Der
Bildhauer Carl Seffner wurde vor 160 Jahren am 19. Juni 1861 in Leipzig geboren,
wo er am 2. Oktober 1932 starb. Nach einer Ausbildung als Lithograph
studierte er an der Leipziger Kunstakademie (1877-1883) bei Melchior
zur Straßen. Zusammen mit dem Anatom His schuf er das Neue
Bachdenkmal, das wohl neben dem Denkmal des jungen Goethe auf dem
Naschmarkt zu den bekanntesten Werken zählt. Eine Vielzahl
künstlerisch wertvoller Grabdenkmale auf dem Leipziger Südfriedhof
zeugen von seiner Meisterschaft. Verdient machte er sich auch als
Porträtmaler. Die Denkmale für Karl Heine, Kaiser Maximilian und Carl Wilhelm Otto Koch, der
von 1849 bis 1876
Bürgermeister
von Leipzig war. Der
Künstler leitete bis zu
seinem Tod den Leipziger Gelehrten- und Künstlerbund Die
Leoniden und engagierte
sich in der Freimaurerloge Minerva
zu den drei Palmen.
Im Jahre 1902 trafen sich in dem kleinen Leipziger Germania-Bad, das zur DDR-Zeit dann Sommerbad am Scheibenholz hieß, einige bekannte Persönlichkeiten: der Bildhauer Carl Seffner, der Maler und Bildhauer Max Klinger, die Mediziner Spalteholz und Kuckel und der Buchhändler Salomon Hirzel. Sie praktizierten unter Anleitung des Turnlehrers Carl Wehner Leibesübungungen, von Turnvater Jahn kreiert. Eines Tages sprach Seffner den durchtrainierten, athletischen Turner Wehner, der auf allen Turnfesten Europas glänzte, an:
„Sie könnten mir Modell zu dem neuen Goethe-Denkmal stehen.“
Monatelang, täglich drei Stunden, stand Wehner nun auf einem Podest Modell. Seffner aber war bekannt für seine überaus große Genauigkeit und verlangte, Wehner müsse sich in eine neue Technik fügen. Er wurde eingeseift und eingeölt und dann völlig in Gips gepackt. Nach einer Stunde verlangte Seffner:
„Atmen sie tief ein und aus.“
Die Gipshülle zersprang. Die Bruchstücke wurden zusammengesetzt und der Hohlraum dann mit einer Masse ausgefüllt. Der Wehner-Goethe war fertig.
Am 28. Juni 1903, also vor 118 Jahren, fand die feierliche Enthüllung des Goethe-Denkmals auf dem Leipziger Naschmarkt statt. Wehner genoss diese Augenblicke und vergaß sie bis zu seinem Lebensende nicht. Goethe hatte seine Figur.