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Quatsch Didel Datsch

Kinderreime

von Norbert Neugebauer (Autor), Werner Kiepfer (Autor), Petra Lefin (Illustrator)

Kinder wollen unterhalten sein. Sie lieben Geschichten und Spaß, Rhythmus und Reim.
Das Spiel mit den Worten, die einen ähnlichen Klang aufweisen, fasziniert sie. Der Gleichklang und Rhythmus von Versen lassen sie die (Mutter-)Sprache spielerisch erfassen. Dadurch lassen sie sich schnell auswendig lernen, immer wieder nachsprechen und fördern so das Sprachvermögen. - Mit den liebevollen Zeichnungen von Petra Lefin bietet das Heft Unterhaltung für die ganze Familie.

Heinrich von Morungen und Leipzig

Heinrich von Morungen und Leipzig

Dr. Jürgen Friedel

Gedenktafel an der Thoaskirche. Foto: W. Brekle.
Gedenktafel an der Thoaskirche. Foto: W. Brekle.

Eine kleine, fast unscheinbare Inschrift rechts in der Mauer vor dem Haupteingang der Thomaskirche zu Leipzig erinnert daran:

Im ehemaligen Augustiner-Chorherrenstift verbrachte der Minnesänger  Heinrich von Morungen  seine letzten Lebensjahre und verstarb hier um 1220.

Wer war dieser Dichter?

Heinrich von Morungen wurde etwa 1150 auf der Burg Morungen bei Sangerhausen geboren. Er wuchs im ritterlichen Milieu auf und gehörte später zur Hofhaltung des deutschen Kaisers Barbarossa. Dadurch dürfte er viel herumgekommen sein.

Ende des 12. Jahrhunderts trat er in die Dienste Dietrichs IV. von Meißen. Mit ihm soll er an einem Kreuzzug teilgenommen haben. Während Dietrich eiligst heimkehrte, um.die Markgrafschaft von Meißen anzutreten‚ kümmerte sich Morungen noch um die Hinterlassenschaften des Apostels Thomas. Diesem wurde später die Kirche der Augustiner-Chorherren in Leipzig geweiht.  

Abb. des Minnesängers Heinrich von Morungen in der Weingartner Liederhandschrift., 14.Jh.
Abb. des Minnesängers Heinrich von Morungen in der Weingartner Liederhandschrift., 14.Jh.

Danach versah Heinrich seinen Dienst als Ministeriale des Markgrafen. Für seine Dienste dabei wurde er belehnt. Sicher waren es vornehmlich seine künstlerischen Leistungen, seine  Lobpreisungen auf die Größe seines Herrn und auf die Schönheit der ritterlichen Damen, der 'frouwen'‚ die ihm Ehrungen einbrachtenn.

1217 trat er als 'miles emeritus' (pensionierter Beamter würde man vielleicht heute sagen) in das Augustiner-Chorherrenstift ein, das erst 1212/13 gegründet worden war. Aus diesem Anlass bat er seinen Lehnsherrn, sowohl das Lehen (dessen Lage wir nicht kennen) als auch die Jahresrente in Höhe von 10 Talenten (Maßeinheit für eine bestimmte Menge Gold oder Silber) dem Stift zukommen zu lassen. Das Stift war zu dieser Zeit noch nicht sehr groß und hatte auch noch lange nicht den Einfluß, den es sich später über das geistliche Leben der Stadt eroberte. Die Kirche war eine kleine romanische Pfeilerbasilika‚ an die sich nach Norden der Klosterhof mit einem Kreuzgang und die Propstei anschlossen. Das alles wird kaum den Raum der heutigen Thomasgasse überschritten haben.

 Die Stadt selbst hatte etwa die Ausdehnung des heutigen Stadtzentrums, ohne jedoch schon voll ausgebaut zu sein. Immerhin war ja die Stadtrechtsprechung erst um 1165 durch Otto den  Reichen von Meißen erfolgt. Die Straßenkreuzung (via regia / via imperia) bestimmte aber weitgehend den Charakter des Gemeinwesens: ein geschäftiges Treiben, das vor allem auswärtige Kaufleute prägten.

Thomaskirche zu Leipzig. Foto: W. Brekle.
Thomaskirche zu Leipzig. Foto: W. Brekle.

Für Heinrich von Morungen dürften die Leipziger Jahre keine friedvolle Schaffenszeit gewesen sein, denn sie waren gekennzeichnet und getrübt durch erbitterte Streitigkeiten zwischen der jungen Stadt und dem Markgrafen, der nicht so ohne weiteres geneigt schien, die Privilegien, die sein Vater Otto der Reiche der Stadt erteilt hatte, anzuerkennen. Die von ihm beim Papst 1211 durchgesetzte Stiftsgründung war so eine Maßnahme, die Stadt unter seine Botmäßigkeit zu zwingen. Die Leipziger zeigten sich dagegen sehr selbstbewußt. 1213 gingen sie gegen die Bauarbeiten vor, rissen nachts das tagsüber Gebaute nieder und warfen Baumaterial in die Pleiße. Den ersten eingesetzten Propst vertrieben sie.

Nachdem ein Mordversuch am Markgrafen gescheitert war, verständigte man sich schließlich vertraglich. Das war im Jahre 1216. Aber schon 1217 setzte sich der Fürst über alles hinweg und unterwarf die Stadt mit Hilfe des Kaisers. Die Pleißenburg und zwei andere später bald geschleifte Burgen waren die sichtbaren Zeichen der Leipziger Niederlage. Von alledem ist uns in den Versen Heinrichs von Morungen nichts überliefert. Vielleicht überwog aus seiner Sicht der Kunstsinn des Fürsten. Dietrich war nämlich der Schwiegersohn des Landgrafen Hermann von Thüringen, der uns durch den Sängerkrieg auf der Wartburg als großer Freund und Förderer der Dichtkunst bekannt ist. "Tannhäuser"‚ Richard Wagners unsterbliche Oper, erzählt davon. Walther von der Vogelweide, der darin auch vorkomt, war jünger als Heinrich von Morungen. Auch von ihm gibt es Lobsprüche auf den Markgrafen Dietrich. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Heinrich und Walther in Meißen zusammengetroffen sind. Heinrich von Morungens Gedichte sind anmutig und sehr gefühlvoll. Die Natur und die Schönheit der Frauen besingt er. Doch die Liebe (Minne) ist sein Hauptthema.

Die 'frouwe' ist für ihn die Herrin, er ist ihr ‘eigen man', ihr Höriger. Er möchte lieber 'undertan' der Dame seines Herzens als ein König sein. Er zeigt, wie sehr die Minne Quelle alles Guten und Schönen sein kann, wie sehr sie den Wert eines Menschen vergrößert.

Heinrich von Morungen starb wie sein Herr 1222. Aber während Dietrich von seinem Leibarzt vergiftet wurde, wofür ihm unter anderem Leipziger Ritter 100 Mark in Silber gezahlt hatten, starb der Dichter in Frieden als Stiftsherr und bekam ein Grab in der Thomaskirche. Das ging bedauerlicherweise höchstwahrscheinlich beim Umbau der Thomaskirche 1482 -1496 zur spätgotischen Hallenkirche verloren. Ob an seinem Tod eine 'frouwe' schuld hatte, können wir nur mutmaßen. Denkbar wäre es, denn in einem seiner Gedichte beschwert er sich über eine, die immer nur nein sagte.

Originaltext:

Codex Manesse:: Herr Heinrich von Morungen.
Codex Manesse:: Herr Heinrich von Morungen.


NEIN und JA

Vrowe, wilt du mich genern

so sich mich ein vil lützel an

ich enmac mich länger niht erwern

den lip muoz ich verlorn han.

Ich bin siech, min herze ist wunt,

Vrowe, daz hant mir getan

min ougen und din roter munt.

ein Wort du spraeche wider mich,

verkere daz‚ du saelic wip!

...

 

Du sprichest iemer neina, neina, nein

neina, neina, nein.

daz brichet mir min herze enzwein.

Maht du doch eteswenne sprechen ja,

ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja?

 daz lit mir an den herzen na.

Und hier die Übersetzung in die neuhochdeutsche Sprache:


Herrin, willst du mich erretten

so sieh mich doch ein bisschen an:

ich vermag mich länger nicht zu wehrn

das Leben muß ich verloren haben.

Ich bin siech, mein Herz ist wund.

Herrin, das haben mir getan

meine Augen und dein roter Mund.

ein Wort sprachst du gegen mich,

verkehre das, du selig Weib!

...

Du sprichst immer nein, o nein,

o nein, o nein, o nein!

Das bricht mein Herze mir entzwei.

Möchtest du doch zuweilen sprechen ja,

ja, ja, ja, ja, ja, ja, ja?

Das läg mir dem Herzen nah.

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