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Kennst du Gotthold Ephraim Lessing?
vorgestellt von Jürgen Krätzer

Jürgen Krätzer eröffnet uns eine neue Sicht auf den Autor. Lessing entpuppt sich als schulverdrossener Aufrührer, als Student in „schlechter Gesellschaft" und als leidenschaftlicher Glücksspieler, der sich von Job zu Job hangelt. Bewusst stellte er sich gegen die damaligen Erwartungen und prangerte die Scheuklappen der Gesellschaft an. Krätzer zeigt dies anhand unkonventioneller Fabeln und Gedichte, seiner Kritiken und Briefe. Zugleich setzt er sich mit Lessings neuartiger Theatertheorie und den aufklärerischen Werten in seinen Dramen auseinander. Dabei gelingt es ihm aufzuzeigen, wie relevant und modern deren Themen noch heute sind.

Der Löwe

Der Löwe

Peter Scher

Ohne Worte.
Ohne Worte.

E. C. ist einer von denen, bei deren Anblick die Frauen nicht zu halten sind.

Blutende Herzen bezeichnen seine Bahn. Die stärksten Dammhirsche der Ehe schmettern ihre Geweihe gegeneinander, wenn er in ihr Revier tritt und lächelnd dem Kampf der Gehörnten zusieht.

Als er wieder einmal in der Stadt auftauchte, erschien zwar rechtzeitig in der Zeitung ein warnendes Inserat: Männer, lasst die Frau‘n zu Hause, E. C. geht heute aus! Aber es kam doch wie es kommen musste.

Der an und für sich schon Hinreißende sang in der Oper so über alle Maßen bezaubernd, dass er sich der Leidenschaft der Damen kaum erwehren konnte.

Als die Stunde des Abschieds gekommen war, trat E. C. unter seine Gemeinde und erpresste ihr Tränen der Begeisterung. Im Höhepunkt des Abschiedstaumels klopfte er an sein Glas und sagte – zugleich einem Saaldiener winkend, der einen mäßig großen Henkelkorb am Arm trug: „Allen verehrten Damen, die mir ihre Hausschlüssel zugeschickt haben, meinen gehorsamsten Dank. Diejenigen der verehrten Damen, von deren Freundlichkeit ich leider keinen Gebrauch machen konnte, darf ich bitten, die ihnen zugehörigen Schlüssel selbst herauszusuchen...damit kein Irrtum vorkommt. Schmidt, reichen sie bitte den Korb herum - - -.“

Bildnachweis

Kopfbild: E. C. als Rigoletto. Aus Wikimedia, gemeinfrei.

Zeichnung im Text: Th. Th. Heine. Urheberrechte abgelaufen.

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