Leipzig-Lese

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Kästner-Cover

Ich habe gehört, er war gerade auf großer Reise - Dresden, Leipzig, Berlin, München oder so. Soll ich dich mit ihm bekannt machen? Kästner mal ganz privat! Er hat immer eine Menge spannender Geschichten auf Lager. Wenn du Glück hast, trägt er dir sogar ein paar seiner Verse vor - die sind richtig genial!
Wolltest du schon immer wissen, wie der Kinderbuchautor als Kind war, wie er zum Schreiben kam, wofür er sich einsetzte? Hier steht dir der vielseitige Autor persönlich Rede und Antwort. Außerdem zeigt er dir Bilder und Fotos, Briefe, Gedichte und Ausschnitte aus seinen Büchern.

Zu bestellen: http://bertuch-verlag.de/66-0-Kennst-du-Erich-Kaestner.html

Erich Kästner

Erich Kästner

Astrid Koopmann

Kästner in Leipzig als Student  Foto: Archiv Kästner München
Kästner in Leipzig als Student Foto: Archiv Kästner München

Nachdem Erich Kästner am König Georg Gymnasium Dresden ein hervorragendes Abitur abgelegt hatte, welches ihm zum Goldenen Stipendium der Stadt Dresden verhalf, war für ihn klar, dass er studieren würde. So wählte er sich 1919 die  Stadt Leipzig als seinen zukünftigen Studienort aus und konzentrierte sich auf die Fächer: Germanistik, Geschichte, Philosophie, Zeitungskunde und Theaterwissenschaft. Kästner war hungrig nach neuem Wissen, merkte aber bald, dass seine Studienstadt noch viel mehr zu bieten hatte: eine altehrwürdige Universität, die Leipziger Messe, Tageszeitungen, Illustrierte, Theater, Kabarett... Er genoss das pulsierende Flair, welches Leipzig für ihn versprühte!

Mit der Wahl dieses Studienortes hatte er nicht zuletzt auch seiner Mutter einen großen Gefallen getan - lagen doch Dresden und Leipzig nicht weit voneinander entfernt! Ida Kästner kümmerte sich nach wie vor intensiv um ihren Sohn. Sie wusch seine Wäsche und Mutter und Sohn traten in einen regen Briefwechsel miteinander. All seine Sorgen, Probleme und Ängste, sogar seine Liebes- und Beziehungs-geschichten vertraute er ihr auf diesem Wege an. Es verging kaum ein Tag, an dem er ihr nicht schrieb. War keine Zeit für einen Brief, gedachte er ihr zumindest mit einer Ansichtskarte und Frau Kästner tat es ihrem Sohn gleich. Sie schrieb ihm, was er essen und wie er sich anziehen sollte. Sie sorgte sich, dass er zu viel rauchte. Und wenn sie die Sehnsucht zu sehr packte, dann besuchte sie ihn in Leipzig und brachte ihm seine Wäsche persönlich vorbei.

           Muttchenbrief  vom 24. Sept. 1926  (Auszug)

...Hier hat sich inzwischen nichts Neues ereignet...An Ilse habe ich gestern geschrieben. Den üblichen sachlichen Brief. Lange mache ich das nicht mit. Es hat keinen Zweck. Sag mal, Du Muttchen Du: darf ich dieser Tage bißchen Kleingeld schicken? ... Du hast hier so viel ausgegeben! Einverstanden? Ich sitze hier bei Felsche und will nun  zur Post trotteln um daselbst zum reichen Mann zu werden.

Meinem Muttchen 1000 Grüßchen und Küsschen.                                                                      Dein Junge                            

Schnell wurde Erich Kästner jedoch klar, dass seine finanziellen Mittel, trotz Stipendium und Unterstützung durch die Eltern, nicht reichen würden, denn die Inflation machte auch vor Leipzig nicht halt. Er begann, sich zum Lebensunterhalt etwas dazuzuverdienen, und arbeitete z.B. in der Buchhaltung eines Baugeschäftes oder suchte sich abwechslungsreichere Tätigkeiten zu Zeiten der Leipziger Messe. Dennoch kamen Studium und Wissenschaft nicht zu kurz. Kästner war ein ehrgeiziger und fleißiger Student, lernte alte deutsche Geschichte und Literatur, beschäftigte sich mit Goethe und Lessing, mit Sprach- und Literaturgeschichte und der Theaterwissenschaft. In seinem ersten Studienjahr erschienen in einer Sammlung mit dem Titel „ Dichtungen Leipziger Studenten" drei seiner Gedichte. Auch Theaterrezensionen des Studenten Kästner fanden bei den Professoren großen Anklang. Kästners Studienjahre waren geprägt von Wissensbereicherung und neuen Lebenserfahrungen. Es war auch die Zeit der ersten großen Liebe, die er in Ilse Julius fand. Die Beziehung zu ihr hielt 8 Jahre.

Kästners Promotionsurkunde  Foto: UAL
Kästners Promotionsurkunde Foto: UAL

1921 verbrachte Erich Kästner sein viertes Semester in Rostock , das Winter-semester 1921/22 dann in Berlin. In einer Zeit voller Armut und Kohleknappheit bereitete er seine Doktorarbeit vor. Wieder in Leipzig erreichte ihn ein Brief eines bekannten Professors, der ihm eine Doktorandenstelle anbot, bei der er ein wenig Geld verdienen konnte. Kästner war jetzt nicht nur Student, sondern auch literarisch und journalistisch tätig. Mit einer kurzen Glosse zum Thema Geldentwertung machte er beim Verlagsdirektor des Leipziger Tagesblattes  Eindruck und bekam eine Redakteurstelle angeboten. Er arbeitete am liebsten in Cafes und machte diesen Ort zum kreativsten Schreibplatz. Zu einem wichtigen Ereignis in dieser Zeit gehörte auch die Freundschaft mit dem Zeichner Erich Ohser, die in Leipzig entstand.Am 9. August 1925 wurde Erich Kästner der Doktor der Philosophie zugesprochen. Nach einiger Zeit des Zurückziehens aus dem Verlag konnte er danach wieder in die Redaktion zurückkehren. Er schrieb z.B. für das Leipziger Tageblatt und die Neue Leipziger Zeitung. Damit hatte das erste richtige Geldverdienen begonnen.

Anfang 1927 schrieb Erich Kästner das Gedicht „Nachtgesang des Kammervirtuosen", welches von seinem Freund Ohser illustriert wurde. Auf Grund der Freizügigkeit und dem frivolen Charakter des Werkes wurden beide von der Direktion der Neuen Leipziger Zeitung entlassen. Daraufhin beschloss er, Leipzig zu verlassen und nach Berlin zu ziehen.

Über  Erich Kästner erfährt man mehr in  dem von Bernhard Meier und von mir  verfassten Buch "Kennst du Erich Kästner?" in der Reihe "Weltliteratur für junge Leser" des Bertuch-Verlages Weimar. (www.bertuch-verlag.com/)

Nachtgesang eines Kammervirtuosen
Nachtgesang eines Kammervirtuosen

Nachtgesang eines Kammervirtuosen

(Zitat)

Du meine Neunte letzte Sinfonie!
Wenn du das Hemd anhast mit rosa Streifen...
Komm wie ein Cello zwischen meine Knie,
und laß mich zart in deine Seiten greifen!

...

Oh deine Klangfigur! Oh die Akkorde!
Und der Synkopen rhythmischer Kontrast!
Nun senkst du deine Lider ohne Worte...
Sag einen Ton, falls du noch Töne hast!

 

 

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