Von weit her kam er nach Leipzig und blieb der Stadt und ihrer Umgebung treu bis an sein Lebensende. 1887 war Wilhelm Ostwald an die Leipziger Universität berufen worden. Neunzehn Jahre lehrte er dort Chemie und teilweise Philosophie. Unter seinen Studenten waren siebzig Chemiker, die später selbst zu Professoren wurden. Einer der bedeutendsten unter ihnen war Walther Nernst, der 1920 den Nobelpreis für Chemie erhielt.
Ostwald gilt als Mitbegründer der physikalischen Chemie.
1906 legte er sein Lehramt nieder und lebte und wirkte von da an von seinem Landsitz bei Großbothen nahe Leipzig aus als freier Wissenschaftler. Er engagierte sich vielfältig, philosophierte, publizierte, malte, unterstützte die Friedensbewegung von Berta von Suttner, entwickelte den Plan einer Weltbibliothek und trat dem „Deutschen Monistenbund" bei, der sich für ein wissenschaftlich begründetes Weltbild einsetzte. Ideengeschichtlich gehört er zu den Wegbereitern der heutigen weltweiten Informationsgesellschaft.
In dem Buch „Worauf wir stolz sein können" von Florian Russi*) ist Ostwald wie folgt dargestellt:
„Der in Riga geborene Chemiker und Philosoph Wilhelm Ostwald (1853 - 1932) war ein ungewöhnlich vielseitig begabter und gelehrter Mann. Er vertrat die Auffassung, dass eine gute Theorie bald auch zur Anwendung führen müsse und dass alles, was existiert, früher oder später der Wissenschaft zugänglich wird. Er definierte die Materie als Erscheinungsform der Energie und die Energie als einzige Substanz.
Als wesentlichen Unterschied des Menschen zum Tier erkannte er dessen Fähigkeit, körperexterne Energie für andere als lebenserhaltende Prozesse nutzbar zu machen. Ostwald stellte die Rolle der Sonnenenergie als Grundlage des Lebens dar.
Er engagierte sich für den internationalen Austausch auf allen Wissensgebieten und trat für eine wissenschaftlich begründete Welthilfssprache ein. 1909 erhielt er den Nobelpreis für Chemie als Anerkennung für seine Forschungen und Entdeckungen über den Mechanismus der Katalyse und über chemische Gleichgewichtsverhältnisse und Reaktionsgeschwindigkeiten."
* Florian Russi: Worauf wir stolz sein können. Bertuch-Verlag. Weimar 2005 2. Auflage