Leipziger Bürger, die oft über Jahrzehnte ein Gewandhaus - Abonnement haben, erinnern sich gern an Anekdoten über Franz Konwitschny. Zwei sind hier nacherzählt.
Er gehörte zu den großen Dirigenten, die sich schnell durchsetzen
konnten, auch in etablierten Orchestern. So wusste er, dass es in
jedem Orchester sogenannte „Stimmungsmacher“ gibt, die im Auge zu
behalten waren. In seinem 1. Konzert mit dem Berliner
Sinfonieorchester gelang es dem Dirigenten auf Anhieb sich gegen alle
Widerstände zu halten. Der Grund war ein Diskurs mit dem
Soloflötisten, der als Stimmungsmacher galt: Konwitschny unterbrach
auf einmal und sagte: „Meine Herren, kennen sie eigentlich den
Flötisten?“. Er nannte den Namen des bekannten Musikers. Die
Orchestermitglieder blickten erstaunt und trauten ihren Ohren nicht.
Auch der Soloflötist staunte nicht schlecht und wurde dabei rot.
Gelassen setzte sich der Dirigent hin, schlug die Beine übereinander,
und ahmte die Bewegungen des Musikers nach. Dazu murmelte er
lakonisch: „Also den müssen sie mal Flöten sehen!“
Damit war der Bann
gebrochen.
In einer Probe mit einem anderen Orchester bereitete ein Posaunist Franz Konwitschny erhebliche Probleme. Es wurde deshalb lange geübt; endlich klappte es. Der Dirigent atmete auf und sagte nachdrücklich: „Und morgen Abend bei der Aufführung bitte ich Sie, genauso zu blasen!“
„In Ordnung, Herr Professor“, antwortete der Posaunist, „ich werde es dem Kollegen, den ich heute vertreten habe, ausrichten!“
Bildnachweis
Bundesarchiv, Bild 183-41810-0008 / Naumann / CC-BY-SA 3.0