Juli 1927 geboren.
Durch die Blume gesagt
In
aller Welt hat das Gewandhausorchester begeisterte Anhänger, die
kein Gastkonzert versäumen. Zu ihnen zählt in
Argentinien seit
1980 die reizende Violetta. Auf das Wiedersehen 1988 beim
Brahms-Zyklus in Buenos Aires hatte sie sich
besonders vorbereitet.
Am
ersten Abend saß sie im Parkett unmittelbar hinter dem
Dirigenten
und überreichte Kurt Masur zum Abschluss einen
wunderschönen
Blumenstrauß. Doch damit nicht genug.
Für die folgenden vier Konzerte hatte Violetta einen Platz im obersten Rang gewählt und begrüßte den Gewandhauskapellmeister bei jeder Verbeugung nach dem Finale mit einer Rose. Von den 3000 begeisterten Zuhörern im ausverkauften Teatro Colon wurde jeder Wurf fast wie beim Stierkampf mit Sonderapplaus begleitet.
Computeräpfel?
Während der Salzburger Festspiele stellte die traditionsreiche österreichische Firma Bösendorfer ihr jüngstes Klavierwunder vor, einen Computer-Flügel. Zu seiner Begutachtung waren auch Kurt Masur und der englische Regisseur, Schauspieler und Schriftsteller Peter Ustinov eingeladen. Beeindruckt verließen sie die Schau - und traten vor dem Haus in einen Haufen frischer Pferdeäpfel, die in jenem Sommer die Festivalstadt in »Verruch« brachten.
Viel sagend sah Ustinov den Dirigenten an und kommentierte erleichtert: »Sehen Sie, das kann der Computer eben nicht!«
Der „Vielfraß“
Nach einem Konzertabend in Bern suchten wir ein typisch schweizerisches Speiselokal und fanden es in der zünftigen Gaststätte »Rustica«. Ein hagerer Kellner reichte uns die Speisekarte, deren Angebot jedoch im für uns nicht übersetzbaren Schwyzerdütsch gehalten war. Auf gut Glück bestellte Kurt Masur als Vorspeise »Kuddeln« und dazu aus purem lnteresse ein weiteres unbekanntes Fleischgericht. Da starrte ihn der Ober entsetzt an und sprach belehrend:
»Dasch kannscht nit allesch esse, dasch ischt zuviel für dich!«