Nathan Söderblom, geboren 1866, war der Sohn eines schwedischen Landpfarrers. Seit seiner Studienzeit war er ein Vertreter der noch jungen ökumenischen Bewegung: Seine ersten Auslandserfahrungen machte er auf einer Reise in die Vereinigten Staaten, wo er 1890 an einer christlichen Studentenkonferenz teilnahm. Von 1894 bis 1901 war er schwedischer Auslandspfarrer in Paris und studierte nebenbei an der Sorbonne, an der er mit einer Arbeit zur persischen
Religionsgeschichte promoviert wurde.
Damit empfahl sich Söderblom für die Professur für Religionsgeschichte in Uppsala, die er von 1901 an innehatte. In seiner Antrittsvorlesung mit dem Titel >>Die allgemeine Religionsgeschichte und die kirchliche Theologie<< entfaltete er sein Programm, das sich gegen die Trennung von Religionswissenschaft und Theologie wendete: Man kann als Theologe Religionsgeschichte treiben, ja man muss es sogar, um die eigene, christliche Religion verstehen zu können. Umgekehrt befähigtnicht >>Objektivität<< zur Religionswissenschaft, sondern die gründliche Kenntnis einer Religion wie des Christentums.
Söderblom wurde in den folgenden Jahren zu einem produktiven religionswissenschaftlichen und vor allem religionsgeschichtlichen Autor. Seine Berufung nach Leipzig im Jahre 1912 verdankte sich der Empfehlung des Kirchenhistorikers Albert Hauck und vor allem der Karl Lamprechts, aber Söderblom folgte dem Ruf nur unter der Bedingung, dass er seine Lehrveranstaltungen in Uppsala weiter halten konnte. Dramatisch waren seine letzten Wochen in Leipzig: Gerade zum Erzbischof von Uppsala berufen, musste er in den ersten Kriegstagen mit seiner Frau Anna - sie war eine der ersten Studentinnen in Uppsala gewesen -- und seinen elf Kindern ausreisen.
Söderblom war für das Bistum Uppsala und somit den Sitz des Primas der Lutherischen Staatskirche von Schweden nicht der erste Kandidat. Vielen galt er als zu liberal und zu wissenschaftlich für dieses höchste kirchliche Amt. Allerdings war er der Wunschkandidat der Regierung. In den folgenden Jahren wuchs seine Prominenz und Popularität nicht nur in kirchlichen Kreisen und weit über Schweden hinaus. Von seinem neutralen Heimatland aus versuchte Söderblom während des Ersten Weltkriegs, Vertreter aus den evangelischen Kirchen der miteinander im Krieg stehenden Staaten an einen Tisch zu bringen - wenn auch ohne Erfolg.
Söderblom gehörte nach dem Krieg zu den führenden Vertretern der Idee, durch den christlichen Versöhnungsgedanken eine neue Gemeinschaft der Völker zu stiften: Für ihn brauchte der Völkerbund eine Seele, und diese konnte nur eine christliche sein. Eine zentrale Rolle in Söderbloms Denken spielte in diesem Zusammenhang das soziale Engagement des Protestantismus. So setzte Söderblom auf den Zweig der Ökumene, der sich >>Life and Work<< (»Praktisches Christentum«) nannte:
Bevor man den mühsamen Weg theologischer Einigung ging, sollten soziale und ethische Grundfragen unter den christlichen Konfessionen - freilich unter Verweigerung der Mitarbeit der katholischen Kirche - geklärt werden. Nach längeren Mühen gelang es Söderblom, 1925 eine große ökumenische Versammlung zu organisieren und rund 600 Kirchenvertreter evangelischer und orthodoxer Kirchen aus 37 Ländern nach Stockholm einzuladen. Für sein Ökumenisches Engagement zugunsten der Versöhnung erhielt Nathan Söderblom 1930 den Friedensnobelpreis.
1931 starb er nach kurzer Krankheit.