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Hans Lucke

Das Täubchen, dass den Igel küssen wollte

Geschichten für große und kleine Menschenkinder

Ein Marienkäfer auf der Suche nach seinem siebten Punkt, eine Ameise, die lieber ein Hund sein will, eine fernsehsüchtige Amsel und eine Hexe in der Straßenbahn. Erzählt werden die fantasievollen Geschichten von dem einstigen DNT-Schauspieler, Regisseur und Autor Hans Lucke. 

Werner Heisenberg

Werner Heisenberg

Prof. Dr. habil. Gerald Wiemers

Die Verleihung des Physik -Nobelpreises

Werner Heisenberg und Niels Bohr
Werner Heisenberg und Niels Bohr
Private Kümmernisse und der politische Druck des NS-Regimes veranlassten Werner Heisenberg 1936 zu dem Ausspruch an die Mutter: "Ich muss viel Glück haben, wenn aus meinem Leben noch etwas werden sol!."

Zu seiner Mutter hatte Werner Heisenberg eine enge und liebevolle Beziehung. Er wurde am 05.12.1901 als Sohn eines Universitätsprofessors in Würzburg geboren, dort und später in München wuchs er auf. Bereits seine Lehrer in der Grundschule waren von der Begabung und dem starken Ehrgeiz beeindruckt. Er war allen anderen an Tiefe und Schnelligkeit im Denken überlegen. 1920 bis 1923 studierte er Theoretische Physik in München und promovierte bei A.J.W. Sommerfeld mit „Cum laude". Dann schloss sich das Studium der Physik und Assistenz in Göttingen bei Max Born an, wo er im Alter von 23 Jahren habilitierte. Er ging nach Kopenhagen zu Niels Bohr.
1927 folgte er dann dem Ruf an die Universität Leipzig, wo er das Institut für theoretische Physik leitete.
Hier erhielt Heisenberg am 09.November 1933 ein Telegramm mit folgendem Wortlaut: "Beehre mich Ihnen mitzuteilen, dass die Königl. Schwedische Akademie der Wissenschaften beschlossen hat, Ihnen den Nobelpreis für Physik 1932 zuzuerkennen." Seit 1930 hatte das Nobelkomitee für Physik keinen Preis mehr verliehen und zuvor waren es seit 1922 stets experimentelle Leistungen, die ausgezeichnet wurden. Jahre zuvor hatten Albert Einstein und Niels Bohr für ihre überragenden theoretischen Leistungen die Nobel-Preise für Physik erhalten.

"Vor allem war Werner Heisenberg", wie sein Biograph Helmut Rechenberg schreibt, "im Sommer 1925 der Durchbruch zur Quantenmechanik gelungen, die dann von Max Born (1882-1970), Pascual Jordan (1902-1980) und ihm selbst in Göttingen sowie Paul Dirac (1902-1984) in Cambridge mathematisch formuliert wurde." Bereits im Januar 1926 hat davon unabhängig Erwin Schrödinger (1887 -1961) eine eigene Theorie formuliert, die Wellenmechanik, "die sich noch effektiver auf atomare Probleme anwenden ließ". (Rechenberg, S. 126)
Es war kein Zufall, dass das Nobelpreiskomitee auf die Protagonisten der modemen Atomtheorie aufmerksam wurde. Heisenberg gelang der Durchbruch zur Formulierung der Quantenmechanik, an die der Engländer Paul Dirac vielfach anknüpfte.
"Professor Heisenberg hat den Preis vor mir verdient", bekennt Dirac in einem Interview mit der Neuen Leipziger Zeitung vom 11. November 1933. "Ich bin ganz besonders froh darüber, dass er den Preis für 1932 bekommen hat. Ich folgte seinen Spuren, und ohne seine Vorarbeit wäre meine Arbeit nicht möglich gewesen, und ich hätte den Preis nicht bekommen." Heisenberg erhielt den Nobelpreis 1932 für die Aufstellung der Quantenmechanik und ihrer Anwendung. Dirac und Schrödinger bekamen 1933 gemeinsam den Nobelpreis für "die Entdeckung neuer und nützlicher Formen der Atomtheorie".

Werner Heisenberg etwa 1930
Werner Heisenberg etwa 1930

Die Freude über die hohe Auszeichnung für Wern er Heisenberg war in Leipzig besonders groß. so brachten ihm die studentischen Bewohner des Erich-Bethe-Hauses am Bozener Weg (heute Lichtenbergweg) unmittelbar gegenüber seinem Wohnhaus in mitternächtlicher Stunde spontan einen Fackelzug dar. Zahlreiche Freunde und Zeitgenossen gratulierten, so der Leipziger Oberbürgermeister Carl Goerdeler: "Die Ehrung gilt auch dem leuchtenden Namen unserer Universität, und die Ehrung der Universität ist die Ehre der Stadt." Die Philosophische Fakultät der Universität gratulierten ebenso wie die mathematisch-physische Klasse der Sächsischen Akademie der Wissenschaften durch ihre Vertreter, den Althistoriker Helmut Berve (1896-1979) und den physikalischen Chemiker Max LeBlanc (1865-1943). Besonders erfreut mag Heisenberg über den schriftlichen Glückwunsch einiger seiner Schüler gewesen sein:

Cafe Felsche, den 1O.XI.l933

Ich hab mein' Kopf bei Heisenberg verloren,
Als in der Quanten dunklen Nacht
Versenkt ich war bis über beide Ohren.
Ich hätt' mich beinah' umgebracht.


Ein Lichtquant ist zu mir gekommen
Und hat mir alles klargemacht.
Die Kunde habe ich vernommen:
Jetzt hat man Dir den Nobelpreis gebracht.

Die ordentliche Mitgliederversammlung des
Seminars für theoretische Physik A.G.

Ramesh Majumdar                 Kwai Umeda
Kanetaka Ariyama                  Wolfgang Kroll
Serban Titeica                        Heimo Dolch
Alfred Recknagel.

Briefmarke zum 100. Geburtstag
Briefmarke zum 100. Geburtstag
Es gab aber auch andere Stimmen. Am 11. November 1933 demonstrierten Tausende unter der Schirmherrschaft des NS-Lehrerbundes für den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund. Heisenberg nahm daran nicht teil. Außerdem verweigerte er seine Unterschrift zu einem "Bekenntnis der deutschen Professoren für AdolfHitler"; ein geplanter Boykott von Heisenbergs Vorlesungen durch die NS-Studentenschaft scheiterte noch an den überwältigenden Sympathiekundgebungen der Mehrheit der Leipziger Studentenschaft.
Kaum dreieinhalb Jahre später wird die Auszeichnung ins Gegenteil pervertiert. ,,1933 erhielt Heisenberg den Nobelpreis zugleich mit den Einstein-Jüngern Schrödinger und Dirac - eine Demonstration des jüdisch beeinflussten Nobel-Komitees gegen das nationalsozialistisch gesinnte Deutschland", schreiben "Deutsche Physiker" im "Schwarzen Korps", der Zeitschrift der SS, "Heisenberg ist nur ein Beispiel für manche andere. Sie allesamt sind Stadthalter des Judentums im deutschen Geistesleben, die ebenso verschwinden müssen wie die Juden selbst".
Es sind Freunde und Kollegen, die zu ihm stehen und Ärgeres verhindern. Die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig setzte am 8. November 1937 ein Zeichen und wählte Heisenberg demonstrativ zum stellvertretenden Sekretär ihrer mathematisch-physischen Klasse.

Schon 1933, nur wenige Tage nach der Veröffentlichung durch das Nobelpreis-Komitee, bekam Heisenberg öffentliche Rückendeckung durch die Sächsische Akademie der Wissenschaften und ihrem vorsitzenden Sekretär, den späteren Präsidenten Theodor Frings (1886-1968). Zur
öffentlichen Herbstsitzung der Akademie am 18. November 1933 beglückwünschte Frings den jungen Physiker: "Als Sekretär der philologisch-historischen Klasse darf ich der mathematisch-physischen Klasse unsere Freude darüber äußern, dass sie die Bedeutung Werner Heisenbergs früh erkannt und ihn bereits im Alter von 29 Jahren in die Akademie aufgenommen hat." Dann spricht er Heisenberg unmittelbar an und würdigt dessen öffentlichen Vortrag vom 19. November 1932: "Sie gingen mit uns den verwickelten Weg der physikalischen Naturerklämng seit den griechischen Philosophen, und Sie führten uns in einfacher und klarer Rede von den griechischen Denkern, von Empedokles, Leukipp und Demokrit bis zu dem, den ihre Bescheidenheit nicht nannte - bis zu Werner Heisenberg."

Am 10. Dezember 1933 erhielt Heisenberg in Stockholm aus den Händen des Schwedischen Königs Gustav V. den Nobelpreis für Physik für das Jahr 1932. An der Preisverleihung nahm auch seine Mutter teil. Es war einer der großen Höhepunkte in seinem Leben.

Literatur:

Helmut Rechenberg: Gratulationen zum 1933 an Heisenberg verliehenen Nobelpreis
für Physik 1932, ausgewählt und eingeleitet von H.R., in: Werner Heisenberg
1901-1976. Beiträge, Berichte, Briefe. Festschrift zu seinem 100.Geburtstag.
Hrsg. v. Christi an Kleint, Helmut Rechenberg und Gerald Wiemers. Wiss.
Redaktion Jens Blecher. Stuttgart u. Leipzig 2005. S. 126-141.

Quelle der Bilder: Alle Bilder sind gemeinfrei und stammen aus Wikipedia zu Werner Heisenberg.

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