Johann Wolfgang von Goethe war tolerant und hatte viel Verständnis für modische Extravaganzen der jungen Leute, erwartete aber das gleiche Verständnis von ihnen. Ein typisches Beispiel war der junge Maler Friedrich Preller, der, von Goethe gefördert, von 1827 bis 1831 ausgedehnte Studienreisen nach Italien unternehmen konnte. Am 17. Mai 1831 besuchte Preller seinen Gönner, der in sein Tagebuch eintrug:
„Er (Preller) zeigte sich. Kranken Ansehens, durch den widerwärtigen Schnurrbart noch unglücklicher aussehend. Leider deutet mir so fratzenhaftes Äußere auf eine innere Verworrenheit. Wer sich in einer solchen unnützen Maskerade gefällt und sich zu den hergebrachten Formen nicht bequemen mag, der hat sonst was Schiefes im Kopf.“
Im Herbst 1831 erzählte Preller Goethe, der den frühen Tod seines Sohnes August nie verwinden konnte, dass er eine Mappe voller Skizzen der Porträts seiner Bekannten in Rom gesammelt habe. Goethe, der selbst ein guter Zeichner war, lieh sich die Mappe aus. Nach einer Woche gab er sie still zurück. Preller ahnte es schon: in der Mappe fehlte das Porträt Augusts. Goethe hatte es an sich genommen.
Diese Anekdote erzählte ein Verehrer in der Goethegesellschaft, die den Geburtstag des Dichterfürsten natürlich auch feiern.