Leipzig-Lese

Gehe zu Navigation | Seiteninhalt
Leipzig-Lese
Unser Leseangebot

Die Fibel zum Dresdner Schriftspracherwerb

Die Fibel ist eine farbenfrohe leseanregende Ergänzung zur Arbeit mit den Schülerarbeitsheften des Dresdner Schriftspracherwerbs. Auch sie basiert auf der gleichen Buchstabenprogression und arbeitet mit Lautzeichen. Zur besseren Lesbarkeit sind die Silben konsequent farbig abgesetzt.

Christian Fürchtegott Gellert als Akademiker und Volksaufklärer

Christian Fürchtegott Gellert als Akademiker und Volksaufklärer

Dipl.-Päd. Ursula Brekle

Ch. F. Gellert Foto: Wikipedia gemeinfrei
Ch. F. Gellert Foto: Wikipedia gemeinfrei

Als Professor an der Alma Mater Lipsiensis 1751 berufen,  genoss Gellert hohes Ansehen. In seine Vorlesungen über Poetik, Stilkunde und Moral drängten sich oft mehr als 500 Zuhörer. Obwohl der junge Goethe lieber naturwissenschaftliche Studien in Leipzig trieb,  Gellerts Vorlesungen besuchte er. Goethe urteilte: „Die Verehrung und Liebe, welche Gellert von allen jungen Leuten genoss, war außerordentlich. Ich hatte ihn schon besucht und war freundlich aufgenommen worden. Nicht groß von Gestalt, zierlich, aber nicht hager, sanfte, eher traurige Augen, eine sehr schöne Stirn, eine nicht übertriebene Habichtsnase, einen feinen Mund, ein gefälliges Oval des Gesichts: alles machte seine Gegenwart angenehm und wünschenswert."  Goethe beschrieb in „Dichtung und Wahrheit" Gellerts Morallehre als „Fundament der deutschen sittlichen Kultur".

Berühmtheit und Erfolg in Deutschland erlangte Gellert aber als Fabeldichter und Volksaufklärer. Er wollte „dem, der nicht viel Verstand besitzt, die Wahrheit durch ein Bild sagen". Er schrieb: „Mein größter Ehrgeiz besteht darin, dass ich den Vernünftigen dienen und gefallen will, und nicht den Gelehrten im engeren Verstande."

Ein humorvolles Beispiel des Fabeldichters sei vorgestellt:

 

                       Der Tod der Fliege und der Mücke

                       Der Tod der Fliege heißt mich dichten;
                       Der Tod der Mücke heischt mein Lied.
                       Und kläglich will ich dir berichten,
                       Wie jene starb, und die verschied.

                       Sie setzte sich, die junge Fliege,
                       Voll Muth auf einen Becher Wein;
                       Entschloß sich, that drey gute Züge,
                       Und sank vor Lust ins Glas hinein.

                       Die Mücke sah die Freundinn liegen.
                       Dieß Grabmal, sprach sie, will ich scheun.
                       Am Lichte will ich mich vergnügen,
                       Und nicht an einem Becher Wein.

                       Allein verblendet von dem Scheine,
                       Gieng sie der Lust zu eifrig nach;
                       Verbrandte sich die kleinen Beine,
                       Und starb nach einem kurzen Ach.

                       Ihr, die ihr euren Trieb zu nähren,
                       In dem Vergnügen selbst verdarbt!
                       Ruht wohl, und lasst zu euren Ehren
                       Mich sagen, daß ihr menschlich starbt.

 

Quellen:

Gellert, Christian Fürchtegott: Fabeln und Erzählungen. 1746/1748
Goethe, Johann Wolfgang von: Dichtung und Wahrheit. Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig O.J.

Anzeige:
Unsere Website benutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung unserer Inhalte stimmen Sie der Verwendung zu. Akzeptieren Weitere Informationen