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Hans-Jürgen Malles
Kennst du Friedrich Hölderlin?

Seine Werke gehört neben denen Goethes und Schillers zu den bedeutendsten der deutschen Klassik, auch wenn sein Leben im Wahnsinn endete. Eine Hinführung zum Verständnis von Hölderlins Persönlichkeit und Werk bietet Deutschlehrer Malles hier. Der Leser erhält Einblicke in ein facettenreiches Leben voller Höhen und Tiefen und darf teilhaben an Hölderlins Begeisterung für die Französische Revolution und die griechische Antike. Auch die Liebe zu Susette Gontard soll nicht unerwähnt bleiben.

Friedrich II. und Ziethen

Friedrich II. und Ziethen

Diplomatie

Friedrich II. Gemälde von Johann Heinrich Christian Franke (1738–1792)
Friedrich II. Gemälde von Johann Heinrich Christian Franke (1738–1792)

In seiner » Hohenzollernlegende« schildert Genosse Maurenbrecher [gemeint ist der Historiker Wilhelm Maurenbrecher], wie Friedrich II. den Eroberungszug nach Schlesien in Szene setzte. Es war mehr ein Überfall als ein ehrlicher Krieg, da der Besetzung jener österreichischen Provinz keine Kriegserklärung, nicht einmal eine diplomatische Aktion vorausgegangen war, Friedrich bemühte sich im Gegenteil, alle Welt zu täuschen. Während die Truppen bereits den Befehl erhalten hatten, zu marschieren – mit Marschroute nach Halberstadt, um die Richtung des Ziels zu verdecken – führte er in Rheinsberg das ausgelassenste Leben, als denke er gar nicht daran, den Frieden irgendwie zu stören. Bezeichnend für diese Art der Diplomatie ist ein Brief, den wir in der »Hohenzollernlegende« abgedruckt finden, Friedrich schrieb in jenen Tagen aus Rheinsberg an einen Freund:

»Es gibt nichts Leichtfertigeres als unsere Beschäftigungen. Wir quintessenzieren Oden, radebrechen Verse, treiben Gedankenanatomie, und bei alledem beobachten wir pünktlich die Nächstenliebe. Was tun wir noch? Wir tanzen bis uns der Atem ausgeht, schmausen, bis wir platzen, verlieren unser Geld im Spiel und kitzeln unsere Ohren durch weiche Harmonien, die, zur Liebe lockend, wieder andere Kitzel erregen. Ein Hundeleben! werden Sie sagen, nicht von dem Leben hier, sondern von dem, das Sie in Kummer und Leiden führen. Genesen Sie von den Wunden der Cythere (Göttin des Liebesgenusses), wenigstens lassen Sie uns von Ihrem Geiste Nutzen haben, wenn die Mädchen keinen von Ihrem Körper haben können.« –

Das war Ende November. Am 16. Dezember überschritten die Truppen die schlesische Grenze, am 3. Januar ergab sich Breslau, am 8. Januar Ohlau, am 9. März Glogau. Nur die Festungen Neiße und Brieg hielten sich noch. Und erst im März 1741 kam ein österreichisches Heer zum Entsatz herbei! Zu spät und zu schwach, um die Eroberung Schlesiens durch Friedrich verhindern zu können.

Ziethen

Ziethen sitzend vor seinem König. Radierung von Daniel Chodowiecki.
Ziethen sitzend vor seinem König. Radierung von Daniel Chodowiecki.


Vom »alten Fritzen« wird erzählt, dass er es liebte, seinen Reitergeneral Ziethen zu hänseln, wobei der erstere nicht immer gut weggekommen sein soll, denn Ziethen war kein Höfling von der heute existierenden Sorte, die vor allen Majestäten die Rücken krumm macht. Einmal, als Ziethen zur Tafel beim König war, befahl dieser, es solle dem ersteren kein Löffel zur Suppe hingelegt werden. Als die Suppe aufgetragen wurde, sagte er zu Ziethen, der ihm gegenüber saß: »Nun lange Er zu, aber ein Hundsfott, wer heute nicht seine Suppe aufisst.« Ziethen tat, als merke er die Absicht nicht, ihn in Verlegenheit zu bringen, sondern schnitt sich ruhig einen Löffel aus einer Kante Brot, die er aushöhlte, und aß mit demselben seine Suppe. Wie er aber fertig war, sah er sich lächelnd bei Tische um und sagte: »Mit der Suppe wären wir fertig, aber nun, meine Herren, ein Hundsfott, wer nicht seinen Löffel aufisst«, – und damit aß er ruhig den seinigen auf.

Quelle

»In Freien Stunden«

Eine Wochenschrift

Romane und Erzählungen für das arbeitende Volk.

Elfter Jahrgang. 2. Halbjahresband. Berlin 1907.

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