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Das Grabmal  des Husarenleutnants Alfred Naumann

Das Grabmal des Husarenleutnants Alfred Naumann

Alfred E. Otto Paul

Grabmal des Husarenleutnants Alfred Naumann auf dem Südfriedhof Leipzig.
Grabmal des Husarenleutnants Alfred Naumann auf dem Südfriedhof Leipzig.

An der nordöstlichen Grenze des Südfriedhofs finden wir am Fuße des Völkerschlachtdenkmals in auffälliger Häufung zahlreiche Kriegergräber der toten Soldaten des I. Weltkrieges. Der ausgeprägte nationalistische Patriotismus des Bürgertums begründete hier vor der imposanten, damals noch baumfreien Kulisse dieses größten europäischen Denkmalbauwerkes den Erwerb einer repräsentativen Erbbegräbnisses für mindestens 100 Jahre.

Und dieser nationalistische Patriotismus imperialer Prägung bewirkte dann auch, dass viele Söhne des Leipziger Bürgertums im Jahre 1914 begeistert in einen sinnlosen Krieg gegen den so deklarierten Erzfeind Frankreich zogen, der sich schließlich zum ersten großen Weltenbrand ausdehnte und an dessen Ende der Untergang der deutschen Monarchie und seines Kaiserreiches stand.

So zieht 1914, gleich zu Beginn des Frankreichfeldzuges, auch der 25jährige Leutnant im Husaren-Regiment No. 19, Alfred Naumann, als Sohn einer angesehenen Leipziger Kommerzienrats-Familie in diesen unseligen Krieg – und stirbt am zweiten Weihnachtsfeiertag 1914 den Heldentod für sein Vaterland, wie es damals hieß.

Nachdem die Leiche des Husarenleutnants in seine Vaterstadt Leipzig überführt war und hier am 11. Januar 1915 eintraf, erwarb dessen Vater, Kommerzienrat Alfred Naumann, am darauf folgenden Tage das Erbbegräbnis No. 66 in der XII. Abteilung des Südfriedhofes auf einhundert Jahre für 5 400 Goldmark. Er bestattete hier nach Errichtung einer Gruft seinen einzigen Sohn. Im April 1915 errichtet der Leipziger Bildhauer Ernst Prösdorf im Auftrag des Kommerzienrates die gewaltige granitene Findlingsgruppe, deren Mittelteil die zulässige Höhe von 4 Metern erreicht und geschmückt wird mit einem Lorbeer umkränzten und Bänder geschmückten Eisernen Kreuz und darunter den Namen des gefallenen Husarenleutnants. Dieses Eiserne Kreuz galt als Symbol besonderer Tapferkeit und militärischer Verdienste des Gefallenen.

Erst nach dem Ende dieses verlustreich verlorenen Krieges entsteht im Jahre 1920 die beeindruckende bronzene Plastik der von dem Sarkophag ihres einzigen Sohnes knienden trauernden Mutter – ein Unikat des bedeutenden Leipziger Bildhauers und Leiters der Bildhauer Klasse an der Kunstakademie Prof. Adolf Lehnert (1862-1948).

In ein Trauergewand gehüllt, hält die Mutter in ihren Händen einen Palmenzweig als Symbol des ewigen Friedens für ihren toten Sohn – ihr Antlitz zeigt stumme, nahezu apathische Züge einer grenzenlosen Trauer. Der bronzene Sarkophag ist bedeckt mit deren Säbel und Gürtelzeug - darüber findet sich ein Lorbeerzweig als Ruhmessymbol. Die Unterschrift Sarkophages lautet gottergeben „Selig sind die da Leid trugen denn sie werden getröstet werden“ und bestärkt die Auffassung eines fatalistischen Lebensendes. Kritik oder Zweifel an der Sinnhaftigkeit des so frühen Todes dieses jungen Mannes sind hier nicht erkennbar.

Den heutigen und künftigen Generationen sei dieses Grabmal auch ein Denkmal gegen übersteigerten Nationalismus, gegen Krieg und Gewalt und eine Mahnung für den Frieden dieser Welt.

Quelle

Paul, Alfred E. Otto: Die Kunst im Stillen. Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen.

Bildnachweis

Foto: Hanka Börner

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