Leipzig-Lese

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Kennst du Gotthold Ephraim Lessing?
vorgestellt von Jürgen Krätzer

Jürgen Krätzer eröffnet uns eine neue Sicht auf den Autor. Lessing entpuppt sich als schulverdrossener Aufrührer, als Student in „schlechter Gesellschaft" und als leidenschaftlicher Glücksspieler, der sich von Job zu Job hangelt. Bewusst stellte er sich gegen die damaligen Erwartungen und prangerte die Scheuklappen der Gesellschaft an. Krätzer zeigt dies anhand unkonventioneller Fabeln und Gedichte, seiner Kritiken und Briefe. Zugleich setzt er sich mit Lessings neuartiger Theatertheorie und den aufklärerischen Werten in seinen Dramen auseinander. Dabei gelingt es ihm aufzuzeigen, wie relevant und modern deren Themen noch heute sind.

 Dr. Samuel Hahnemann in Leipzig

Dr. Samuel Hahnemann in Leipzig

Hans-Joachim Böttcher

Das Hahnemann-Denkmal in Leipzig. Foto: W. Brekle.
Das Hahnemann-Denkmal in Leipzig. Foto: W. Brekle.

In den Grünanlagen, die sich südwestlich am Leipziger Richard-Wagner-Platz anschließen, steht ein Denkmal für den Begründer der Homöopathie Dr. Samuel Hahnemann. Auf einem hohen Sockel aus Schlesischen Marmor erhebt sich eine Bronzefigur, die den Arzt sitzend darstellt. Geschaffen nach einem Entwurf des Bildhauers F.W. Steinhäuser (1817-1903), hat man sie in der Galvanoplastischen Anstalt E. Braun gegossen. Die Einweihung des Denkmales erfolgte am 10. August 1851 im Rahmen einer Tagung des Homöopathischen Central-Vereins. Die Mittel dazu spendeten im Übrigen Anhänger seiner Lehre aus allen Teilen der Welt.

Unzählig sind die Orte, in denen der am 10. April 1755 in Meißen geborene Hahnemann Zeit seines langen Lebens unstet wirkte. Die Ursachen, warum es ihm so schwer gelang sich fest niederzulassen und eine Existenz zu begründen, waren vielfältig. Hauptsächlich dürften sie wohl darin zu suchen sein, dass er nicht nur ein vom Wesen sehr ruheloser, sondern auch kein sehr umgänglicher und kein verträglicher Mensch war. Eine besondere Verbindung hatte Hahnemann jedoch zu Leipzig.

Schon nachdem er in seiner Heimatstadt die Stadtschule beendet hatte, arbeitete er erstmalig für kurze Zeit (wohl im Sommer 1770) in Leipzig als Kaufmannslehrling, was ihm allerdings überhaupt nicht zusagte. Da er das Glück hatte, ein beantragtes Stipendium zu erhalten, konnte er die Lehre abbrechen und dafür die renommierte Fürstenschule Meißen besuchen. Nach deren Abschluss zog es Hahnemann wieder nach Leipzig, wo er 1775 ein Medizinstudium aufnahm. Das setzte er nach neun Monaten in Wien fort. Da er schon zu jener Zeit mehrere Fremdsprachen beherrschte, was ihn als sehr intelligent und als Sprachtalent kennzeichnet, konnte er sich damit sein Studium sowie sein Leben finanzieren. Dennoch war er gezwungen 1777 seine Ausbildung zu unterbrechen und in Diensten des österreichischen Statthalters von Siebenbürgen mit ihm nach Hermannstadt zu gehen. Anfang 1779 wieder in Deutschland zurück, beendete er sein Studium in Erlangen mit der Promotion. In der Folge versuchte er in verschiedenen Städten sich eine Arztpraxis aufzubauen. Ab 1781 wurde das besonders zwingend, da er in Dessau die Ehe mit der Apothekertochter Henrietta Küchler eingegangen war, die ihm letztlich 11 Kinder gebar, wovon 9 das Erwachsenenalter erreichten.

Samuel Hahnemann auf einem Ölgemälde von Schöppel.
Samuel Hahnemann auf einem Ölgemälde von Schöppel.

1789 siedelte Hahnemann erneut nach Leipzig um, von wo er 1790 aus Gründen der Sparsamkeit ins nahe Stötteritz zog. Hier setzte er natürlich seine schon Jahre zuvor begonnene Tätigkeit als Autor wie auch als Übersetzer medizinischer Bücher intensiv fort. Dazu gehörte die „Materia Medica" des schottischen Arztes William Cullen. Darin führt dieser unter anderem die Wirkung der Chinarinde gegen Malaria auf die Stärkung des Magens zurück. Daraufhin Selbstversuche mit Chinarinde durchführend, wobei ihm die erste Ahnung des Ähnlichkeitsgesetzes kam, führte das den jungen Arzt langsam auf eine neue Bahn der Heilmethode, die späteren Homöopathie. Damit wurde Leipzig zur Geburtsstätte dieser Lehre.

1792 versuchte Hahnemann sich in Gotha und in der Folge in vielen anderen Ortes eine Existenz als Arzt aufzubauen. Daneben führte er  ebenfalls seine Autoren- und Übersetzertätigkeit intensiv fort, da sie wie auch seine wissenschaftliche Arbeit f&uuuuml;r ihn   die Hauptlebensgrundlage war.  Entsprechend seiner gewonnenen Erkenntnisse formulierte er so 1796 den zentralen Grundgedanken seiner neu entwickelten Lehre: „similia similibus curantur" (Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt). Ihren Namen Homöopathie erhielt diese erst 1802. In den Jahren der Forschungen und des Kampfes um Anerkennung seiner These machte er sich viele Kollegen zu erbitterten Feinden, was eben auch einer der Hauptgründe war für seine mehrmaligen Umzüge, um an anderen Ortes zu versuchen sich eine Existenz als Arzt zu schaffen.

Schließlich zog Hahnemann mit seiner Familie im August 1811 wieder nach Leipzig. Inzwischen unter Medizinern als ein sehr streitbarer Mann bekannt geworden, wollte er nun hier an der Universität eine Lehrtätigkeit als Privatdozent aufnehmen. Nach Überwindung verschiedener  ihm in den Weg gelegter Schwierigkeiten sowie der Erlegung von 50 Talern (was ihm sehr schwer fiel!) konnte er endlich an der medizinischen Fakultät im völlig überfüllten Hörsaal seine Habilitationsrede halten. Der allgemein erwartete Eklat blieb jedoch aus, da Hahnemann in lateinischer Sprache das rein geschichtliches Thema behandelte, dass das Helleborus der Antike nichts anderes als Veratrum album (Nieswurz) sei. Eine Verwehrung der Habilitation war dadurch nicht möglich.

Ab dem Wintersemester 1811 konnte Hahnemann nun seine homöopathische Lehre vom Katheder verbreiten. Es war sicher nicht seine Gründung einer Arbeitsgemeinschaft für Arzneimittelprüfung, unter Beteiligung von Studenten, die viele in seine Vorlesungen zog, sondern es war die Art und Weise, also seine manchmal ins unangemessene gesteigerte leidenschaftliche Angriffslust, mit welcher der sehr cholerisch veranlagte Hahnemann seine Vorträge hielt. Diese richteten sich meist gegen Kollegen, die wiederum seine Lehre von Nachbarkathedern aus verhöhnten und verdammten. So kam es, dass das tiefere Interesse der Studenten an Hahnemann und der Homöopathie sehr schnell nachließ. Diese besuchten meist sein Kolleg nur mit der Absicht, durch das Erleben seiner orkanartigen Wutausbrüche gegen die etablierte Heilrichtung und seine Fachkollegen - wobei sie ihn noch nach Kräften reizten - sich eine lustige Stunde zu verschaffen. Neben seiner Tätigkeit als Privatdozent, wovon er nicht leben konnte, führte Hahnemann zu seiner Existenzabsicherung in Leipzig natürlich auch noch eine Arztpraxis.

Da die Fachkreise nicht gewillt waren, sich mit Hahnemanns Homöopathie sachlich auseinander zu setzen, wurde der Kampf darum - zumeist von beiden Seiten - nicht nur mit Gehässigkeit, Spott und Unverstand geführt, sondern, man versuchte selbst durch Ausnützung behördlicher Autorität Hahnemann mit Polizeigewalt aus der Stadt zu vertreiben. Um ihn lächerlich zu machen und zu schaden, wurde 1819, auf Anordnung des Universitätsgerichtes, die im Privatbesitz von Dr. Hornburgs (einem begeisterten Schüler Hahnemanns!) vorgefundene homöopathische Medizin feierlich auf einem Friedhof in die Erde versenkt. 1820 war es dann, als die Leipziger Apotheker Hahnemann wegen Selbstdispensierens (eigene Zubereitung und Abgabe) von Arzneimitteln anzeigten. Wenngleich gerichtlich einen Kompromiss erzielend, gab er dennoch resignierend auf, da die Apotheken natürlich nicht seine von ihm benötigten Medikamente in der gewünschten Form herstellten.

1821 folgte Hahnemann darum dem Ruf von Herzog Ferdinand von Anhalt-Köthen und nahm die Stelle eines Leibarztes bei ihm an. Auf Grund dieser Vertrauensstellung, aber wohl auch da beide Freimaurer waren (Hahnemann schon seit 1777 in Hermannstadt und 1817 in Leipzig) und sich zudem sehr gut verstanden, erhielt er von dem Herzog vielerlei Ehrungen und ein gutes Auskommen. Dadurch vermochte der nun schon 66-jährige von Köthen aus weiter mit allen Kräften für seine Lehre zu kämpfen. So gründete er 1829 anlässlich seines 50-jährigen Dr.-Jubiläums den „Verein zur Beförderung und Ausbildung der homöopathischen Heilkunst". Trotz seiner  in Leipzig erlittenen Anfeindungen, vielleicht auch gerade deswegen, veranstaltete er zu jenem Jubiläum auch eine Geldsammlung, um das homöopathische Krankenhaus Leipzig zu fördern.

S. Hahnemann. Sondermarkenserie Helfer der Menschheit.
S. Hahnemann. Sondermarkenserie Helfer der Menschheit.

Diese für Hahnemann glückliche und schaffensreiche Zeit in Köthen wurde dadurch abrupt gestört, dass 1830 seine Frau Henrietta verstarb. Im Laufe der Jahre international berühmt geworden, besuchte ihn 1834, extra von Paris anreisend, die Malerin Mélanie Marquise d'Hervilly-Gohier, wegen eines Leidens. Der 79-jährige Hahnemann verliebte sich sofort stürmisch in die attraktive 34-jährige Frau. Da auch sie von ihm begeistert war, heiratete das Paar 1835. In der Folge siedelten sie nach Paris über. Hier konnte der nun schon 80 Jahre alte Hahnemann sofort eine sehr angesehene und ökonomisch äußerst einträgliche Praxis für die Hautevolee aufbauen. Als sozial denkender Mensch behandelte er daneben viele Arme umsonst. Unterstützung fand er bei seiner Arbeit durch seine Frau, die - begeistert und autodidaktisch sich die medizinischen Kenntnisse aneignend - in der Praxis engagiert mithalf. So kam es, dass Hahnemann im hohen Alter nun die Anerkennung für seine Lehre fand, um die er Jahrzehnte in Deutschland gerungen hatte. Am 2. Juli 1843 starb Dr. Samuel Hahnemann mit 88 Jahren, weltweit als Begründer der Homöopathie verehrt, in Paris. Seine Ruhestätte fand er zuerst auf dem Friedhof Montmartre und nach einer Exhumierung 1898 zusammen mit seiner Frau Mélanie (gestorben 1878) in einem prächtigen Grab auf dem Friedhof Pére Lachaise.

Grabmal Samuel Hahnemann auf dem Friedhof Père Lachaise. Fotograf: Pierre-Yves Beaudouin.
Grabmal Samuel Hahnemann auf dem Friedhof Père Lachaise. Fotograf: Pierre-Yves Beaudouin.

Umstritten, genauso wie zu Hahnemanns Lebenszeit, ist seine Lehre, die Homöopathie, allerdings auch heute noch.

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