Am 19.10.1813 erfolgte der Rückzug der französischen Truppen. Napoleon hatte die Sprengung der Brücke über den Eltermühlgraben vorbereiten lassen. Die Brücke sollte nach dem Rückzug der sich nach Markranstädt bewegenden französischen Truppen gesprengt werden. Als dann aber ein Trupp russischer Jäger auf die fliehenden Truppen das Feuer eröffnete, handelte der für die Sprengung verantwortliche Korporal nach eigenem Ermessen und zündete die Sprengladung vorzeitig, obwohl noch ca. 20.000 Mann jenseits der Brücke waren. Dadurch war deren Rückzug abgeschnitten. Der durch starke Regenfälle angeschwollene Flusslauf verschlimmerte zudem noch die Situation, so dass viele Soldaten durch die Sprengung und beim Durchschwimmen des Flusses ums Leben kamen. Der polnische Fürst und französische Marschall Joseph Poniatowski ertrank ebenfalls in den Fluten. Am Ranstädter Steinweg, heute Jahnallee, Ecke Thomasiusstraße steht das Brückensprenungsdenkmal, das an die Sprengung der Brücke über den Mühlgraben am 19. Oktober 1813 erinnert.
Im Leichenregister des 26. Oktober 1813 findet sich folgender Eintrag:
„Ihre Erlaucht Hr. Joseph Poniatowski, ohngefähr 50 Jahre alt, Kriegsminister und Commandant der Polnischen Truppen, auch Reichsmarschall von Frankreich, welcher am 24.Okt. im Elsterfluß vor dem Ranstädter Thor todt gefunden, am Markte."
Zu dem Tatbestand des Auffindens der Leiche Poniatowski wurde vor dem Stadtgericht in Leipzig eine Befragung des Johann Christian Ludwig Friedrich durchgeführt. Das Protokoll dieser Befragung hat folgenden Inhalt:
„Leipzig, den 25. October 1813
Erscheinet Johann Christian Ludwig Friedrich, Bürger und Fischermeister allhier an Gerichtsstelle und giebt auf Befragen nach vorgängiger Anermahnung zu einer gewissenhaften Anzeige der Wahrheit zu vernehmen:
Auf das Gerücht, daß bei der am 19. hujus erfolgten Einnahme der Stadt Leipzig durch die vereinigte Kaiserl. Russische und Oestreichische, ingleichen Königl. Preußische und Schwedische Armee der Fürst und französische Marschall Poniatowski auf der Flucht in der Elster ertrunken sei, habe er nebst einigen Mitstreitern und seinen Gesellen vorerwähnten Fluß sorgfältig durchsuchet, um wo möglich den Leichnam aufzufinden. Gestern Nachmittags gegen 4 Uhr sei von ihm, ingleichen Johann Christian Meißnern, Johann Adam Volken und Christian Benjamin Meißnern, sämmtlich Fischermeister allhier, ingleichen dem Gesellen Johann Karl Reicherten ohngefähr dreihundert Schritt von dem in dem Richterschen Garten gelegenen sogenannten japanischen Häuschen und zwar nach der Stadt zu der Leichnam eines mit der französischen Generalsuniform, einem Orden und zwei Sternen bekleideten Mannes gefunden worden. Diesen Leichnam, welcher von ihnen sogleich für den des Fürsten Poniatowski Erl. Gehalten worden sei, hätten sie sogleich in Johann Christian Meißners Stube geschafft; woselbst mehrere herzugekommene polnische Offiziere denselben für den Sr. Erlaucht des Fürsten Poniatowski erkannt hätten. Der vorgefundene Orden, der Degen und die Epauletts des Verstorbenen wären Sr. Erlaucht dem Herrn Fürsten Repin übersendet worden.
Auf Vorlesen genehmigt Comparent gegenwärtige Registratur durch seine Unterschrift
Act .ut s.
Philipp Heinrich Friedrich Haensel
Stadtgerichtsnotar
Johann Christian Ludewig Friedrich"
Aus der Wohnung Meißners wurde dann der Leichnam des Fürsten Poniatowski in ein Gewölbe des Rathauses überführt, um später vorübergehend bis zum 17. Juli 1814 in der Ratsgruft auf dem Alten Johannisfriedhof zu verbleiben. Am 17. Juli 1814 fand dann die Überführung nach Warschau statt. 1816 erfolgte die Beisetzung in der Fürstengruft zu Krakau.(2)
Auf dem Alten Johannisfriedhof in Leipzig befindet sich an einer Wand eine Gedächtnistafel, deren lateinische Schrift Bezug auf den Tod Poniatowskis nimmt.
Der deutsche Text lautet:
Dem Fürsten Joseph Poniatowski, dem Oberbefehlshaber des polnischen Heeres, der im Kampfe an der Elster, von seinen Verbündeten abgeschnitten, am 19. Okt. 1813, als er das herandrängende Schicksal zum Stillstand bringen wollte, ertrank.(3,4)An Poniatowski erinnert in Leipzig der Poniatowski - Stein am Poniatowskiplan zwischen Elster- und Lessingstraße. Dieses Denkmal ist stets mit Blumen geschmückt, die polnische Bürger ablegen.
Das Denkmal wurde im Dezember 1813 errichtet.
Auf der Rückseite ist zu lesen: FÜRST JOSEF PONIATOWSKI 6.V.1761 - 19.X.1813
Linke Seite: OBERSTER FELDHERR DES POLNISCHEN HEERES UMGEKOMMEN
IN DEN FLUTEN DER ELSTER
Rückseite (auf Unterteil vertieft): deutscher Text:
HIER; IN DEN FLUTEN DER ELSTER: HAT FÜRST JOSEF PONIATOWSKI; OBERSTER FELDHERR DES POLNISCHEN HEERES; MARSCHALL DES FRANZÖSISCHEN STAATES; DEN RÜCKZUG DES GROSSEN FRANZÖSISCHEN HEERES DECKEND UND ALS LETZTER DAS SCHLACHTFELD VERLASSEND; MIT DREI TÖDLICHEN WUNDEN BEDECKT, AM 19.OKTOBER A.D.1813 SEIN LEBEN BEENDET, DAS ER DEM RUHM UND DEM VATERLAND GEOPFERT HATTE. ER LEBTE 52 JAHRE. DIES MIT TRÄNEN BESPRENGTE BESCHEIDENE ANDENKEN HINTERLIESS SEINEM FÜHRER DER SOLDAT, EIN POLE SEINEM LANDSMANN.
Weiterhin wurde 1863 der Apelstein Nummer 33 östlich von Connewitz am Weg nach Lößnig aufgestellt. Er musste bereits um 1890 erneuert werden, nachdem er 1888 infolge des Baues der Eisenbahnstrecke Leipzig - Hof zeitweilig eingelagert worden war. Der heutige Standort ist in 04279 Leipzig der Rembrandtplatz. Dieser Stein ist eine Kopie des ursprünglichen Steines. Den Originalstein finden wir im Torhaus Dölitz.
Bilder:
Die Abbildung des Gemälde von Juliusz Kossak ist Wikipedia entnommen und gemeinfrei.
Alle anderen Fotos stammen aus dem Archiv U.u.H. Drechsel.
Quellen:
(1) Theodor Apel, Führer auf die Schlachtfelder Leipzigs im October 1813 und zu den Marktsteinen. Albert Hoffmann Verlag Leipzig 1863
(2) D.Naumann: Die Völkerschlacht bei Leipzig. Nebst Nachrichten von Zeitgenossen und Augenzeugen über dieselbe. T.O.Weigel Verlag Leipzig 1863(3) Der Alte Johannisfriedhof in Leipzig. Ein Beitrag zur Stadtgeschichte von Paul Benndorf. H.Haessel Verlag Leipzig 1922
(4) Karl - Heinz Kretzschmar, Leipziger Denkmale, Sax-Verlag Beucha 1998