Leipzig-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Leipzig-Lese
Unser Leseangebot

Roland Opitz
Kennst du Fjodor Dostojewski?

Das Leben Dostojewskis glich einer Achterbahnfahrt: stetig pendelnd zwischen Verehrung und Verachtung, zwischen Erfolg, Spielsucht und Geldnot. Mit 28 Jahren wurde er wegen revolutionärer Gedanken des Hochverrats angeklagt und zum Tode verurteilt, landet dann aber im sibirischen Arbeitslager.
Er gilt als Psychologe unter den Schriftstellern, derjenige der hinab schauen kann in die Abgründe der menschlichen Seele. Diese Biografie ist gespickt mit Auszügen aus seinen Meisterwerken sowie mit einigen seiner Briefe, die einen offenherzigen Menschen zeigen.

Eine alte Theateranekdote

Eine alte Theateranekdote

Heinrich Zschokke 1842.
Heinrich Zschokke 1842.

Heinrich Zschokke (1771-1848) gehörte in seiner Zeit zu den meistgelesenen deutschsprachigen Schriftstellern. Er verfasste im Stile der Räuber- und Schauerromantik einen Roman "Abällino der große Bandit", den er 1795 in eine dramatisierte Fassung brachte. Die Uraufführung des später vielgespielten Stücks fand am 19.05.1795 in Leipzig statt.

 In einer Aufführung ging ein Schuß nicht los.
„Seht, so erhält euch ein Bandit aus Dankbarkeit das Leben, weil ihr ihm bald das seinige rauben wollt", hatte der Abällino auszurufen. Der Gegenspieler aber hatte darauf einen Dolch zu ziehen und ihn gegen Abällino zu zücken, doch der sollte ihm zuvorkommen, indem er seine Pistole auf den Angreifer richtete: „Nun denn, nimm dies!" Er drückte ab, aber es knallte nicht. Um Risiken auf offener Bühne zu vermeiden, wurde es in vergangenen Zeiten so gemacht: Der Schauspieler drückte nur eine ungeladene Pistole ab, geschossen wurde hinter den Kulissen. Und diese Pistole hinter den Kulissen ging also nicht los, und der Kontrahent konnte nicht tot zusammenbrechen.

Heute funktionieren die Bühnenrevolver - jedenfalls meistens. Also damals beim „Abällino" ging er nicht los. Auch ein zweites Mal nicht und ein drittes Mal auch nicht. Abällino drückte immer wieder ab, aber kein Knall - in der Kulisse war ein leises Knacken zu hören. Der Kontrahend grinste und fummelte mit einem Dolch in der Weltgeschichte herum, ohne zuzustechen; denn er musste laut Textbuch ermordet werden, nicht Abällino. Da packte den Räuberhauptmann die Wut. Er warf die Pistole fort, rief das Stichwort noch einmal: „Nimm dies!" - und trat dem Gegner unsanft in den Allerwertesten. Dieser erfaßte die Situation und brach zusammen: „Weh mir! Der Stiefel war vergiftet!" - und starb. Doch jetzt ging in den Kulissen der Schuss doch noch los. Da drehte sich der Vergiftete noch einmal um, sagte: „Auch das noch!" - und verschied endgültig.

                                                          Vorhang

 

Die alte Anekdote wurde nacherzählt von Ursula Brekle.

Weitere Beiträge dieser Rubrik

Goethes Adressen
von Dipl.-Päd. Ursula Brekle
MEHR
Richard Wagner und das liebe Geld
von Dipl.-Päd. Ursula Brekle
MEHR
Anzeige:
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen